Ostern – trotz / gerade wegen Corona?!

Osterkerse

„Lichtblick“ der deutschen Seelsorger auf Teneriffa – diesmal von Pfarrer Patrick Lindner von der Katholischen Gemeinde Teneriffa Nord

Teneriffa – Auch wenn das eigentliche Fest nun schon ein paar Tage zurückliegt, möchte ich es nicht versäumen, Ihnen allen ein gesegnetes Osterfest zu wünschen!
Ostern: Dieses Jahr eben einmal ganz anders als gewohnt: Kein Ostergottesdienst in der Kirche, keine Besuche bei Verwandten und Freunden, kein großer Osterschmaus.
Ich habe z.B. dieses Jahr das Osterfeuer im Garten von Haus Michael entzündet und nicht vor unserer Kapelle „San Telmo“. An diesem Feuer, welches, wie es in der Liturgie heißt, das „Dunkel der Nacht erhellt“ habe ich dann – quasi gemeinsam mit Papst Franziskus (ich habe die Osternachtsfeier per TV mitgefeiert) – dort die diesjährige Osterkerze (siehe Bild) entzündet.
Die Osterkerze soll uns das ganze Jahr über daran erinnern, dass das Leben über den Tod gesiegt hat: Durch Gottes Kraft in der Auferstehung Jesu! Auf diese Kraft dürfen wir besonders in diesen für viele so schwierigen Tagen hoffen und auf sie vertrauen.
Im Normalfall zünden die Gläubigen ihre kleineren Osterkerzen an der großen Osterkerze beim feierlichen Einzug in die dunkle Kirche an; Das Licht verteilt sich in die Runde und erleuchtet so den ganzen Raum. Für mich ein Symbol dafür, dass auch wir aufgerufen sind, diese frohe, lichtbringende Botschaft hinein in die Dunkelheiten unserer Welt und Zeit zu verkünden.

In einem Gebet aus dem 14. Jahrhundert heißt es: „Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun. Er hat keine Füße, nur unsere Füße, um Menschen auf seinen Weg zu führen. Christus hat keine Lippen, nur unsere Lippen, um Menschen von ihm zu erzählen. Er hat keine Hilfe, nur unsere Hilfe, um Menschen an seine Seite zu bringen.“
Dieses Gebet – und natürlich auch der Umstand der „Corona-Krise“ – haben mich dieses Jahr bei der Gestaltung der Osterkerze inspiriert: Hände und Füße, so unterschiedlich, wie jeder Mensch einzigartig ist. Hände und Füße, die den Weg zueinander, miteinander finden – wenn auch im Augenblick nicht physisch, körperlich, so doch zumindest in Gedanken, vielleicht auch im Herzen. Füreinander DA-SEIN – trotz räumlicher Distanz. Hände und Füße, die im Augenblick eben auch einmal stillhalten müssen – füreinander! Sie bilden das Zeichen des Kreuzes – Zeichen für Leiden und Tod.
So verwundert es nicht, dass sich dieses Jahr in der Kreuz-Mitte das Symbol des Virus findet, welches weltweit Menschen betrifft, betroffen macht, ja, auch Leiden und Tod bringt.
Die Seitenwunde Jesu, symbolisiert durch den schwarzen Nagel in der Mitte, soll zum Ausdruck bringen, dass Christus eben auch in dieser Krise mit uns Menschen leidet, dass er uns zur Seite steht – er lässt uns nicht allein!
So, wie das Kreuz aber eben nicht nur das Zeichen für Leiden und Tod ist, sondern für uns Christen durch die Auferstehung Jesu zum Zeichen des Lebens und der Hoffnung wurde, so soll uns auch die diesjährige Osterkerze Hoffnung schenken.
Ich persönlich habe zumindest die Hoffnung, dass sich durch diese Krise einiges in unserem Leben, in unserer Gesellschaft ändern könnte: Neben der schmerzhaften Erkenntnis, dass wir trotz aller Technik und Wissenschaft eben nicht alles in der Hand haben; neben der Erkenntnis, dass wir als Menschheit alle gemeinsam betroffen sind, egal ob reich oder arm, schwarz oder weiß, oder… – stellt sich für viele nun intensiver als sonst die Frage, was denn wirklich wichtig ist im Leben.
Und plötzlich merkt man, dass nicht Geld, Karriere, Ruhm, oder was auch immer, wichtig sind. Ganz andere Werte rücken in den Mittelpunkt.
Papst Franziskus hat es, wie ich meine, am Palmsonntag sehr treffend gesagt, indem er auf die „Helden dieser Tage“ hinwies und diese und deren Dienst gerade den Jugendlichen als Vorbild empfahl: Menschen, die für andere DA sind, sich einsetzen, sogar ihr Leben einsetzen, oder doch zumindest vieles im Dienst für andere aufopfern.
Ich hoffe, dass dieser Gedanke des Miteinander, des Füreinander, die Achtung und Wertschätzung des Dienstes auch überdauert in die Zeit „nach Corona“ – dann könnte einiges sogar besser werden als vorher.
Nach Ostern war die Welt nicht mehr dieselbe wie zuvor.
Auch nach Corona wird die Welt anders sein. Aber hoffentlich ebenso: Eine bessere, liebevollere, hoffnungsvollere, mit Leben und Geist erfüllte Welt!
Achten Sie auf sich – und bleiben Sie gesund!

Ihr
Pfarrer Patrick Lindner

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