Pferdebaden zu Ehren von San Sebastián


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Adeje feierte seine ganz spezielle Fiesta

Jedes noch so kleine Dorf feiert hierzulande seine Heiligen, denen die Kirchen geweiht sind. In Adeje ist es unter anderem San Sebastián, ein wichtiger Schutzpatron der Bauern und Viehzüchter.

Am 20. Januar fand, wie jedes Jahr, die große Prozession ihm zu Ehren statt. Jedes Jahr kommen mehr Pilger und Schaulus­tige, in diesem Jahr waren es über 20.000 Menschen, die sich das Spektakel nicht entgehen lassen wollten. Denn in Adeje hat sich eine ganz spezielle Tradition entwickelt, sehr zur Freude der Zuschauer.

Das Programm begann um 12 Uhr mit einem Festgottesdienst. Danach trug man den heiligen Sebastian zu seinem jährlichen Ausflug an den Strand. Begleitet wurde er von Hunderten von Tieren: Ochsen, Ziegen, Hunde, Esel sowie mehr als 50 Pferde samt Reiter. An der Playa von La Enramada warteten schon Tausende von Schaulustigen, viele schon seit Stunden, weil sie sich die besten Plätze sichern wollten für das nun folgende Spektakel: Hier treiben nämlich die Reiter ihre Pferde zu einem Bad ins Meer, was nicht immer einfach ist. Einige Pferde haben einfach keine Lust zu baden, und so landet so mancher Reiter selbst im Wasser. Die Kunst ist es dann, auf das nasse Pferd wieder heraufzukommen und sicher zurück aufs Trockene zu gelangen, was, wie langjährige Besucher versichern, jedes Jahr besser gelingt. Wegen dieses Brauchs, dessen Sinn man in einem alten Reinigungs- und Fruchtbarkeitsritual vermutet, avanciert Adeje in jedem Januar zum Treffpunkt der Pferdefreunde.

Doch nicht nur Reiter treffen sich zur Fiesta. Auch die Gemeinde der Gomeros, die auf Teneriffa leben und arbeiten, nutzt das Fest, um den Schutzpatron ihrer Hauptstadt zu feiern. Aufgrund dieser Verbundenheit hat man sogar in der Kirche des Ortes eine getreue Kopie der „Jungfrau von Guadalupe“, der Patronin von La Gomera, aufgestellt. Doch noch eine Heilige wird an diesem Tag geehrt: die „Jungfrau der Inkarnation“, deren Standbild die nächste Station der Prozession ist, bevor diese zum Kirchplatz zurückkehrt, wo die Fiesta erst richtig beginnt. Die Jungfrau ist der Legende nach zum ersten Mal an der Playa von La Enramada erschienen, wo man für sie die erste Kapelle überhaupt im Süden der Insel baute. Dorthin pilgern noch heute solche, die „mühselig und beladen sind“, und von vielen Heilungen zeugen die ausgestellten Devotionalien und Danksagungen. So wurde die „Jungfrau der Inkarnation“ folgerichtig auch die Schutzheilige von Adeje, was auch erklärt, warum die Pferde ausgerechnet an diesem Strand gebadet werden müssen. Auch wenn die wenigsten Besucher die Geschichte kennen, so genießen sie doch die Fiesta und sorgen so dafür, dass die Tradition für die Wissenden und die Gläubigen erhalten bleibt und der heilige Sebastian auch weiterhin seinen jährlichen Ausflug zum Strand machen darf.

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