Polemik um Biographie von Esperanza Aguirre


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Die Madrider Regierungschefin kennt kein Pardon mit Alberto Ruiz-Gallardón, dem Bürgermeister der Hauptstadt

Kaum jemand scheint wirklich zu verstehen, was Esperanza Aguirre, Madrids erzkonservative Regionalregierungschefin, mit den bissigen Kommentaren bezwecken will, mit denen sie ihren Parteigenossen Alberto Ruiz-Gallardón in ihrer kürzlich erschienenen autorisierten Biographie „Esperanza Aguirre – Die Präsidentin“ bedachte.

Madrid – Insbesondere weil Ruiz-Gallardón nicht nur derselben Partei (PP) angehört, sondern außerdem Bürgermeister Madrids ist, beide also auf eine enge, effiziente Zusammenarbeit angewiesen sind.

Skandal sechs Monate vor den Kommunalwahlen

Nichtsdestotrotz – und obwohl sich keine Partei knapp sechs Monate vor den nächsten Kommunalwahlen, wo beide Politiker erneut für ihre Partei und Amt kandidieren werden, einen derart überflüssigen Skandal leisten kann – ging Aguirre unverständlich hart mit Ruiz-Gallardón ins Gericht. So pflege der Madrider Stadtvater absichtlich sein progressives Image von einem „Politiker der Mitte“, einzig und allein, um das ihrige ins schlechteste Licht zu rücken, sprich in die ranzigste Sparte der Konservativen. Des Weiteren beschuldigte sie Ruiz-Gallardón, der sich tatsächlich des Rufs eines gemäßigten PPlers erfreut, bereits vorher von dem so genannten Tamayazo-Skandal gewusst und dennoch nicht seine Partei informiert zu haben. Bei dem Tamayazo-Skandal handelt es sich um zwei Madrider Abgeordnete der Sozialisten, die 2003 dank ihres „absichtlichen“ Fernbleibens der Wahl des neuen Parlamentsvorsitzenden der PP zum Sieg im Madrider Rathaus verholfen hatten, der eigentlich den Sozialisten gebührte.

Trotz weiterer Anschuldigungen verschiedenster Art weigerte sich Ruiz-Gallardón standhaft, die Polemik durch Kommentare seinerseits noch mehr anzufachen. Auf die eindringlichen Fragen der Journalisten antwortete er lediglich, er habe das Buch noch gar nicht gelesen. Es läge zwar bereits auf seinem Nachttisch, er werde es aber erst am 28. Mai 2007, also einen Tag nach den Kommunalwahlen, lesen.

Die Tatsache, dass er trotz Einladung nicht zur öffentlichen Vorstellung des Buches erschien, ist jedoch mit Sicherheit aussagekräftiger als manch ein Kommentar.

Im Grunde hat sich Esperanza Aguirre mit ihrer erstaunlichen „Offenheit“ in ihrer Autobiographie ins eigene Fleisch geschnitten. Denn Kommentare wie, dass sie trotz ihres hohen Gehalts oft Schwierigkeiten habe, bis zum Ende des Monats über die Runden zu kommen, hat für weit mehr Negativ-Schlagzeilen gesorgt, als ihr Versuch, ihren Parteigenossen Ruiz-Gallardón zu diskreditieren.

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