Positiver Wirtschaftstrend wirkt sich nur bedingt auf den Arbeitsmarkt aus


Miguel Cardoso, Chef-Ökonom von BBVA Research España, und José Manuel Martín, Direktor von BBVA Canarias, bei der Präsentation der Ergebnisse Foto: EFE

Die neueste Studie von BBVA Research für 2018 prophezeit ein überdurchschnittliches Wachstum

Kanarische Inseln – Die Forschungsabteilung der BBVA-Bank, BBVA Research, stellte Mitte Mai den neuesten Wirtschaftsbericht mit den Prognosen für das kommende Jahr vor. Dabei zeigten sich die Wirtschaftsexperten dieser Bank zuversichtlicher als ihre Kollegen von anderen Institutionen und prophezeiten ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum von 3,5% des BIP für dieses und 2,8% des BIP für das kommende Jahr. Allerdings soll die Arbeitslosenquote da nicht mitziehen und bis Ende 2018 nur auf 21,5% zurückgehen.

Miguel Cardoso, Chef-Ökonom von BBVA Research España, erklärte, der wieder auflebende Konsum, die Erholung des Immobilienmarktes und der Tourismus-Boom hätten BBVA Resarch zu den guten Prognosen, das Wirtschaftswachstum betreffend, veranlasst. Selbst der steigende Erdölpreis und eventuelle negative Auswirkungen des Austritts von Großbritannien aus der Europäischen Union könnten diesen Trend nicht beeinflussen.

Allerdings werde die kanarische Wirtschaft weiterhin große Schwächen aufweisen: Die hohe Arbeitslosigkeit – die Quote soll von aktuell 25% bis Ende 2018 nur auf 21,5% sinken. Die wird somit die Vorkrisen-Quote immer noch um sieben Prozentpunkte übertreffen, und der hohe Anteil an zeitlich begrenzten Arbeitsverhältnissen. Dieser Anteil ist erheblich angestiegen und umfasst mittlerweile ein Drittel aller Arbeitsverhältnisse, was sich wiederum negativ auf das Konsumverhalten der Bevölkerung auswirkt. Die Experten warnen davor, dass die kanarischen Unternehmen es derzeit als Risiko einstuften, mehr, bessere und langfristige Arbeitsverhältnisse zu schaffen.

Die Wirtschaftsexperten sehen insbesondere auf dem Arbeitsmarkt enormen Handlungsbedarf. „Den Arbeitslosen müssen die nötigen Instrumente zur Verfügung gestellt, und es muss erheblich mehr Geld in ihre Aus- bzw. Weiterbildung investiert werden,“ rät Cardoso. Für die Arbeitsmarktpolitik sei die Regionalregierung zuständig, die dafür sorgen müsse, „den Arbeitslosen die Fähigkeiten zu vermitteln, die auf dem Arbeitsmarkt gefragt werden“.

Sicheres Urlaubsziel Kanaren

Die Vertreter von BBVA Research stimmten überein, dass die internationale Lage dem kanarischen Tourismus zugutegekommen sei. Die Konflikte im Mittelmeerraum hätten den Kanaren mehr Urlauber gebracht, während sich der Brexit noch nicht negativ ausgewirkt habe. Der niedrige Ölpreis, die Abwertung des Euro und ein Gefühl der Unsicherheit hätten dazu beigetragen, dass die Kanaren im Tourismus einen Rekord nach dem anderen registrierten.

Den Untersuchungen zufolge sei 70% (Provinz Las Palmas de Gran Canaria) bzw. 30% (Provinz Santa Cruz de Tenerife) des zwischen 2010 und 2016 registrierten Anstiegs an Hotelübernachtungen auf die politischen Konflikte der Konkurrenzziele zurückzuführen, was zu denken gebe.

Im Gegensatz zu der allgemeinen Meinung der Politiker sehen die Wirtschaftsexperten der BBVA es nicht als Problem an, dass die kanarische Wirtschaft auf den Tourismus konzentriert ist. „Andere Regionen wünschten sich, diese Spezialisierung zu haben,“ meint Cardoso. Bei der Diversifizierung der kanarischen Wirtschaft handele es sich um ein langfristig anzustrebendes Ziel, wofür die Grundlagen noch nicht vorhanden seien.

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