„Proyecto Castor“ wird abgewickelt


Die Plattform soll abgebaut und die ehemalige Ölförderstätte versiegelt werden. Foto: efe

Die Regierung bereitet die Anweisung zur Schließung des geplanten Gaslagers vor und bezeichnet das Projekt als „unnötig“

Madrid – Eine Anweisung der Regierung zur endgültigen Beendigung des fehlgeschlagenen Gaslagerprojekts Castor, im Mittelmeer vor der Küste von Castellón, steht unmittelbar bevor. Das Umweltministerium hat einen Vorschlag abgefasst, der dem Ministerrat vorgelegt werden soll. Er beinhaltet den Abbau der Plattformen und die Versiegelung der Bohrlöcher der ehemaligen Erdölförderstätte.
Aus dem Papier geht des Weiteren hervor, dass eine Erneuerung der Verschlüsse der Förderstätte ohnehin notwendig wird und eine weitere Verzögerung deshalb zusätzliche Kosten verursachen würde. Zudem kommt das Umweltministerium zu der Einschätzung, das geplante Lager sei ohnehin für die Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung nicht notwendig gewesen.
In der Planung für Elektrizität und Gas für den Zeitraum 2008 bis 2016, den die sozialistische Regierung unter José Luis Zapatero 2008 verabschiedet hatte, war die unterseeische Lagerstätte noch als „dringend“ eingestuft worden. Aus heutiger Sicht des Energie-Staatssekretariats wich die Einschätzung des Erdgasbedarfs auf 650 Terawattstunden (TWh) erheblich von der realen Nachfrage ab, die sich mit 322 TWh als nur etwa halb so groß erwies. Zurzeit liegt die reale Nachfrage bei 350 TWh, und das Umweltministerium erwartet für die Zukunft keine erheblichen Steigerungen.
Der Nutzen und die Machbarkeit eines unterseeischen Lagers vor der Küste von Castellon wird als zweifelhaft eingeschätzt, während das Energieunternehmen Enagás andererseits erhebliche Instandhaltungskosten von jährlich acht bis neun Millionen Euro zu tragen hat. Um die Sicherheit von Castor zu gewährleisten, wird eine 24-Stunden-Überwachung mit einem Schiff und einem Helikopter unterhalten, sowie die regelmäßige Überprüfung durch ein unabhängiges Unternehmen, Lloyd’s Register, bezahlt.
Das Castor-Projekt wurde 2014 gestoppt, nachdem es im Sommer 2013 um Vinaròs unweit des in der Erprobung befindlichen Gaslagers zu Hunderten von Erdbeben gekommen war. Die Regierung Rajoy verabschiedete seinerzeit ein Dekret, welches die Zahlung von 1,35 Milliarden Euro – die Kosten für den Bau der Anlage – an die Betreiberfirma sowie die Erstellung eines geologisches Gutachtens anordnete.
Das Gutachten wurde im Jahr 2017 vorgelegt und kam zu dem Schluss, dass die Befüllung der ehemaligen Erdölreservoirs mit Gas zum Zwecke der Lagerung ein erhebliches Erdbebenrisiko mit sich bringe und sogar noch schwerere Erdbeben verursachen könnte als die bisher beobachteten. Damit war das Gaslager nicht mehr genehmigungsfähig, und es bleibt nur noch der Rückbau der Anlage, die nun beschlossen und in die Wege geleitet wird. Dreizehn Bohrlöcher, die bisher nur vorläufig verschlossen wurden, müssen nun permanent versiegelt werden. Der Rückbau von Castor wird rund 260 Millionen Euro kosten und voraussichtlich fünf Jahre dauern.
Die milliardenschweren Gesamtkosten des Desasters sollen über dreißig Jahre auf die Gaskunden umgelegt werden. Doch seit das entsprechende Dekret durch das Verfassungsgericht annulliert wurde, beschäftigen die Kreditgeberbanken, die Energieunternehmen und die Regierung die Gerichte in dieser Sache, ohne dass bisher eine abschließende Klärung erreicht worden wäre.

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