Prozess gegen Mitglieder der Camorra


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Die neapolitanische Mafia betrieb im Süden Teneriffas Geldwäsche im großen Stil

Im Nationalen Gerichtshof in Madrid wird zurzeit ein Prozess gegen 21 Personen geführt, die bei dem groß angelegten Geldwäschenetz zweier Clans der neapolitanischen Camorra mitgewirkt haben sollen. Die Staatsanwaltschaft bringt insgesamt 36 Firmen, welche im Süden Teneriffas angesiedelt waren, mit den Aktivitäten des Polverino- und des Nuvoletta-Clans in Verbindung.

Das Firmengeflecht wurde laut Anklageschrift von Guiseppe Felaco aufgebaut, Chef des 1996 in Callao Salvaje gegründeten Bauträgers Felaco Internacional Construcciones S. L.. Der im Jahr 2012 an Krebs verstorbene Felaco gilt als Hauptverantwortlicher des Geldwäscherings. Jahrelang war das Baugeschäft Zentrum der Aktivitäten des Mafianetzwerks, doch mit Beginn der Krise kamen weitere Branchen hinzu, darunter das Gastgewerbe und der An- und Verkauf von Schiffen und Kraftfahrzeugen. 

Im Jahr 2011 wurde der Geldwäschering zerschlagen. Im Rahmen der Polizeioperation „Pozzaro“ wurden dreizehn Verdächtige verhaftet. Die Beschlagnahme mehrerer Ferraris, welche den Bossen des Komplotts gehörten, prägten das Bild der damaligen Berichterstattung. Einer davon soll Guiseppe Felacos Sohn Luigi gehört haben, der 2013 in Italien ermordet wurde.

Nun müssen sich die damals Verhafteten und weitere Beteiligte vor Gericht verantworten. Die Anklage fordert für 20 der Angeklagten jeweils zehnjährige Haftstrafen. Eine Tochter Felacos wurde vom Verdacht der Mittäterschaft entlastet.  

Aus Sicht der Staatsanwaltschaft sind Felaco und ein weiterer Angeklagter namens Armando Orlando die Drahtzieher des Firmen-Komplotts, welches für Geldwäsche-Transaktionen von Kapital genutzt wurde, das aus kriminellen Handlungen der aus Marano im Norden Neapels stammenden Camorra-Clans Polverino und Nuvoletta stammte. Felaco wird in der Anklageschrift als früherer Auftragsmörder der Nuvolettas beschrieben, Schwager eines der Brüder, die den Clan begründet haben. Armando Orlando soll eine wichtige Rolle bei der Zusammenführung der Interessen beider Clans gespielt haben. 

Es war der italienische Schriftsteller und Journalist Roberto Saviano, der in seinem 2006 erschienenen Enthüllungsbuch Gomorrha auf den touristischen Apartmentkomplex Marina Palace in Adeje als Zentrum der Aktivitäten der Camorra auf Teneriffa hinwies. Die Staatsanwaltschaft sieht es als erwiesen an, dass dieser mit Geldern des Nuvoletta-Clans gebaut wurde und die Vermarktung der 175 Apartments durch von der Camorra kontrollierte Firmen erfolgte. 

Die Staatsanwaltschaft brauchte fast fünf Jahre, um Klarheit in das Gewirr von sechs- und siebenstelligen Kapitalbewegungen, Firmenbeteiligungen, Verbindungen und Transaktionen zu bringen und die Anklage zu formulieren. Darüber hinausgehende Ausführungen über Versuche der Camorra, die Lokalpolitik zu beeinflussen und zu infiltrieren, wurden vom Richter als nicht sachdienlich zurückgewiesen. 

Zwei der Angeklagten, Guiseppe Polverino und Rafaele Spassiano, nehmen an der Verhandlung per Videokonferenz von Italien aus teil, wo sie zurzeit Haftstrafen verbüßen.

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