Puerto de la Cruz im Wandel des Tourismus


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Wochenblatt-Interview mit dem Chef des Tourismusamtes der Urlauberstadt im Norden von Teneriffa

Puerto de la Cruz ist die Urlaubsmetropole im Norden von Teneriffa. Seit den 60er Jahren zieht das ehemalige Fischerdorf die Menschen aller Nationen an. In diesen vergangenen Jahrzehnten hat sich das Stadtbild gewaltig geändert – nicht nur zum Vorteil. Hässliche Bauten wurden vor allem in den 70er Jahren hochgezogen, denen die kleinen schindelgedeckten Häuschen weichen mussten, die einst so charakteristisch für den Ort waren.

Doch der Fortschritt hat auch seine guten Seiten. Die Badeanlage Costa Martiánez gilt als eine der schönsten weltweit, Fußgängerzonen beherrschen weite Teile des Stadtkerns, und die Stadt wacht inzwischen eisern darüber, dass die Bauvorschriften eingehalten werden, die den ursprünglichen Charakter von Puerto de la Cruz erhalten sollen.

Im Jahr 2004 wurde im Rahmen eines Treffens von Hoteliers, Unternehmern und Politikern beschlossen, gemeinsam und durch einen so genannten Spezialplan die „Wiederbelebung“ des Tourismus in Puerto de la Cruz voranzutreiben. Endlich hatte man die Notwendigkeit erkannt, mit mehr Einsatz gegen die stärker werdende Konkurrenz anderer Urlaubsziele zu kämpfen.

Lorenzo Hernández, Leiter des Tourismusamtes der Gemeinde Puerto de la Cruz, berichtet in einem Interview mit dem Wochenblatt über die aktuelle Lage des Tourismus in Puerto de la Cruz und darüber, wie er die Zukunft sieht.

Wie beurteilen Sie die Lage des Tourismus auf den Kanarischen Inseln und auf Teneriffa?

Die touristische Lage des Archipels ist keine Krisenlage, doch es wird wohl eine gewisse Stagnation registriert, die hauptsächlich durch zwei Faktoren bedingt ist. Der erste hängt mit dem Überangebot an Hotelunterkünften zusammen, das man durch das Tourismusmoratorium einzudämmen versucht, während der zweite Faktor das Auftauchen neuer Urlaubsziele wie der Türkei, Kroatien, Tunesien oder Marokko betrifft, die uns mit viel billigeren Preisen Konkurrenz machen. Angesichts dieses Panoramas versuchen wir, auf Qualität der Infrastrukturen und der Dienstleisungen zu setzen und die Urlauber anzusprechen, die mehr als nur Sonne und Strand suchen.

Speziell im Orotavatal: Wie sehen Sie die touristische Zukunft?

Wir schauen mit sehr viel Optimismus und großen Erwartungen in die Zukunft, da die touristische Marke Puerto de la Cruz auf nationaler wie internationaler Ebene großes Ansehen genießt. Zusammen mit dem Orotavatal, das eine gute Ergänzung des touristischen Angebots darstellt, differenzieren wir uns vom Rest der kanarischen Destinationen aufgrund unserer Einzigartigkeit, Schönheit und einer Mischung aus Tradition und Kosmopolitismus.

Welche Veränderungen halten Sie im Sinne einer erfolgreichen Zukunft für nötig?

Die Renovierungen und Modernisierungen, die in den meisten Hotels der Stadt durchgeführt werden, sind ein deutliches Zeichen für die Zuversicht des Sektors, der an eine erfolgreiche Zukunft dieser Destination glaubt. Wir von der Gemeinde setzen uns auch entschieden für die Modernisierung der Infrastrukturen ein, die unerlässlich für den Wettbewerb mit anderen Urlaubszielen auf internationaler Ebene sind. Letztendlich ist es immer unser Ziel, die Füh-rungsposition wieder zu erlangen, die wir einst inne hatten. So wurde die Martiánez-Badeanlage renoviert, die bereits zum Teil wiedereröffnet ist und die eine der innovativsten Beleuchtungen der Welt hat. Wir haben außerdem einen Spezialplan, der im nächsten Jahr umgesetzt werden wird und Verbesserungen in der historischen Altstadt, an den Fassaden, am städtischen Mobiliar und in den Gartenanlagen vorsieht. Außerdem gibt es jetzt auch eine aktive Zusammenarbeit mit Ashotel, dem Hotelverband der Provinz, mit dem ein Abkommen unterzeichnet wurde, um in der Gemeinde einen neuen Posten für die Leitung der Tourismusförderung zu schaffen, der mit einem Experten besetzt sein wird.

Was kann konkret verbessert werden, um einen besseren Eindruck bei den Urlaubern zu hinterlassen?

Ebenso wie ich bereits die Bemühungen auf dem Gebiet der Renovierung der Hotels und der Freizeitinfrastrukturen erwähnt habe, sind auch kleinere Details, wie die Pflege der Gartenanlagen, die Kontrolle des Lärmpegels, die Verbesserung der Beleuchtung, die Schaffung neuer Fußgängerzonen, kulturelle Aktivitäten im Freien und natürlich die persönliche Betreuung der Gäste wichtig. Obwohl all dies noch verbessert werden kann, bin ich der Meinung, dass wir bereits gute Dienste leisten.

Was halten Sie von dem Projekt für Puertos neuen Sporthafen und dem Vorschlag, auch eine Anlegestelle für Kreuzfahrtschiffe vorzusehen?

Der neue Hafen für Puerto de la Cruz ist eine historische Forderung unserer Stadt und wird nun endlich bald Wirklichkeit. Allerdings wurde nie eine Anlegestelle für Kreuzfahrtschiffe in Betracht gezogen, obwohl die Möglichkeit einer Anlegestelle für Fähren diskutiert wird, die in der Zukunft unsere Stadt mit der Insel La Palma verbinden könnten. In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden, dass dieses Projekt nicht nur den Sporthafen betrifft, sondern auch den Ausbau des Parque Marítimo beinhaltet, der später einmal das fortschrittlichste Freizeitangebot der Kanarischen Inseln darstellen wird. Dieser Parque Marítimo wird eine Fläche von 230.000 Quadratmetern belegen.

Kann Teneriffas Norden dem Süden im Wettbewerb standhalten?

Der touristische Markt im Süden der Insel hat nichts mit dem treuen und traditionellen Urlaubermarkt des Nordens gemein. Aus diesem Grund gibt es diesen angeblichen Wettbewerb gar nicht, denn für den Süden werden die Urlauber gewonnen, die Sonne und Strand suchen, während die Urlauber in Puerto de la Cruz und im Orotavatal auch an der Landschaft, Kultur, Gastronomie etc. interessiert sind.

Welches sind die großen Vorteile und Stärken des Nordens?

An erster Stelle steht hier, dass wir eines der weltweit besten Klimata haben. Unsere Umgebung ist so außergewöhnlich, dass sie auf der Welt ihresgleichen sucht. Außerdem sind wir eine Destination, die gleichzeitig Strand und Berge bietet und in der auf harmonische Weise Tourismus und ländliches Leben kombiniert sind. Ich denke, dass Puerto de la Cruz ein großes Potential birgt, denn das Angebot der Stadt passt zu den neuen Tendenzen des Tourismusmarktes.

Sollten Puerto de la Cruz, La Orotava und Los Realejos gemeinsam werben?

Puerto de la Cruz ist die Marke schlechthin, doch seit einiger Zeit wird diese Marke mit dem Rest des Landkreises in Verbindung gebracht, mit dem Ziel, das Angebot zu vergrößern. Damit soll der Urlauber nicht allein auf das örtliche Angebot, sondern vielmehr auch auf die Umgebung aufmerksam gemacht werden.

Was hat Puerto de la Cruz seit den 60er Jahren versäumt und dadurch Urlauber eingebüßt?

Es stimmt nicht, dass die Gemeinde Urlauber verloren hat. Unbeschadet dessen, dass der Tourismussektor hier und anderenorts Krisenmomente durchlebte, war die Tendenz immer steigend, und nach überstandener Krise haben wir unsere Position auf dem Markt immer stärker festigen können.

Was halten Sie davon, die so notwendige Renovierung der Hotels durch Strafen zu erzwingen?

Die Hotels werden weiter renoviert, und es erscheint mir keineswegs angebracht, Strafen an diejenigen zu verhängen, die nicht renovieren. Früher oder später werden die Anlagen, die nicht renoviert werden sowieso vom Markt und demzufolge aus unserem Stadtbild verschwinden.

Ist das im Tourismus beschäftigte Personal ausreichend qualifiziert?

Ja, hier in Puerto de la Cruz verfügen wir über qualifizierte Fachkräfte, die wir zum Teil schon in andere Urlaubsgebiete – auch außerhalb Teneriffas – entsandt haben. Man darf nicht vergessen, dass der Tourismus der Kanarischen Inseln hier seinen Ursprung hat und einige Experten sogar schon so weit gegangen sind, Puerto de la Cruz als Wiege des spanischen Tourismus zu bezeichnen.

Mit welchen Argumenten kann sich Puerto de la Cruz in den Wettbewerb mit anderen exotischen und günstigeren Destinationen begeben?

Hier kommen mehrere Faktoren zusammen. Einerseits haben wir als äußerst sicheres Urlaubsziel eine der niedrigsten Kriminalitätsraten und ein hohes Maß an sozialem Wohlstand. Wir bieten Qualität sowie ein spezielles und differenziertes Urlaubsziel, denn auch wenn wir geographisch zu Afrika gehören, sind wir in jeglicher Hinsicht Teil Europas. Hier wird Wohlbefinden nicht nur vorgetäuscht, sondern ist in allen Ecken der Stadt wahrnehmbar.

Viele Urlauber klagen darüber, dass die Kanarischen Inseln ein teures Urlaubsziel sind. Stimmt das?

Ich muss entschieden sagen, dass dies nicht stimmt. Die Kanaren sind nicht teuer. Das angebotene Urlaubspaket einzeln analysiert kann zwar teuer sein, doch wenn man die vielen Möglichkeiten zur Urlaubsgestaltung betrachtet, die sich dem Besucher hier bieten, und sie mit anderen Destinationen vergleicht, sind unsere Preise bei weitem nicht hoch.

Wie beurteilen Sie die Arbeit des städtischen Fremdenverkehrsverbands CIT?

Derzeit herrscht eine ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen dem CIT und dem städtischen Tourismusamt. Seit Beginn des Mandats haben wir Veranstaltungen gemeinsam geplant und organisiert. Als Höhepunkt der Zusammenarbeit kann hier die gemeinsame Feier von Puertos 50-jährigem Jubiläum als Urlaubsort von nationaler Bedeutung genannt werden, die erst vor kurzem statt fand. Am 13. Oktober 1955 wurde Puerto de la Cruz durch einen Ministerialerlass des spanischen Informations- und Tourismusministeriums zum Urlaubsort von nationalem Interesse erklärt, was wir am 13. Oktober dieses Jahres gefeiert haben. Aus diesem Anlass haben wir auch ein Veranstaltungsprogramm zusammengestellt, das bis Mai 2006 läuft. Dann soll auch die Costa Martiánez-Anlage komplett wiedereröffnet werden und das Kasino umziehen, an dessen Stelle in dem historischen Gebäude im Taoropark ein Luxushotel eingerichtet wird.

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