Qualmen selbst auf der Bühne untersagt


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Auch künstlerische Freiheit ermöglicht keinen Freischein mehr für das Rauchen

Das Gesundheitsamt der katalanischen Hauptstadt Barcelona hat Anfang Februar den Veranstaltern des Musicals Hair, das seit einiger Zeit im Teatro Apolo gastiert, eine Mahnung geschickt, da die Darsteller im Rahmen der Vorstellung auf der Bühne rauchten.

Barcelona – Den Veranstaltern wurde unter anderem mitgeteilt, dass bei Zuwiderhandlung eine Geldstrafe drohe. Barcelonas Gesundheitswächter reagierten mit dieser Mahnung auf eine Anzeige, die von einem Zuschauer erstattet worden war. Dieser muss das neue Antitabak-Gesetz, das am 2. Januar dieses Jahres in Spanien in Kraft getreten ist und unter anderem das Rauchen in allen geschlossenen öffentlichen Räumlichkeiten untersagt, genau studiert haben. Jedenfalls ist selbst die künstlerische Freiheit für ihn kein Grund mehr, Raucher hinzunehmen, selbst wenn es die Thematik des Spektakels, das er besucht, sozusagen regelrecht erfordert. Schließlich spielt sich die Handlung des Musicals Hair inmitten der Hochzeit der Hippie-Kultur ab.

Die Veranstalter erklärten den Medien gegenüber, die Darsteller würden auf der Bühne keinen Tabak, sondern eine Kräutermischung rauchen, die in einer Herboristería gekauft wurde. Herboristerías sind eine Mischung aus Kräuter- und Gesundheitsläden bzw. Reformhäusern, gesundheitsschädliche Produkte wie Tabak stehen dort jedenfalls nicht zum Verkauf.

Wie der Veranstalter Roger Peña der spanischen Presseagentur EFE gegenüber erklärte, rauchten die Darsteller nur auf der Bühne, weil es die Handlung nun einmal erfordere. „Es spielt zu Zeiten der Hippies und damals wurde eben geraucht“, meinte er wörtlich. Seiner Meinung nach ist die Mahnung des Gesundheitsamts „närrisch“ und „lächerlich“. „Wenn wir so weitermachen, werden wir noch sämtliche Filme verbieten, in denen geraucht wird und Humphrey Bogart seine Zigarette wegnehmen“, fügte er in ironischem Ton hinzu. Er habe jedoch keinerlei Interesse daran, eine „Lobrede“ auf den Tabak vom Stapel zu lassen.

Die autonomen Regionen führen ihren Kampf zur Durchsetzung des viel diskutierten Gesetzes währenddessen unbeirrt weiter. José Eugenio Arias-Camisón, der Eigentümer des bekannten Restaurants Asador Guadalmina in Marbella, der sich mit allen Mitteln weigerte, in seinem Lokal das Rauchen zu verbieten, musste seinen Laden Anfang Februar jedenfalls dichtmachen. Er hatte sich geweigert, die Geld­­­strafe in Höhe von 145.000 Euro zu begleichen, die ihm wegen seiner Widersetzung auferlegt worden war. Nach einer kurzen Bedenkzeit lenkte der Eigentümer daraufhin ein und teilte dem Gesundheitsamt mit, künftig das Anti-Tabakgesetz einhalten zu wollen. Noch am selben Tag erhielt er die Nachricht, dass die Schließung seines Lokals nach einer Überprüfung in situ wieder aufgehoben werden soll. Allerdings bedeutet dies nicht, dass ihm die Geldstrafe ebenfalls erlassen wird. Darüber wird ein Richter entscheiden müssen.

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