Räumung der „Casa Taucho“ verhindert


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Jugendzentrum sollte trotz Beschluss des Stadtrates geschlossen werden

Buchstäblich im letzten Moment ist die gerichtlich angeordnete Räumung des Centro Social Okupado (CSO) Taucho durch das Eingreifen der Stadtverwaltung der Inselhauptstadt Santa Cruz abgewendet worden.

Das CSO Taucho ist ein linkes Sozial- und Jugendzentrum, welches vor gut zwanzig Jahren durch Besetzung eines historischen Gebäudes im Stadtteil Duggi in der Calle General Serrano 64 begründet wurde. Damals wie heute füllt es ein Vakuum in der Stadt, da es seit jeher an Räumlichkeiten mangelt, in denen Jugendliche Ideen, Initiativen und kulturelle oder gesellschaftliche Projekte entwickeln und umsetzen können. Treibende Kraft bei der Entstehung dieses über weite Teile seines Bestehens sehr aktiven und lebendigen Sozialraumes war und ist die kanarische linke Jugendorganisation Azarug, die sich Antiimperialismus, Ökologie, Antimilitarismus, Feminismus und die Wiederherstellung der kanarischen Kultur und Identität auf die Fahnen geschrieben hat. Das CSO Taucho war jedoch unter der Obhut von Azarug allen Arten von Jugendgruppen und -bewegungen offen, da den Jugendlichen in Santa Cruz keine anderen Begegnungsstätten zur Verfügung standen. 

Zwischendurch gab es auch eine Etappe, in der es dort nur wenig Aktivität gab, aber seit 2010 lebte das Zentrum wieder auf. Etwa zu dieser Zeit begannen auch die Bemühungen der Behörden, das Gebäude, welches dem Sozialversicherungsträger Seguridad Social gehört, wieder in Besitz zu nehmen. 

Nach langen Kämpfen um den Bestand der Casa Taucho war im vergangenen Jahr eine Einigung mit der Stadtverwaltung erzielt worden, das Zentrum zu erhalten. In einem Plenumsbeschluss verpflichtete sich die Stadt, mit der Seguridad Social einen Gebäudetausch auszuhandeln. Trotz dieser Verpflichtung blieben die Verantwortlichen untätig, und so kam es im November vergangenen Jahres zu einem erneuten Räumungsbeschluss, der am 5. April umgesetzt werden sollte. 

Trotz erneuter erbitterter Proteste sah es so aus, als ob die „Casa Taucho“ dieses Mal nicht mehr zu retten sein würde. In den frühen Morgenstunden rückte ein großes Polizeiaufgebot an. Im letzten Moment dann schritt die Stadtverwaltung doch noch ein und erwirkte einen dreimonatigen Aufschub der Räumung. Ein Treffen vor Ort zwischen dem Stadtrat für Finanzen, Juan José Martínez, dem Stadtrat der sozialökologischen Partei „Si se puede“ und dem Anwalt der Seguridad Social ermöglichte um 9.30 Uhr eine Übereinkunft und den Stopp der Polizeiaktion, zu einem Zeitpunkt, als sich der passive Widerstand gegen die Räumung schon formiert hatte. 

Der Aufschub soll der Stadtverwaltung Zeit geben, die nötigen Formalitäten durchzuführen, um Azarug eine Subvention zuzuerkennen, die es ermöglicht, der Sozialversicherung eine Miete von 659,40 Euro monatlich für die Nutzung des Gebäudes zu zahlen.

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