Eine deutliche Verurteilung des Vorgehens der marokkanischen Sicherheitskräfte blieb jedoch aus
Die Tatsache, dass sich die spanische Regierung und mit ihr die sozialistische PSOE offensichtlich schwer tun, Marokko wegen des Verhaltens gegenüber der sahrauischen Bevölkerung öffentlich zu verurteilen, schlägt immer höhere Wellen des Unverständnisses und Unmuts in Spanien.
Madrid – Inzwischen sorgen sich die Betroffenen selbst um den erheblichen Imageverlust, den sie dadurch erleiden. Einerseits will man es sich mit Marokko nicht verscherzen, andererseits aber auch nicht mit der traditionellen Wählerschaft.
Im letzten Ministerrat wurde lang und breit darüber verhandelt, wie schwierig es sei, mit dieser delikaten Situation umzugehen, ohne auf die eine oder andere Weise ins Fettnäpfchen zu treten. Schließlich habe man inzwischen wegen der laschen Haltung gegenüber Rabat schon einen Großteil der öffentlichen Meinung sowie die meisten Parteien gegen sich. Aus anonymen Quellen verlautete, dass sowohl die Regierung als auch die Sozialisten vor dem Dilemma stünden, nicht das machen zu können, was das Herz ihnen eigentlich vorgibt, „aus Verantwortungsgefühl und um Marokko nicht noch mehr zu destabilisieren“.
Natürlich sind sich die Betroffenen bewusst, dass dieses Verhalten bewirkt, dass ein Großteil ihrer Wähler den Sozialisten den Rücken kehren wird, nicht zuletzt, weil selbst hohe Parteimitglieder der oppositionellen PP an pro-sahrauischen Kundgebungen teilnehmen.
Nach einigen Tagen des Zögerns hat die Regierung Rabat immerhin ihre „tiefe Besorgnis“ über die Ereignisse in El Aaiún zum Ausdruck gebracht. Bei einem Treffen zwischen Spaniens Innenminister Alfredo Pérez Rubalcaba und seinem marokkanischen Amtskollegen Tab Cherkaui am 15. November in Madrid wurde deutlich, dass die spanische Regierung die Angelegenheit weiter mit Samthandschuhen behandeln will und sich Rabat gegenüber lediglich als „sehr besorgt“ zeigte. Unterdessen beharrt Rabat weiter auf der bereits veröffentlichten Version, die marokkanischen Sicherheitskräfte seien bei der Auflösung des Wüstencamps völlig „friedlich“ vorgegangen; sie seien weder bewaffnet gewesen, noch hätten sie sich zu „brutalen Taten“ hinreißen lassen. Man habe das Camp auflösen müssen, um Frauen und Kinder zu schützen, weil skrupellose Milizen und Opportunisten die Führung des Lagers übernommen hätten.
Immerhin sagte der marokkanische Minister Rubalcaba zu, jegliche Fragen Madrids im Hinblick auf die Vorkommnisse gewissenhaft zu untersuchen.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]