Rette sich, wer kann oder die Enteignung der Sparer


Ein Artikel von Ottmar Beck (Alltrust AG)

Die Furcht vor Verlusten treibt die Anleger in den letzten Wochen von angeblich risikobehafteten Anlagen wie Aktien und Gold in die sogenannten sicheren Häfen.

Dafür stehen Festgeld und 10-jährige Staatsanleihen der USA, der Schweiz, Deutschlands und Englands. Unverständlich, denn Aktien bieten einen Sachwert par excellence. Während Anleger mit Käufen von Staatsanleihen Geld verlieren. Denn der Realzins nach Steuern und Inflation ist negativ. Vertreter des Internationalen Währungsfonds haben schon 2010 behauptet, 4 Prozent Inflation seien nicht viel schlimmer als 2 Prozent. Seitdem gewinnt dieser Gedanke immer mehr Anhänger. Denn für Regierungen ist eine höhere Inflationsrate ein angenehmer Weg, die Schuldenlast zu drücken. Das gelingt allerdings nur, wenn die Zinsen unter den Inflationsraten bleiben. So hat Spanien 2011 für Spareinlagen einen Höchstzins festgelegt und Großbritannien hat 2009 Vermögensverwalter, Pensionsfonds und Banken verpflichtet, mehr britische Staatsanleihen zu halten. Die Rechnung für die Entschuldung zahlt der Sparer. Wer in Anleihen investiert, verliert jedes Jahr Geld. Von Sparen kann man da nicht mehr sprechen.

Ein anderes Risiko ist es, die Gelder durch Konkurs zu verlieren. Zwar sind die Mitgliedsländer der EU seit Januar 2011 zu einer gesetzlichen Entschädigung von 100.000 Euro je Sparer verpflichtet. Morgan Stanley schätzt jedoch, dass das spanische Absicherungssystem durch die bisherigen Auszahlungen bereits weitgehend aufgezehrt ist. Eine grenzüberschreitende Hilfe ist nicht vorgesehen. Auch würde das Einlagensicherungssystem nur eine Kapitalflucht, die aus Angst vor einem Bankenkollaps entsteht, aufhalten. Die Kapitalflucht aus Angst vor der Umwandlung von Guthaben in eine neue, abwertende Währung oder Parallelwährung würde dieses System nicht aufhalten. In Griechenland sollen je nach Quelle nach der Wahl 700 Millionen bis 1,2 Milliarden Euro Sparguthaben von Banken abgezogen worden sein. Seit dem Beginn der Krise 2009 sind die griechischen Sparguthaben um ein Drittel abgesackt. Bei der spanischen Bank Bankia sind, nachdem sich der spanische Staat gezwungen sah, die Bank teilweise zu verstaatlichen, Sparguthaben von rund 1 Milliarde Euro abgehoben worden. In diesem Zusammenhang sollten wir nicht vergessen, dass die EU die Möglichkeit hat, für den ganzen Euroraum Kapitalverkehrskontrollen einzuführen. Uns Europäern könnte zum Beispiel verboten werden, außerhalb Europas Staatsanleihen, Aktien oder auch Immobilien zu kaufen.

Dennoch: Die wirtschaftliche Lage ist viel besser als die Stimmung an den Finanzmärkten. Die Eurozone konnte trotz der politischen Situation das Bruttoinlandsprodukt in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres auf dem Niveau von 2011 halten. In den USA und den Schwellenländern nimmt die Konjunktur allmählich wieder Fahrt auf, und in China verbessern sich die fundamentalen Rahmenbedingungen. Überrascht hat die japanische Wirtschaft im ersten Quartal mit einem Wachstumsschub. Das BIP legte um über 1 Prozent zu. Die Weltwirtschaft entwickelte sich in der Vergangenheit immer weiter. Wenn einzelne Länder aus dem Euro ausscheiden, würden die Aktienkurse erst einmal fallen, und wir müssten Anpassungsprobleme durchstehen. Danach geht das Leben aber weiter. Europa hat schon viele Währungen vor dem Euro gehabt, und vielleicht gibt es noch Währungen danach.

Privatanleger müssen keine europäischen Staatsanleihen kaufen. Sie können auf Aktien, fremde Währungen und Anlagen in Schwellenländern ausweichen. Das erhöht zwar die Wertschwankung des Depots, wird Sie aber mit Sicherheit besser durch die Krise führen. Denn Firmen wie Nestlé bestehen seit 1866, Siemens seit 1847 und die beiden Gründungsunternehmen von Iberdrola wurden 1901 bzw. 1907 gegründet. Heute braucht man mehr denn je eine wohldurchdachte Anlagestrategie und eine breit diversifizierte Depotzusammenstellung.

Mehr Informationen?

Haben Sie Interesse? – Dann wenden Sie sich unter der Telefon-Nr.: 922 575496 an Herrn Robert Burlon oder unter 0041 79 4207493 an Herrn Ottmar Beck. Ich stehe Ihnen gerne in der Zeit vom 20. bis 25. Juni auf Teneriffa für ein Gespräch zur Verfügung.

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