Rezession in Sicht


José Carlos Francisco, Präsident des Unternehmerverbandes CEOE auf Teneriffa (M.), und Vertreter von Cajamar stellten den neuesten Bericht zur Entwicklung der kanarischen Wirtschaft vor. Foto: EFE

Unternehmer fordern korrigierende Maßnahmen und lehnen Steuererhöhungen ab

Kanarische Inseln – Der Unternehmerverband CEOE Tenerife hat in seinem jüngsten Bericht zur Entwicklung der kanarischen Wirtschaft für das kommende Jahr eine Rezession vorhergesagt.
Die Unternehmervertreter, allen voran der Präsident auf Tenerife, José Carlos Francisco, führten die unsichere politische Lage auf nationaler und internationaler Ebene als Grund für das zurückgehende Wirtschaftswachstum der letzten Monate zurück. Der Verband geht davon aus, dass sich im kommenden Jahr die Wirtschaft während mindestens zwei Quartalen in Rezession befinden wird. Vorausgesetzt, dass nicht rechtzeitig Korrekturmaßnahmen ergriffen würden, sagte Francisco.
Er hege jedoch keine Zweifel an der Fähigkeit der privaten Unternehmen, sich dem neuen Wirtschaftszyklus anzupassen. Die öffentliche Verwaltung forderte er zum Ergreifen der erforderlichen Maßnahmen auf, um dem neuen Szenario entsprechend begegnen zu können. Die von der Regionalregierung geplanten Steueranhebungen seien angesichts der aktuellen Entwicklung nicht förderlich, so Francisco.
Die Region müsse wettbewerbsfähiger werden, indem die Kosten gesenkt und die Produktivität und Qualitätsstandards verbessert werden.
Der Unternehmerverband zeigte sich äußerst besorgt über die anhaltende politische Instabilität auf nationaler Ebene, die sich negativ auf die Wirtschaft auswirke. Eine stabile Regierung sei grundlegend, um Entscheidungen über strukturelle Veränderungen treffen zu können, erklärte José Carlos Francisco.
Arbeitslosenquote über 20%
Der Rückgang des Wirtschaftswachstums und des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in zwei oder gar drei Quartalen im kommenden Jahr wird auch den Arbeitsmarkt treffen. Der Unternehmerverband geht davon aus, dass wieder weniger Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Arbeitslosenquote werde sich über der Marke von 20% halten, prophezeit der Verband.
Die Experten raten der öffentlichen Verwaltung, an der Arbeitsbeschaffungspolitik festzuhalten und insbesondere die am stärksten von der Arbeitslosigkeit betroffenen Personengruppen aktiv zu unterstützen. Dazu gehören statistisch gesehen Arbeitslose im Alter von unter 30 Jahren, die über 45-Jährigen und die Frauen, die besonders vom Stellenabbau des dritten Quartals dieses Jahres betroffen waren. Laut einer Umfrage der aktiven Bevölkerung (EPA) ging die Beschäftigung der Frauen von Juli bis September um 20.100 zurück, bei den Männern nur um 2.000.

„Keine Rezession,
sondern schwaches Wachstum“

Nach der Vorstellung des Berichtes von CEOE Tenerife meldete sich José Cristóbal García, Generalsekretär des Kanarischen Unternehmerverbandes (CCE), zu Wort und bezeichnete die Prognosen als „übertrieben“. Der CCE teile die Einschätzung des CEOE Tenerife nicht und gehe für das kommende Jahr zwar von einem geringen, aber vorhandenen Wachstum aus. García erklärte, die deutsche Wirtschaft sei nicht in Rezession getreten, so wie ursprüglich angenommen, sodass man keinen Einbruch bei dem deutschen Hauptquellmarkt erwarte. Die Wirren um den Brexit und der Handelskrieg würden sich legen und damit der Tourismus keinen Rückgang erfahren.
Der Präsident des CCE stimmte jedoch mit José Carlos Francisco hinsichtlich der Notwendigkeit antizyklischer politischer Wirtschaftsmaßnahmen überein.
Die Regionalregierung lehnte ebenfalls die negativen Prognosen des CEOE ab und geht von einem Wachstum von 1,3% des BIP aus.
Die Gewerkschaft CC.OO. warnte vor einer übertriebenen „Panikmache“, die seitens der Unternehmen zu Einsparungen beim Personal und bei den Familien zu Zukunftsangst führen könne.

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