Eine Krise, die überwunden schien, ist erneut akut
Die Stadtväter von Puerto de la Cruz sind erneut in Zugzwang. Die Gesellschaft Ródano, die 2006 die Bewirtschaftung der ehemaligen städtischen Wirtschaftsbetriebe Pamarsa übernommen hatte, ist erneut wortbrüchig geworden.
Die Angestellten, die damals übernommen werden mussten, warten bereits wieder seit fast vier Monaten auf die Zahlung ihrer Gehälter. Das Wochenblatt hatte wiederholt über diesen Fall berichtet, der zum Jahresende und in den ersten Monaten dieses Jahres wiederholt zu Arbeitsniederlegungen und Protestkundgebungen geführt hatte. Die Arbeitskämpfe eskalierten damals soweit, dass zum Jahreswechsel und am Dreikönigstag die Wirtschaftsbetriebe auf der Plaza del Charco und an den Badestränden sowie die Strandliegen-Vermietung geschlossen blieben, was zu heftigen Protesten der Gäste und der Reiseveranstalter geführt und das Image der Urlauberstadt erheblich geschädigt hatte. Schon damals war die Forderung laut geworden, die Lizenz für die Bewirtschaftung der ehemaligen Pamarsa Betriebe zurückzuziehen.
Bürgermeister Marcos Brito hatte sich als Vermittler angeboten und den betroffenen Angestellten, die zu dieser Zeit ebenfalls auf ausstehende Gehälter von vier Monaten sowie das gesetzliche Weihnachtsgeld warteten, vollmundig eine Regelung der Angelegenheit versprochen. Die Gespräche mit der Pächterfirma zogen sich über Wochen ergebnislos hin, es war von Interessenten die Rede, die einzelne Betriebe übernehmen wollten, aber Ródano bestand darauf das Sahnestückchen, die Bar Dinamico auf der Plaza del Charco, selbst zu behalten. Schließlich gaben die Stadtväter mit Pauken und Trompeten bekannt, sie hätten sich auf einen Kompromiss geeinigt und einen Weg gefunden, die Forderungen der Angestellten zu erfüllen. Die goldene Faustregel sollte heißen: 30% der Tageseinnahmen der Betriebe werden für den Wareneinkauf zurückbehalten, 70% werden an die Angestellten ausgeschüttet, bis sie mit ihren Gehaltsforderungen abgefunden sind.
Ganz offensichtlich hat die Firma Ródano dieses Versprechen nicht besonders ernst genommen, denn wieder schuldet sie ihren Angestellten seit Februar die Gehälter.
Jetzt verlautete aus dem Rathaus, man denke über die Möglichkeit nach, dem Konzessionär nun tatsächlich die Lizenz zu entziehen. Man werde, so heißt es, die ausstehende Pacht einklagen und hätte damit eine Handhabe, die Konzession zurückzuziehen. Das wird allerdings nicht so einfach über die Bühne gehen, denn die Stadt schuldet dem Unternehmen ihrerseits 2,6 Mio. Euro, nachdem zwei Betriebe aus dem Vertrag genommen worden waren. Es geht dabei vor allem um die Cafeterías am Martianéz-Strand, die ja bereits vor mehr als einem Jahr im Zuge der Neugestaltung der Zone abgerissen werden sollten. Der Pachtvertrag besagt, dass in einem solchen Fall eine Entschädigung zu zahlen ist. Die Firma Ródano zahlt keine Pacht, weil sie den Entschädigungsbetrag verrechnet sehen möchte. Und alle diese Querelen werden auf dem Rücken der ohnehin schlecht bezahlten Angestellten ausgetragen. Wie jetzt ein Gewerkschaftsvertreter erklärte, wird die Situation für sie von Tag zu Tag unerträglicher.
Ein weiterer Brandherd
Das ist jedoch nicht das einzige Problem, das dem Bürgermeister Kopfschmerzen bereitet. Die Mitarbeiter der Kooperative Tarajal, die für Reinigung der öffentlichen Anlagen wie Schulen, Schwimmbäder oder das Rathaus zuständig ist, haben ebenfalls mit Streik gedroht. Tarajal ist durch die Privatisierung der städtischen Reinigungsbetriebe entstanden und hat mit der Stadt einen Dienstleistungsvertrag. Da die Stadt seit drei Monaten mit der Zahlung rückständig ist, kann Tarajal die Mitarbeiter nicht bezahlen und die sehen in einer Arbeitsniederlegung die einzige Möglichkeit ihre Forderungen durchzusetzen.
Puerto de la Cruz erlebt einen heißen Sommer – und das nicht nur auf dem Thermometer.
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