Rückblick: Ausgabe vom 2. Dezember 1988


Die wichtigste Nachricht vor 30 Jahren

Ein probates Mittel, um Forderungen durchzusetzen, die von den Regierungen oder anderen öffentlichen Institutionen nicht gebilligt oder für nicht dringlich gehalten werden, sind Demonstrationen. Je mehr Menschen daran teilnehmen, umso größer ist der Druck. Das hat sich in der Aktualität immer wieder gezeigt. Man erinnere sich an die Proteste der Rentner, die spanienweit stattfanden und die Regierung zum Handeln, bzw. zu einer Erhöhung der Renten zwangen. Es gab Demonstrationen von Studenten, dem Sanitätspersonal, den Lehrern und viele mehr, die jedoch nicht immer von Erfolg gekrönt waren. Unvergessen die Protestaktionen mit Zigtausenden von Teilnehmern gegen den Bau des Hafens von Granadilla im Süden Teneriffas. Es wurden zwar mehrere Baustopps erreicht, doch schließlich wurde er doch fertiggestellt und inzwischen eröffnet. Auch vor dreißig Jahren war das Druckmittel „Protestmarsch“ bereits bekannt, aber dass dadurch eine Regierung gestürzt wurde, ist wohl eine seltene Folge von Bürgerprotesten.

In unserer Ausgabe vom 2. Dezember 1988 berichteten wir über massive Demonstrationen, die auf Teneriffa stattfanden, um die Einheit der kanarischen Universität zu erhalten, die sich von jeher in La Laguna befand. Die Rivalität zwischen den beiden Provinzhauptstädten machte sich sogar in der Regierungskoalition bemerkbar, die sich aus politischen Parteien zusammensetzte, die auf der einen oder anderen Insel die meisten Anhänger hatten, und einen Konsens bei wichtigen Fragen unmöglich machten.

Die Nachricht: An der Universitätsfrage scheiterte die Regierungskoalition – Präsident Fernández muss gehen

An der Frage der Universität ist die kanarische Regierungskoalition zerbrochen. Mehr als 300.000 Menschen folgten dem Aufruf von 15 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens der Provinz Teneriffa, und nahmen an der größten Demonstration teil, die je auf den Kanarischen Inseln stattfand, um sich gegen die Teilung der kanarischen Universitäten und für die Einheit der Region auszusprechen. In 500 Bussen reisten Tinerfeños aus allen Ecken und Winkeln der Insel an, um sich durch ihre Teilnahme an der Demonstration mit diesen Forderungen solidarisch zu erklären. Im Frühjahr letzten Jahres hatte in Las Palmas, der Hauptstadt der Nachbarprovinz, eine ähnliche Kundgebung stattgefunden, bei der 250.000 Teilnehmer gezählt wurden, und bei der es um eine eigene selbstständige Universität für die Provinz Las Palmas ging.

Zurzeit befindet sich die Universität, die 1701 gegründet wurde, in La Laguna, und die Technische Universität, Gründungsjahr 1978, in Las Palmas. Aufgrund der steigenden Studentenzahlen und der begrenzten Kapazität der Studienzentren in La Laguna wurden für zahlreiche, besonders gefragte Fakultäten in Las Palmas Zweigstellen eingerichtet, die jedoch letztlich dem Rektorat in La Laguna unterstehen. Während von Las Palmas eine eigene Universität gefordert wird, möchte man auf Teneriffa mit den zur Verfügung stehenden Mitteln die historische Universität von La Laguna verbessern und ausbauen. Angesichts der Rivalität, die schon seit jeher zwischen den beiden Provinzen herrscht, hat sich daraus politischer Zündstoff entwickelt, an dem die Regierung schließlich auseinandergebrochen ist.

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