Russland: Rohstoffriese mit Wachstumspotential


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Marktfocus von Gerd Bennewirtz, Geschäftsführer der SJB FondsSkyline OHG 1989

Russland: Energie pur. Das ist dieses Kraftpaket in mehrfacher Hinsicht. Auf Russlands Ressourcen – 25 Prozent der globalen Gasreserven, 19 Prozent der Kohle und 6 Prozent des Erdöls – kann die Weltwirtschaft nicht verzichten.

„Wir verfügen über das ganze Periodensystem der chemischen Elemente“, scherzen die Russen stolz. Dazu zählen Erz, Diamanten-, Edelmetall- und Buntmetallbestände. Das neue Zauberwort lautet Effizienz. Präsident Medwedew hat Fortschritte in der Umwelt- und Klimapolitik zur Chefsache erklärt. Experten schätzen, dass mehr als 40 Prozent der im Riesenreich erzeugten Energie eingespart werden könnte. Viel Wachstumspotenzial also für den Rohstoffriesen. Oder steht er etwa auf tönernen Füßen? Rund 17 Prozent des BIP erwirtschaftet der Öl- und Gasexport. Im MSCI Russia stecken 53,4 Prozent Energietitel. Das macht den Rubel zur klassischen Rohstoffwährung – eine starke Nachfrageabhängigkeit inklusive. Seit Jahresbeginn liegt der Rohölpreis (WTI) auf Eurobasis mit -4,15 Prozent im Minus. Entsprechend verhalten: Der MSCI Russia mit +1,36 Prozent. Das BIP ging nach einem starken Plus von 4,5 Prozent im Schlussquartal 2010 in den ersten drei Monaten 2011 auf 4,1 Prozent zurück. Fürs Gesamtjahr rechnet der IWF mit starken 4,8 Prozent, für 2012 mit einer Konsolidierung auf hohem Niveau bei 4,5 Prozent. Hintergrund: Rohstoffe bleiben knapp und begehrt. Mittel- und langfristig gehen Experten von deutlich steigenden Preisen aus. Das spült Devisen in Russlands Kassen. Aus dem Staatsbankrott 1998 hat der Kreml gelernt und will das Wachstum auf eine breitere Basis stellen. Mit Erfolg. Bei-spiel Binnennachfrage: Im Mai legten die Importe gegenüber dem Vorjahr um 49 Prozent zu. Allein der PKW-Absatz kletterte im gleichen Zeitraum um 48 Prozent. Die Russen sparen heute weniger als zu Krisenzeiten. Laut J.P. Morgan dürften die Einkommen im zweiten Halbjahr weiter steigen, nicht zuletzt Dank üppiger sozialer Wohltaten im Vorfeld der Prä-sidentschaftswahl 2012. Winterspiele 2014 und Fußball-WM 2018 erfordern Milliardeninvestitionen im Infrastruktur-, Technologie- und Dienstleistungsbereich. Langfristig bergen russische Aktien solide Wachstumsperspektiven. Das erwartete Kurs-Gewinn-Ver­hältnis (KGV) der Börsen-Schwergewichte Gazprom, Lukoil und Rosneft ist für das laufende Jahr mit 4,0 bis 5,9 lukrativ niedrig. Noch bleibt die Modernisierung des ehemaligen Zarenreichs eine Herkulesaufgabe: Die Infrastruktur ist überaltet, die Korruption blüht, die Diversifizierung der Wirtschaft steht erst am Anfang. Doch die beiden starken Männer an der Spitze gehen es an und die Bevölkerung zieht mit.

SJB Fazit. Stabil nach innen, kraftstrotzend nach außen – Russland beansprucht ein großes Stück vom globalen Wachstumskuchen. Für antizyklische Investoren eine Delikatesse.

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