Kolumne von Vermögensverwalter Ulrich Seemann
Liebe Leser, heute lesen Sie die März-Ausgabe 2014 des Wochenblattes mit meiner Kolumne. Damit nähert sich das erste Quartal des Jahres bereits dem Ende, und das Thema Geldanlage ist äußerst spannend.
Eigentlich lautet die Börsenvorherssage seit Jahresbeginn: überwiegend sonnig mit gelegentlichen Wolken? Viele werden sich jetzt fragen, ob die Vorgänge in der Ukraine nur als „Wolke“ abzutun sind.
Zunächst einmal: Wie schon häufig zu beobachten war, ist eine durch politische Ereignisse beeinflusste Börsenentwicklung meist von eher kurzer Dauer.
Keine Frage, diese Krise hat einen ernsten Hintergrund. Russland hat handfeste Interessen auf der Krim, und die wird es durchsetzen. Für Russland hat die Krim mit ihrer mehrheitlich russischen Bevölkerung wahrscheinlich eine so entscheidende Bedeutung wie seinerzeit die Verhinderung der Raketenstationierung auf Kuba für die USA. Die Krim bedeutet einen eisfreien Hafen für die russische Marine, und damit allein berührt die Frage nach der Krim erhebliche geopolitische Interessen Russlands.
Weiterhin stehen die westlichen Staaten –insbesondere auch Deutschland – in enger wirtschaftlicher Verbindung zu Russland, sei es bezüglich der Lieferung von Wirtschaftsgütern nach Russland oder dem Bezug von russischem Erdgas. Nie hat Russland seine Lieferverpflichtungen gegenüber den europäischen Staaten missachtet, seit Willy Brandt, über Helmut Kohl und Gerhard Schröder, betreibt man Entspannungs- und freundschaftlich-partnerschaftliche Politik. Deutschland – und Europa – hat Russland viel zu verdanken, was die Verschaffung von Wohlstand und Frieden in Europa anbelangt. Der Kalte Krieg wurde beendet, wir haben in Russland seither einen starken und eher verlässlichen Wirtschaftspartner bekommen.
Diese Beziehung wegen der Krim jetzt aufs Spiel zu setzen, ist eine fahrlässige Verletzung realpolitischer Gegebenheiten. Natürlich ist die derzeitige russische Haltung schwere Kost für alle Beteiligten und Betroffenen. Aber hat jemand wirklich geglaubt, man könne eine Weltmacht von ihren – aus deren Sicht berechtigten – Interessen abbringen? Das ist doch irreal! Wie hoch wäre ggf. der Preis dafür? Und bitte: vergessen wir nicht, wie Amerika oder China machtpolitische Interessen durchsetzen. Wer hat denn die Telefonate unserer Politiker bespitzelt?
Meine Prognose: Stand heute wird sich – allen Drohgebärden zum Trotz – auch diese Situation wieder entschärfen. An der Stelle des – vorläufigen – ukrainischen Ministerpräsidenten würde ich mir eher mal überlegen, was ich daraus Positives für mein Land machen kann – mit dem russischen Bären als Partner und mit der EU als Hilfestellung.
Warum ich mich heute als Orakel betätigt habe? Weil ich glaube, dass diese Krise signifikante Auswirkungen auf Ihre Anlageentscheidungen hat, und ich denke auch, dass die Entwicklungen für Anleger durchaus interessante Perspektiven bieten kann.
1. An meiner Einschätzung für ein positives Jahr 2014 bezüglich der Börsenentwicklung hat sich deswegen nichts geändert. Ich habe kürzlich gelesen, dass die Anlagestrategen um Warren Buffet offenbar bei ihren Anlageentscheidungen kaum Wert auf politische Entwicklungen legen. Warum wohl?
2. Wertschwankungen in den Wertpapierbeständen sind durchaus normal. Wer in den letzten Wochen und Monaten Qualität -breit gestreut- gekauft hat, erlebt jetzt, dass sein Depot weitgehend geschützt durch die „Krise“ geht. Außerdem: Bald gibt’s Dividendenerträge!
3. Kursrückgänge wegen politischer Krisen sind Kaufzeitpunkte!!! Man kann gute Aktien günstiger als zuvor erwerben. Mutige unter den Investoren schauen sich sogar mal die Gazprom-Aktie an, kaufen und warten dann ab. Kurs-Gewinn-Verhältnis von ca. 3 (Dax-Werte: ca. 13, also viel teurer) und eine zu erwartende Dividende von über 6%!! Bitte nur für Mutige und risikoorientierte Anleger. Für Sicherungshungrige: Sollte die Börse nach unten gehen, lässt sich dies z.B. durch Kauf eines Short Dax ETF absichern.
Bitte bleiben Sie weiterhin vorsichtig und trotzdem optimistisch gestimmt.
Übrigens: wer mir mal eine Mail schreiben will – ich würde mich sehr freuen, Ihre Meinung zu der Kolumne zu hören: u.seemann@seemann-vermoegen.de oder einfach anrufen: +49 176 32683826
Herzliche Grüße
Ulrich Seemann
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