Santa Cruz zeigt stolz seinen Freimaurertempel


© Moisés Pérez

Eine Konferenzreihe und geführte Besichtigungen sollen das historische Gebäude und die Freimaurerei einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen

Die Stadt Santa Cruz möchte nach vielen Jahren der Vergessenheit eines der architektonischen Glanzstücke der Stadt restaurieren und einer Nutzung zuführen. Über Jahrzehnte war der Freimaurertempel, dessen Bau 1899 von der Freimaurerloge Añaza in Auftrag gegeben wurde, geschlossen. Zwar ist das Gebäude mittlerweile zum Kulturgut erklärt, doch eine Besichtigung war bislang nur von außen möglich.

Vom 4. bis 26. September ist die Freimaurerei nun Themenschwerpunkt in Santa Cruz. Eine Konferenzreihe, die sich Fragen rund um die „Königliche Kunst“ widmet, und geführte Besichtigungen des Gebäudes in der Calle San Lucas sind Teil des Programms. Im Mittelpunkt steht bei allen Veranstaltungen der historische Freimaurertempel, dessen Geschichte der Öffentlichkeit im Rahmen der Konferenzen und Führungen (auf Spanisch) zugänglich gemacht wird. Ziel der Stadtverwaltung ist seit Jahren schon die Restaurierung des Tempels und die Nutzung als Zentrum der Freimaurerei und als Museum.

Vor genau einem Jahr trafen Bürgermeister José Manuel Bermúdez und Vertreter von zwei spanischen Freimaurerlogen ein Abkommen zur Zusammenarbeit, um die Restaurierung des Gebäudes möglich zu machen. Die gemeinsame Suche nach Investoren, die einen Teil der bis zu 5 Millionen Euro übernehmen, die eine Restaurierung schätzungsweise kosten wird, wurde in dem Abkommen als mittelfristiges Ziel beschrieben. Natürlich werde er sich auch um Zuschüsse von öffentlicher Seite bemühen, erklärte Bermúdez. Doch es sei einfacher, eine Zusage von der Regierung oder dem Cabildo zu erwirken, wenn man schon ein Startkapital vorweisen könne.

Neulich wurde nun der Verband „Amigos del Templo Masónico de Tenerife“ gegründet, dem auch einige Freimaurer angehören und der über ein Spendenkonto ebenfalls Mittel für die Restaurierungsarbeiten eintreiben will. Die Stadt Santa Cruz wird die Bauarbeiten im kommenden Jahr mit vorerst 500.000 Euro beginnen.

Geschichte und Bedeutung

Die Freimaurerei war in Spanien vor der Verfassung von 1978 nur während zweier kurzer Zeiträume und einem längeren von 1868 bis 1936 erlaubt. Aus diesem Grund und wegen der Bekämpfung durch die katholische Kirche und einen Großteil der weltlichen Gesellschaft wurden die Freimaurertempel meist diskret im Inneren von Privathäusern errichtet und waren keine Gebäude, die von Anfang an für diesen Zweck vorgesehen waren, wie es in angelsächsischen Ländern der Fall war. In ganz Spanien wurden lediglich vier Freimaurertempel als solche gebaut – alle zwischen 1868 und 1936 – und davon ist heute nur noch der Tempel der Añaza-Loge in Santa Cruz erhalten.

Der Freimaurertempel von Santa Cruz wurde Anfang des letzten Jahrhunderts erbaut. Eingeweiht wurde er 1904, auch wenn danach noch fast zwanzig Jahre lang weitergebaut wurde. Die Añaza-Loge, die für den Bau aufkam, verfügte nur über beschränkte finanzielle Mittel, und so gingen die Arbeiten nur langsam voran. Zu Francos Zeiten wurde das Gebäude enteignet, zum Sitz der Falange gemacht und anschließend zu einer Militärapotheke umfunktioniert. Die Gemeinde Santa Cruz erwarb den Tempel vom Verteidigungsministerium schließlich im Jahr 2001 in einer öffentlichen Versteigerung für damals 70 Millionen Peseten.

Das Cabildo stellte den Freimaurertempel mit der Einstufung als Kulturgut der Insel unter Schutz, nachdem die Añaza-Loge einen entsprechenden Antrag gestellt hatte. Die damalige Kulturbeauftragte im Cabildo, Dulce Xerach, bezeichnete das Gebäude als wichtigen Bestandteil der Inselgeschichte und von großer künstlerischer Bedeutung aufgrund seiner Bauform und Dekoration.

Zählt dieses Gebäude zu den repräsentativsten Bauten der Freimaurerei in Europa? Warum wurde dieses 600 Quadratmeter große Grundstück gewählt? Warum hat das Gebäude eine ägyptische Fassade? Wie sieht der Grundriss des Gebäudes aus? Welche Rolle spielt der Goldene Schnitt? All diesen Fragen geht die Konferenzreihe nach, deren Programm über die Website templomasonicotenerife.es abgerufen werden kann.

Die Führungen durch den Freimaurertempel an jedem Freitag im September zwischen 15.30 und 18.30 Uhr werden in Gruppen von 10 Personen alle 15 Minuten durchgeführt. Die Besichtigung ist kostenlos. Eine Anmeldung ist über die Website templomasonicotenerife.es/programa-expo/ erforderlich.

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