Santiago de Compostela fordert antike Statuen zurück


„Abraham und Isaak“ bei einer Ausstellung im Museum El Prado. Foto: EFE

Familie Franco bietet „Abraham und Isaak“ zum Verkauf an

Santiago de Compostela – Als Baumeister Maestro Mateo im Jahre 1168 das Peristyl des „Pórtico de la Gloria“, des Hauptportals der Kathedrale von Santiago de Compostela,  meißelte, konnte er sich sicher nicht vorstellen, dass die Statuen von Abraham und Isaak irgendwann Eigentum der Pristina GmbH sein würden, einer Immobilienfirma von Francis Franco, Enkel des Diktators Francisco Franco.

Selbst der verantwortliche Gerichtsbeamte konnte nicht glauben, dass eine Firma Eigentümer dieser Schmuckstücke aus dem romanischen Zeitalter sein könnte.

Bis Ende November hatte die Familie Franco Zeit, zu belegen, wie die beiden unschätzbar wertvollen Heiligenfiguren in die Bilanzen einer Gesellschaft gelangen konnten. Von dem vermeintlichen Kauf der Kunstwerke im Jahre 1954 gibt es nach eigener Aussage der Familie Franco keine Unterlagen. Die Statuen standen bis zum Tod von Carmen Polo, der Witwe Francos, in deren Sommerresidenz, dem Pazo de Meirás. Nach den Unterlagen von Pristina S.L. hatte Carmen Franco jedoch ihren ständigen Wohnsitz in Madrid, der gleichzeitig Geschäftsanschrift der Gesellschaft der Familie ist, wo sich die Statuen befunden hätten.

Kläger ist die Stadtverwaltung von Santiago de Compostela. Heute ist noch nachvollziehbar, dass die Statuen von Abraham und Isaak noch am 25. Juli 1954 den Eingang des Rathauses schmückten. Ganz Spanien war sozusagen davon Zeuge. Denn am Vortag nahmen Francisco Franco und seine Frau in Santiago de Compostela, ein „Bad in der Menge“ wie in den den Zeitungsarchiven nachzulesen ist.

1948 hatte der damalige Gemeinderat die beiden Statuen dem Grafen von Ximonde, Santiago de Puga, für 60.000 Peseten abgekauft. Die Bildhauerarbeiten schmückten noch am Tage der Visite des Diktators den gemeindeeigenen Gutsbesitz Pazo de Raxoi

Wenige Tage nach dem Besuch des Ehepaar Franco standen die Statuen der beiden Apostel jedoch im Pazo Meirás, Sommerresidenz der Familie des Diktators. „Wie schon so oft, hatte sich Carmen Polo in die Kunstwerke vernarrt, und sie auf den Sommersitz der Familie transportieren lassen“, so Xoaquin Monteagudo, Rechtsberater des Konsortiums. Der Anwalt der Familie Franco ist allerdings anderer Ansicht. „Unsere Mandanten bestehen auf Aufrechterhaltung wohlerworbener Rechte, über ein Dokument verfügen wir aber nicht“, räumt er ein. Arzicorbe spricht von der Verjährung des Rechtserwerbs, da seit dem vermeintlichen Kauf inzwischen 25 Jahre vergangen sind. Für ihn gehören die Statuen von Abraham und Isaak zweifellos der Familie Franco, zumal auch das Rathaus keine Unterlagen über den Kauf vorweisen kann.

Diese für die Verteidiger der Stadt nicht ausreichenden Argumente haben zu einer Klage gegen die Witwe von Francisco Franco geführt, die aber bekanntlich inzwischen verstorben ist. Ihre sieben Nachkommen wurden zu den Eigentümern des Pazo Meirás und der besagten Kunstwerke. So erhob die Gemeinde Klage gegen die Erben. Einer von ihnen, Francis Franco, überschrieb sein Erbteil auf seine Firma Pristina S.L.

Jetzt muss die Gemeinde erneut Klage erheben, dieses Mal gegen sechs Erben und eine Gesellschaft. Xoaquin Monteagudo schließt nicht aus, dass auch diese Klage nicht vorankommt: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass ein weiterer Erbe seinen Anteil anderweitig überträgt, und das Spiel von Neuem beginnt.“

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