Schattenbanken ohne Aufsicht


Pablo Hernández de Cos ist der Präsident der Spanischen Zentralbank. Foto: EFE

Pablo Hernández de Cos will die Finanzierungsunternehmen in gleicher Weise überwachen wie die traditionellen Banken

Madrid – In einer Rede, die der Chef der Spanischen Zentralbank Pablo Hernández de Cos zum Abschluss der Jahresversammlung des Finanzmärkteverbandes AMF hielt, forderte er, das Schattenbankenwesen zu überwachen. Schattenbanken sind diejenigen Akteure und Aktivitäten auf den Finanzmärkten, die bankähnliche Funktionen, insbesondere bei der Kreditvergabe, erfüllen, aber keine Banken sind, wie beispielsweise Geldmarktfonds, Hedgefonds, Kreditversicherungen oder Verbriefungsinstrumente.
Pablo Hernández de Cos drängte darauf, diesen Teil des Finanzierungssektors der gleichen Aufsicht zu unterwerfen wie die traditionellen Banken, was bisher nicht der Fall ist. Wenn das Geschäft das gleiche sei, so betonte er, dann müssten auch die gleichen Auflagen gelten.
Auch die Europäische Zentralbank warnt vor einer neuen Finanzblase, welche durch das schnelle Wachstum der außerhalb des Bankensystems vergebenen Kredite entstehen könnte. Dieser Sektor erreichte im vergangenen Jahr im Euroraum ein Volumen von 42 Billionen Euro.
Der Negativzins hat dazu geführt, dass immer mehr Unternehmen, die keine Banken sind, die Rolle von Kreditgebern übernehmen. Auf diese Weise steigen u.a. Investmentfonds, Versicherungen und private Kapitalbeteiligungsgesellschaften ins Bankgeschäft ein, ohne der gleichen Überwachung und den gleichen Vorschriften zu unterliegen.
Laut Hernández de Cos hat dieses Phänomen dazu geführt, dass sich in China der Anteil der traditionellen Banken am Finanzierungsgeschäft in den Jahren 2005 bis 2015 von 93% auf 75% reduziert hat und in der Eurozone von 53% auf 45%. In den USA dagegen, wo die Banken im Kreditgeschäft schon zuvor eine geringere Rolle spielten, habe es diesbezüglich keine Veränderungen gegeben. Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, sicherzustellen, dass die Risiken, die mit dem Schattenbankwesen und seinen Wechselwirkungen mit dem Bankensektor einhergehen, angemessen geregelt und beaufsichtigt werden.

Google, Amazon & Co können das Finanz­system verändern
Auf Nachfragen zu der geplanten Zusammenarbeit zwischen dem Internet-Giganten Google und der Citibank, um im Rahmen von Google Pay „smarte“ Girokonten anbieten zu können, erklärte der Zentralbankchef, der Einstieg der digitalen Großkonzerne in das Bankgeschäft stelle eine Bedrohung u.a. für den Verbraucherschutz, den freien Wettbewerb und den Datenschutz dar. Internationale große Digital-Unternehmen (Google, Apple, Amazon etc.), die in Spanien großen Einfluss gewonnen haben, hätten wegen ihrer Größe, ihres Kundenstammes, ihrer günstigen Kostenstruktur, des technischen Know-Hows und der großen Datenmengen, über die sie verfügen, das Potenzial, die Struktur des aktuellen Finanzsystems zu ändern.
Man müsse die sich daraus ergebenden Herausforderungen tiefgreifend analysieren und gegebenenfalls den Regulierungsrahmen anpassen, so Hernández de Cos.

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