Schlimmste Dürre seit 68 Jahren


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Cabildo von Teneriffa berief Treffen mit allen Bürgermeistern ein und ordnete Wassersparmaßnahmen an

Den für die Osterwoche vorhergesagten Regen können die Inseln dringend brauchen. Die anhaltende Trockenheit der vergangenen Monate ist ein großes Problem, und obwohl eine Wasserrationierung vorerst noch ausgeschlossen wird, sind die Reserven knapp geworden. In Anbetracht der Auswirkungen der Trockenheit berief die Inselverwaltung Ende März die Bürgermeister der 31 Gemeinden zu einem Treffen ein, um die Problematik und mögliche Maßnahmen zu erörtern.

Den Vorsitz des Treffens übernahmen der Leiter des Insellandwirtschaftsamtes, José Joaquín Bethencourt, und der Leiter des Wasseramtes, Jesús Morales. Sie teilten mit, dass anhand der vorliegenden Daten ermittelt wurde, dass die Trockenperiode auf Teneriffa die extremste seit 68 Jahren ist. Die Staubecken der Inseln sind nur zu 25% gefüllt.

Seit Oktober 2011 und März 2012 habe es etwa 60% weniger Niederschlag gegeben als während dieser Jahreszeit üblich. In den letzten 66 Jahren habe die Regenmenge im Schnitt bei 420 Litern pro Quadratmeter gelegen, während dieses Jahr nicht mit mehr als 120 gerechnet wird, erklärten sie. Besonders betroffen ist die Landwirtschaft, denn nach Auskunft von José Joaquín Bethencourt und Jesús Morales hätten in den letzten fünf Monaten 40 Millionen Kubikmeter Wasser die durstigen Felder versorgen sollen.

Vom Cabildo wurden die Bürgermeister zu wassersparenden Maßnahmen aufgerufen. Wie und wo gespart wird, bleibt den Gemeinden überlassen. Das Cabildo legt allerdings nahe, die Bewässerung von öffentlichen Gartenanlagen und Fußballfeldern sowie die Straßenreinigung mit Wasser einzuschränken. Ebenso wird eine Wasserdrucksenkung bei Nacht vorgeschlagen.

Um die Bevölkerung über die Notwendigkeit des sparsamen Verbrauchs aufzuklären, wurde der Regionalregierung vom Cabildo die Durchführung einer Aufklärungskampagne vorgeschlagen.

In La Victoria drehte die Stadt die Hähne der öffentlichen Trinkwasserstellen zu, nachdem festgestellt worden war, dass Bürger anderer Gemeinden dort Wasser in großer Menge abfüllten. Der „Wasserklau“ betrug nach Auskunft der Stadt zum Teil bis zu 2.000 Liter pro Stunde. Deshalb habe man sich zu dieser außergewöhnlichen Maßnahme gezwungen gesehen, verlautet aus dem Rathaus.

Millionenausfälle in der Landwirtschaft

Die Landwirte auf den Kanarischen Inseln beziffern den durch die Trockenheit entstandenen Schaden bereits mit 15 Millionen Euro. Besonders schlimm sind der Kartoffel- und Getreideanbau betroffen, aber auch Obst- und Gemüsebauern sehen einem schlechten Ernteergebnis entgegen. Besonders dramatisch ist die Lage auf Teneriffa in den mittleren Höhenlagen der Landkreise Acentejo und Valle de La Orotava.

Auch die Imker klagen über die katastrophalen Folgen der Trockenheit. „Wenn es im April und Mai nicht regnet, werden wir keinen Honig auf Teneriffa gewinnen“, erklärte der Präsident des Imkerverbands der Insel, Juan Jesús Ramos. Rund 600 Imker haben auf Teneriffa etwa 13.000 Bienenstöcke. Die fehlenden Niederschläge haben die Blütezeit hinausgezögert, weshalb der erste Honig des Jahres ausgefallen ist. Wenn es nicht bald regnet, wird es auch keinen Teide-Honig in diesem Jahr geben, fürchten die Imker.

Auf La Palma haben die Weinbauern auch ihre Sorgen. Sie klagen über eine regelrechte Kaninchenplage, die über die Weinberge herfällt, weil es an anderer Nahrung mangelt.

Brandschutz verschärft

Seit 1. Januar mussten die Brandschutzeinheiten des Cabildos bereits rund 50 Mal ausrücken, in 24 Fällen mussten Feuer gelöscht werden. Die Brandgefahr ist durch die Trockenheit erheblich höher als sonst um diese Jahreszeit, weshalb das Cabildo für die Osterwoche 100 Spezialkräfte in Alarmbereitschaft gestellt hat. Eine potenzielle Gefahr stellen in dieser Zeit die vielen Besucher dar, die Ausflüge in die Berge und zu den Picknick- und Grillplätzen machen.

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