Schlusslicht im Gesundheitswesen


Miserable Noten im regionalen Vergleich

Die schlechten Nachrichten über das kanarische Gesundheitswesen reißen nicht ab. Nun stellte die Gewerkschaft UGT einen sehr detaillierten Vergleich der regionalen Gesundheitssysteme vor, mit teils katastrophalen Ergebnissen für die Kanaren.

UGT verglich Daten des Gesundheitsministeriums, des Nationalen Statistikinstituts (INE), des Finanzamtes, des nationalen Verbandes der Pharmaindustrie, der Ärztevereinigungen und des Verbraucherverbandes OCU. Dabei entstand ein 320 Seiten umfassender Bericht, der die regionalen Gesundheitssysteme analysiert und Unterschiede aufzeigt.

Dabei schnitt das kanarische Gesundheitswesen besonders schlecht ab und bekam unter allen Regionen die schlechtesten Noten in den Bereichen Pro-Kopf-Etat, Umfang des medizinischen Fachpersonals, Wartezeiten für Sprechstunden, medizinische Tests, operative Eingriffe oder Sterberate bei bestimmten Krankheiten. Demzufolge nehmen die Kanarischen Inseln und Valencia als die Regionen mit den „schlechtesten“ Gesundheitssystemen die letzten Plätze im spanienweiten Vergleich ein.

Am meisten beunruhigt die Verfasser der Studie, dass bei gewissen Krankheiten die Todesrate auf den Kanaren relativ hoch liegt. Dies sei vor allem bei Schlaganfällen, Lungenentzündungen, koronaren Herzkrankheiten und der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung der Fall, wie Luis Lozano, Generalsekretär von UGT in Valencia, feststellte. Als mögliche Gründe nannte Lozano die zu niedrige Mindestbesetzung mit Festangestellten und die Überlastung der Ärztezentren und Krankenhäuser. Darüber hinaus bezeichneten die Experten die langen Wartelisten und -zeiten als  Ursprung vieler Probleme wie der überlasteten Notaufnahmen. Laut der Studie beträgt die durchschnittliche Wartezeit auf einen Termin bei einem Spezialisten über drei Monate (105 Tage), mehr als doppelt so viel wie im Schnitt der spanischen Regionen (44 Tage). Auf die Durchführung eines medizinischen Tests müssen die Canarios 103 Tage warten, während der spanische Durchschnitt bei 48 Tagen liegt. Lozano bezeichnete diese Zahlen als „skandalös“ und erklärte, sie würden eine gewisse Vorstellung vom Leidensweg der Patienten vermitteln.

Abschließend wurde der Verwaltung des kanarischen Gesundheitssystems „Ineffizienz“ vorgeworfen, und der Regionalregierung wurde angetragen, dringend den Etat aufzustocken. Mindestens 104 Millionen Euro seien erforderlich, um die Inseln überhaupt in die Nähe der spanischen Durchschnittswerte zu bringen, gab Lozano an.

Das kanarische Gesundheitsressort wollte die schlechte Platzierung dagegen nicht hinnehmen und ließ verlauten, die Studie sei veraltet weil sie auf vor 2009 gesammelten Daten beruhe.

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