Schwangerschaftsabbrüche gehen zurück


Abtreibungsrecht in der Diskussion

Während auf nationaler Ebene über eine Gesetzesreform und einen klaren Rückschritt im Abtreibungsrecht diskutiert wird (das Wochenblatt berichtete), veröffentlichte das kanarische Gesundheitsressort die entsprechenden Zahlen zu den tatsächlichen Schwangerschaftsabbrüchen des vergangenen Jahres.

Madrid – Demnach unterzogen sich 2012 fast 6.000 Frauen auf den Kanaren einer sogenannten „freiwilligen Unterbrechung der Schwangerschaft“ (Interrupción Voluntaria del Embarazo, IVE), dem Gesundheitsressort zufolge lediglich 1% der weiblichen Bevölkerung. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl der Abtreibungen sogar um 5% zurück.

Vor drei Jahren wurde per Gesetz der freiwillige Schwangerschaftsabbruch in den Katalog gesetzlicher Gesundheitsleistungen aufgenommen, der auf den Kanaren in einer von vier Privatkliniken vorgenommen wird. Seitdem dürfen Frauen bis zur 14. Schwangerschaftswoche ohne Nennung von Gründen abtreiben lassen, bis zur 22. Woche bei schweren gesundheitlichen oder psychischen Problemen der Schwangeren oder bei Fehlbildungen des Fötus. Minderjährige können frei entscheiden, müssen jedoch ihre Eltern informieren. Zeitgleich zur Einführung der Fristenlösung wurde außerdem die „Pille danach“ von der Rezeptpflicht befreit.

Aufgrund der Liberalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen könnte angenommen werden, die Zahl der Abtreibungen sei in die Höhe geschnellt, doch zumindest auf den Kanaren zeigten die konkreten Daten nun, dass dies nicht der Fall gewesen ist.

Trotzdem halten die Konservativen und allen voran die regierende Partido Popular scheinbar an dem Vorhaben fest, von der Fristen- wieder zur Indikationslösung zurückzukehren. Diese sieht Abtreibungen nur bei Vorliegen einer schweren Bedrohung der physischen oder psychischen Gesundheit der Mutter oder bei Vergewaltigung vor. Setzen sich die Ultrakonservativen in der PP durch, wäre noch nicht einmal bei Fehlbildungen des Fötus eine Abtreibung erlaubt.

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