Schwarzes Loch – selbst geschaufelt


100 Milliarden Euro Risiko-Hypotheken

Anfang Februar veröffentlichte eine spanische Tageszeitung konkrete Zahlen der meisten spanischen Banken und Sparkassen über deren Eigenheim-Kredite.

Madrid – Danach könnten sich die mehr als 80% des geschätzten Objektwertes abdeckenden und als hoch risikobelastet geltenden Hypotheken der spanischen Finanzinstitute auf über 100 Milliarden Euro belaufen.

Hauptsache Gewinn

Während des rasanten Wirtschaftswachstums Spaniens Ende der neunziger Jahre und Anfang des neuen Jahrtausends wurde verdient, gekauft, gebaut und geliehen. Die Zukunft sah rosig aus. Auch die Banken und Sparkassen machten das große Geschäft, doch die Gier nach mehr trieb sie zu verantwortungslosem Handeln.

Es wurden zuhauf Hypotheken angeboten, die zu 80% oder sogar zu 100% den geschätzten Wert des neuen Eigenheimes abdeckten. Bei geringer oder gar keiner Anzahlung konnte sich auf einmal jeder eine Wohnung oder ein Haus leisten – auch junge Menschen mit Zeitvertrag und Einwanderer [laut Experten die Hauptgruppen] – und genauso geschah es dann auch: viele Menschen erwarben ihr Eigenheim (fast) vollständig auf Pump, und die Kreditinstitute verdienten durch mehr vergebene Hypotheken auch mehr Zinsen.

Doch damit nicht genug. Plötzlich kamen sogar Hypotheken von mehr als 100% auf den Markt. Banken verführten die Menschen mit Werbeslogans wie „Kaufen Sie ein Appartement, und mit dem Geld der Hypothek können Sie außerdem eine Anlegestelle und ein Boot erwerben!“. Für die Finanzdienstleister bedeutete dies höhere Hypotheken, mehr Zinsen und mehr Gewinn.

Und selbst da scheint die Geldgier der Banken und Sparkassen noch nicht ihr Ende gefunden zu haben. Gegenüber einer spanischen Tageszeitung verlieh José Ignacio Navas, Notar und Koordinator der Beobachtungs-Kommission der Eigenheime, seiner Vermutung Ausdruck, einige Kreditinstitute hätten Druck auf die für die Schätzung der Wohnungen und Häuser Zuständigen ausgeübt, so dass diese die Objekte überschätzt hätten. Also wieder höhere Hypotheken, mehr Zinsen und mehr Gewinn.

Des Weiteren kritisierte Navas die für eine Wirtschaftsblase typische Praxis, nach der Eigenheim-Hypothek auch noch Kredite für Reisen, Möbel, etc. vergeben zu haben – mit der sowieso schon belasteten Wohnung als Sicherheit. Banken und Sparkassen gingen in ihrem blinden Gewinnstreben davon aus, dass die Immobilienpreise immer weiter ansteigen und die Eigenheime immer jeden geliehenen Geldbetrag abdecken würden, egal wie hoch. 

Dann kam die internationale und nationale Wirtschaftskrise und die Blase platzte. Viele Menschen verloren ihre Arbeit, konnten das Darlehen plus Zinsen nicht mehr ableisten, verloren ihr Heim und zogen ihre Bürgen gleich mit in den Abgrund. Banken und Sparkassen blieben auf Wohnung, Anlegestelle und Sportboot sitzen. Nicht nur, dass kaum oder keine Anzahlung geleistet worden war, die Immobilienpreise auf einmal abstürzten und Wohnungen keine Abnehmer mehr fanden, auch verursachen Heime, Anlegestellen und Sportboote kontinuierliche Instandhaltungskosten.

Enorme Summen und hoher Zahlungsverzug

Bei fast jedem fünften Eigenheim-Kredit handelt es sich um eine mindestens 80% abdeckende Risiko-Hypothek. Nach der Aufstellung einer spanischen Tageszeitung belaufen sich diese auf 89 Milliarden Euro, doch fehlten Daten einiger Banken und Sparkassen, so dass die Gesamtsumme mehr als 100 Milliarden Euro betragen könnte. Caja Madrid-Bancaja (19 Milliarden Euro), BBVA (15 Milliarden Euro), Santander (9 Milliarden Euro), La Caixa (9 Milliarden Euro), Caixa Catalunya (6 Milliarden Euro) und Banco Base (5 Milliarden Euro) haben besonders viel Geld für solche Kredite vergeben.

Der Zahlungsverzug bei den Risiko-Hypotheken beträgt 6,1% (fünf Mal so hoch wie bei 50%-Krediten) und wächst bei Krediten über 100% nochmal an (zehn Mal so hoch wie bei 50%-Krediten). Die höchsten Verzugsraten verzeichnen Sabadell, BBVA, Caja Duero-España, Unnim und die Kutxa de San Sebastián.

Zum Vergleich: die Hypotheken bis zu 50% summieren sich auf 437 Milliarden Euro und verzeichnen nur 1,3% Zahlungsverzug.

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