Schweinegrippe wird in Spanien zum Politikum


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In verschiedenen Kasernen erkrankten Soldaten an der neuen Grippe A

Gegen die 459 Soldaten der Militärbasis von Hoyo de Manzanares bei Madrid wurde an 18. Mai ein striktes Ausgehverbot verhängt, nachdem mehrere Personen an Grippe erkrankt waren.

Madrid – Obwohl im ers­ten Moment bei keinem der Erkrankten Symptome der so genannten Schweinegrippe festgestellt werden konnten, wurden zu­nächst elf Personen isoliert. Vertreter des Verteidigungs- und Gesundheitsministeriums erklärten später, 48 Personen befänden sich noch im Test, neun seien in ein Krankenhaus eingeliefert worden und bei elf liege bereits die endgültige Diagnose auf Grippe A vor.

Als bei diesem Stand der Dinge bekannt wurde, dass eine Gruppe von 150 Schulkindern zeitgleich die Militäranlage besucht hatte, kam die Politik ins Spiel, denn da lief der Wahlkampf für die Europawahlen ja bereits auf Hochtouren. Die Opposition warf der Regierung Mangel an Koordination, Verantwortungslosigkeit sowie die versuchte Verschleierung eine Epidemie vor und verlangte nicht weniger als den Rücktritt der Verteidigungsministerin.

Die hatte inzwischen die Militärbasis Hoyo de Manzanares besucht und festgestellt, dass die einschlägigen Vorschriften der Weltgesundheitsorganisation streng eingehalten wurden. Was den Besuch der Schulklassen betrifft, so war die Entrüstung der Eltern und der Öffentlichkeit absolut verständlich. Später besagte eine Verlautbarung der Gesundheitsbehörden, dass für die Kinder keinerlei Gefahr bestanden habe, das sie sich in großem Abstand vom Gebäude und den Soldaten bewegt hatten. Trotzdem wäre es vernünftiger gewesen, diesen Besuch abzusagen. Inzwischen wurde auch der Infektionsherd entdeckt, der sich im Pavillon mit den Schlafräumen befunden hat. Allerdings ist noch völlig unklar, wie das Virus in diese Räume gelangte, denn keiner der Soldaten war in letzter Zeit in Mexiko oder den USA.

Mittlerweile ist das Virus auch in anderen militärischen Anlagen aufgetaucht. 91 Soldaten des V. Bataillons wurden in León unter Quarantäne gestellt. Sie hatten an einem Fortbildungsprogramm der Ingenieur-Akademie teilgenommen und in Hoyo de Manzanares übernachtet.

„Alles nach Vorschrift“

Gesundheitsministerin Trinidad Jiménez und Verteidigungsministerin Carme Cha­cón haben inzwischen auf eigenen Wunsch vor dem Kongress Rechenschaft abgelegt und übereinstimmend erklärt, dass sich alle beteiligten Stellen vorschriftsmäßig verhalten haben. Die Militärbasis umfasse 840.000 qm, und die Kinder hätten sich in keinem Moment weniger als 500 m entfernt von den Erkrankten aufgehalten, versuchten sie die Sorge der Angehörigen auszuräumen. Den Oppositionsführer Mariano Rajoy beschuldigten sie, die Bevölkerung in Alarm zu versetzen, und das sei das gefährlichste Virus, das bekämpft werden müsse.

Zu diesem Zeitpunkt befanden sich in Hoyo de Manzanares noch 61 Soldaten unter Beobachtung, 346 hatten Ausgangsverbot. In El Ferra/León wurden drei beobachtet und 88 durften die Kaserne nicht verlassen.

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