Schwimmendes Wahrzeichen der Inseln


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Das 96 Jahre alte Dampfschiff „La Palma“ ist wieder auf dem Wasser und soll Museum werden

Bei herrlichem Wetter und in Anwesenheit zahlreicher Insel-Autoritäten und mehr als 500 Zuschauern, die sich das Ereignis nicht entgehen lassen wollten, wurde die „La Palma“, das historische Postschiff nach 22 Jahren im Reparaturdock wieder zu Wasser gelassen. 1912 in Dienst gestellt – der Stapellauf fand am 15. Februar 1912 statt, exakt zwei Monate vor dem Untergang der Titanic – war das Dampfschiff mehr als 50 Jahre lang die wichtigste Verbindung zwischen den Inseln und einige der Zuschauer, die diese Zeiten noch erlebt haben, bekamen feuchte Augen als die „Correíllo“ am 14. Juni 2008 im Nordhafen sichtbar wurde.

Nach einer schweren Havarie hatte Jürgen Flick, ein Unternehmer aus Las Palmas, im Jahr 1976 den alten Dampfer für anderthalb Millionen Peseten ersteigert, um ihn in ein Museum, Yachtclub oder ein schwimmendes Casino-Restaurant umzubauen. Zehn Jahre lang rostete das Schiff im Hafen vor sich hin.

Die Idee des Umbaus der „La Palma“, wenn auch gut, scheiterte an Bürokratie und Unverständnis. Viele Hindernisse und Einwände machten der Geduld von Jürgen Flick ein Ende. Wie der Kapitän der Handelsmarine, Ricardo Génova berichtete, beschloss die Stadtverwaltung von Las Palmas dann im Dezember 1982 doch einstimmig, den Schiffskauf und die Umwandlung in ein öffentliches Kulturzentrum anzuerkennen; ein Ausschuss wurde gegründet, dieses Vorhaben aber nie realisiert. Wieder gingen Jahre ins Land und Herr Flick fand keine Lösung des Problems. Am 6. Februar 1985 schließlich bot er das Schiff der Stadtverwaltung von Las Palmas kostenlos an. Er bekam keine Antwort, blieb aber bei seinem Angebot. Ein gutes halbes Jahr später stellte er der Stadt ein Ultimatum für die Übergabe. Wieder bekam er keine Antwort. Und auch einen Monat später, nach einem erneuten Angebot, blieb die Stadtverwaltung ihm eine Antwort schuldig.

Im Februar 1986 unternahm Jürgen Flick einen neuen Versuch, die „Correíllo“ loszuwerden und bot das Schiff der Inselverwaltung von Teneriffa an. Dank der Initiative des damaligen Cabildo-Präsidenten José Segura Clavell arbeitete der Inselrat das Angebot durch und akzeptierte am 12. Februar 1986 tatsächlich die Übernahme des Schiffes. Wie Ricardo Génova beschreibt, erwachten Aktivisten in Las Palmas erst in diesem Moment. Es gab eine Mobilisierung, um das Schiff nicht nach Teneriffa gehen zu lassen. Schon damals herrschte der Konkurrenzkampf zwischen den beiden Inseln. In Las Palmas wurde gar ein Verein der Freunde des Dampfschiffes „La Palma“ gegründet, und in den Zeitungen häuften sich die Artikel. Der Bürgermeister von Las Palmas kündigte entschieden an: „Herr Flick kann machen was er will, das Schiff aber wird Las Palmas nicht verlassen.“

Allem Widerstand zum Trotz wurde die „La Palma“ am 13. März 1986 nach Teneriffa geschleppt. Was dann mit dem Schiff geschehen sollte, war wiederum unklar. Skeptiker mutmaßten, dass der alte Kahn eher auf dem Grund des Atlantik als in der Reparaturwerft von Santa Cruz landen würde.

1996 gründete sich der Verband „Asociación Pro Restauración y Conservación del Correíllo La Palma” der einen Teil der Kosten für die Restaurierung aufgebracht und das Projekt umgesetzt hat. So gelang das Abenteuer tatsächlich. Nach 22 Jahren im Trockendock, schleppenden Reparaturarbeiten und viel Kopfzerbrechen fand am 14. Juni 2008 der zweite Stapellauf der „La Palma“ – zwar von drei Schleppern gezogen – in Santa Cruz de Tenerife statt. Nach der Reparatur der Motoren, die bis in zwei Jahren abgeschlossen sein soll, wird auch die Dampfmaschine der „La Palma“ wieder laufen. Auch die Inneneinrichtung fehlt noch, und es wird sicher noch ein weiteres Jahr oder auch mehr ins Land gehen, bis das Schiff auch innen wie ein Museum ausschaut.

Offenbar ist der Verwendungszweck für die La Palma noch nicht ganz klar. Es ist die Rede von einem Schifffahrtsmuseum, einer kulturellen Begegnungs- oder Ausbildungsstätte für Absolventen der Marineschule. Andere wieder plädieren für den Einsatz als Ausflugsschiff und einer der beteiligten Architekten hat sogar vorgeschlagen, das ehemalige Postschiff als Repräsentanten Teneriffas weltweit einzusetzen – als Gast beim America’s Cup oder im Hafen von New York.

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