Sechs Jahre nach dem Spanair-Unglück


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Opferverband unzufrieden mit Entschädigungsverfahren

Am 20. August jährte sich die Flugzeugkatastrophe von Madrid zum sechsten Mal. Bei dem Absturz einer Maschine der Fluggesellschaft Spanair unmittelbar nach dem Start kamen 154 Menschen ums Leben. 18 Passagiere überlebten mit teils schweren Verletzungen. Unter den Opfern waren 72 Canarios, denn das Ziel des Spanair-Flugs 5022 war Gran Canaria.

Am Jahrestag gab es Gedenkveranstaltungen in Madrid und auf Gran Canaria. Hinterbliebene trafen im Parque Juan Carlos I. in Madrid zusammen, wo mit Gedichten und Musik der Opfer gedacht wurde. Später begaben sie sich zum Terminal 2 des Flughafens Barajas, um sich vor dem Denkmal zu versammeln, das dort errichtet wurde.

Auf Gran Canaria versammelten sich Angehörige und Freunde der Opfer am Strand Las Canteras in Las Palmas und an der Gedenkstätte Plaza de la Memoria. Weiße Rosen wurden ins Meer geworfen und vor der Erinnerungstafel mit den Namen der Toten niedergelegt. 

Margarita Henríquez, Vizepräsidentin des Opferverbands JK5022, erklärte in ihrer bewegenden Ansprache, dass die Verstorbenen jede Sekunde des Tages das ganze Jahr über in den Gedanken der Hinterbliebenen seien, es aber trotzdem wichtig erscheine, der Öffentlichkeit durch Gedenkveranstaltungen deutlich zu machen, dass der Kampf weitergehe, „damit in Zukunft niemand mehr das durchmachen muss, was wir durchmachen“.

Nachdem das Gerichtsurteil Anfang 2012 die Piloten der Unglücksmaschine für schuldig erkannte und der Fall für abgeschlossen erklärt wurde, hat die Versicherungsgesellschaft Mapfre bislang weniger als die Hälfte der Hinterbliebenen und Opfer entschädigt. 43% der Opfer und Hinterbliebenen erhielten zusammen 20,5 Millionen Euro. Noch stehen die Entschädigungen für 130 weitere Personen aus. Die Versicherungsgesellschaft führt 42 Prozesse weiter.

In Madrid kritisierte die Präsidentin des Opferverbands JK5022 das „juristische Chaos“, dem die Opfer von Flugzeugkatastrophen in Spanien ausgesetzt würden. Pilar Vera bedauerte, dass den Menschen dadurch der Eindruck vermittelt werde, dass es „abstoßend billig“ sei, an Bord eines Flugzeuges zu sterben. In ihrer Ansprache versicherte Vera weiter, dass die Betroffenen und Opfer den Kampf um ihre Rechte und eine angemessene Entschädigung weiterführen werden, „denn diese Tragödie kann nicht vergessen werden und darf nicht ungestraft bleiben“.

Pilotengewerkschaft kritisiert, dass Mängel bis heute nicht korrigiert sind

Die Pilotengewerkschaft SEPLA hat den Jahrestag der Spanair-Katastrophe zum Anlass genommen, um ihre Zweifel an der Fehlerkorrektur nach dem Unglück zu äußern. Viele der Fehler, die als Auslöser der Katastrophe gelten, sind auch heute nicht beseitigt, moniert die SEPLA. In einer offiziellen Mitteilung bemängelt die Gewerkschaft, dass die notwendigen Änderungen in den Alarmsystemen der MD-Modelle bis heute nicht vorgenommen wurden.

Die Auswertung der Flugschreiber der am 20. August 2008 verunglückten Maschine des Typs McDonnell Douglas MD-82 der mittlerweile pleite gegangenen Airline Spanair (Insolvenz 2012) ergab, dass die Auftriebshilfen des Flugzeuges beim Start nicht auf Startstellung ausgefahren waren. Der dafür vorgesehene Alarmton war während der gesamten CVR-Aufzeichnung nicht wahrnehmbar. Als Unfallursache gilt eine nicht korrekte Einstellung des Flugzeugs für den Start bzw. dass die Auftriebshilfen nicht ausgefahren waren.

Laut SEPLA wurden von den 33 Empfehlungen, die im Abschlussbericht der Untersuchungskommission aufgeführt sind, bislang nur 15 befolgt. Von diesen Maßnahmen seien darüber hinaus sechs von dem Untersuchungsausschuss für „nicht zufriedenstellend“ befunden worden. Diese sechs Mängel sind nach Auskunft von SEPLA mit den Umstellungen an dem Startwarnsystem TOWS verbunden, dessen Ausfall dem Untersuchungsbericht nach die Ursache des Unglücks war.

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