Skulpturen statt Betonwüste


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Die Krise hat auch ihre guten Seiten

Noch vor drei Jahren empörten sich Zeitungen und Fernsehen darüber, dass der Skulpturenpark „Los Cardones“ in San Isidro aufgrund des maßlosen „Plan parcial las Tabaibas“ mit 4.000 neuen Wohnungen für 10.000 Menschen durch zwei Straßen zerschnitten und damit zestört werden sollte.

Seither bemühte sich der Gründer des Parkes, Gernot Huber, der den Park schon vor Jahren in die gemeinnützige Gernot Huber-Stiftung überführt und einem begeisterten Kunstpublikum zugänglich gemacht hat, mit Hilfe des Inselpräsidenten Ricardo Melchior, dem Deutschen Honorarkonsul Ingo F. Pangels und vielen Freunden des Kunstparkes vergeblich um eine Änderung des von der Großgemeinde Granadilla schon genehmigten Planes. Ein Umzug des ganzen Parks wurde erwogen, aber wie sollte man tonnenschwere und aus tausenden Teilen bestehende und bis zu neun Metern hohe Großplastiken versetzen?

Inzwischen stellte es sich aber heraus, dass der Bauträger MRA aus Pamplona die Genehmigung der Luftfahrtbehörde AENA nicht abgewartet hatte. Die hat nun im Einzugsbereich von acht Kilometer um den Flughafen Reina Sofia die geplanten elf Stockwerke hohen Häuser abgelehnt, wodurch ein völlig neuer Bebauungsplan erforderlich wird, der Jahre in Anspruch nimmt, auch, wenn gegen die Entscheidung der AENA Einspruch erhoben würde.

Mit der neuen Bürgermeis­terin Carmen Nieves Gaspar Rivero hat außerdem inzwischen ein Umdenken eingesetzt. Die Krise machte es möglich. Am 15. Dezember 2009 fand auf Einladung des Gründers und Bildhauers Gernot Huber sowie dessen Beiratsvorsitzender Ina Stomberg im Skulpturenpark in San Isidro ein Treffen von mehreren Damen und Herren aus dem Ayuntamiento de Granadilla statt, darunter dem Beauftragten für Kultur und Umwelt, D. Antonio Cabrera, sowie dem für die Stadtplanung zuständigen Bauingenieur D. José Juan. Beide Herren waren sich einig, dass vor einem weiteren Zubetonieren der Landschaft erst einmal die in San Isidro bestehenden zahllosen Bau­lücken geschlossen werden müssten, und das kann dauern. In dem neuen Plan General könnten die den Park zerstückelnden Straßen völlig entfallen.

Gesamtkunstwerk für die Allgemeinheit

Die Herren sehen den Park mit seinen in die Urnatur Teneriffas harmonisch hineinkomponierten Skulpturen als einen wichtigen „Tesoro para la Comunidad“, einen Schatz für die Allgemeinheit an. Das Ganze sei durch seine Mischung aus Kunst, Natur und außergewöhnlicher Architektur ein Gesamtkunstwerk. Eine lebhafte Diskussion über die Nutzung nicht nur durch Residenten und Touristen, sondern auch durch die Inselbewohner schloss sich an. Huber bot an, für die Schüler der Gemeinde kostenlose Führungen durch den acht Hektar großen Skulpturenpark mit seinen 67 Kunstwerken durchzuführen. Nach wissenschaftlichen Erhebungen sind junge Menschen, die an Kunst herangeführt werden konnten, auch weniger für Drogen- und Alkoholexzesse anfällig. In Hubers zweitem in Deutschland existierenden Kunstpark bei Hamburg ließen sich sogar Kinder im Kindergartenalter schon für die Exponate hell begeistern.

Der ebenfalls bei der Besprechung anwesende Professor für Kunst und Fotografie, D. Antonio, plant mit seinen Schülern eine Fotoexkursion durch den Park. Die Universität von La Laguna führt zur Zeit eine Forschungsarbeit im Gelände von Granadilla de Abona durch, wobei durch Archäologen nach Grabstätten, prähistorischen Werkzeugen und Steinzeichnungen geforscht wird, in die der Park miteinbezogen werden soll. Gleichzeitig wird von Biologen nach endemischen Pflanzen und deren Alter geforscht, wofür sich der Park durch seine ursprünglich belassene Natur bestens eignet, befinden sich hier doch noch Pflanzen, die schon zu Columbus Zeiten Jahrhunderte alt waren. Auch Heilpflanzen, die es sonst auf der Insel nur noch selten gibt, sind hier zu finden. Weiterhin wurde über einen Wettbewerb unter den Bildhauer-Studenten der Kunsthochschule in Santa Cruz nachgedacht. Eine unter Kleinmodellen ausgewählte Arbeit könnte durch ein Stipendium der Gernot Huber-Stiftung hier im Park verwirklicht werden.

Der Wunsch, den Park ganz­jährig für Besucher zu öffnen, muss allerdings noch etwas warten. Bisher ist er winterhalbjährig für Gruppen nach telefonischer Voranmeldung sowie am Tag der offenen Tür an jedem ersten Februarsonntag zugänglich, diesmal also am 7. Februar 2010. Für eine ständige Öffnung wäre Wachpersonal erforderlich, und das würde die rein privat finanzierte Stiftung überfordern.

Die Vernunft hat also doch noch gesiegt. Die Stiftung und deren Gründer Gernot Huber können nun weiterplanen und Künstlern aus aller Welt zu deren Präsentation in dem inzwischen von Kunstbegeisterten hochgeschätzten Skulpturenpark verhelfen. Die im Jahre 2009 errichtete Riesenstahlplastik „Sail away“ von Peter Kaerst ist fertiggestellt, eine neue Glasplastik von Rudi Schmid „Unser blauer Planet“ ist in Planung, und sollte alles so kommen, wie angedacht, wird die Basaltskulptur „La Reunión“ von dem Tinerfeño Carlo Martín verwirklicht, wie Gernot Huber dem Inselpräsidenten Ricardo Melchior angeboten hat.

Skulpturenpark „Los Cardones“ der GERNOT HUBER-STIFTUNG. Anfahrt von der Autopista Sur  Salida 22 San Isidro Richtung Granadilla. Am Ortsende von San Isidro große S-Kurve. 100 m danach links bei km 5,1 Einfahrt bei einem weißen Stein . Geöffnet am Sonntag, dem 7.2.2010  von 14 -18 Uhr sowie für Gruppen nach Vereinbarung unter Telefon 922 772331. Anfahrtskizze unter: www.gernot-huber-stiftung.de“ target=“_blank“ rel=“nofollow“>www.gernot-huber-stiftung.de . Eintritt gegen eine Spende von 10 EURO für den künstlerischen Nachwuchs. Jugendliche frei.

Weitere Infos über die Stiftung unter www.gernot-huber-stiftung.de“ target=“_blank“ rel=“nofollow“>www.gernot-huber-stiftung.de

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