Spanische Haushalte leiden unter sinkenden Löhnen


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OECD-Bericht zu den Perspektiven der Arbeit in Europa

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD, hat ihren Bericht zu den Perspektiven der europäischen Arbeitsmärkte veröffentlicht.

Paris/Madrid – In dem Papier werden auch die Auswirkungen der stetig sinkenden Löhne in Spanien aufgegriffen, denn die Krise hat nicht nur für viele Bürger zum Verlust des Arbeitsplatzes geführt, sondern auch diejenigen, die noch eine Anstellung haben, leiden unter der kontinuierlichen Verringerung ihrer Einkommen, die seit 2008 im Durchschnitt 2% jährlich ausmacht. Spanien gehört damit, zusammen mit Slowenien und Irland, zu den am schwersten betroffenen europäischen Ländern, nur Griechenland ist mit jährlich 5% Lohnrückgang noch schlechter gestellt.

Diese Entwicklung hat für viele private Haushalte zu erheblichen Engpässen geführt und die Binnennachfrage empfindlich gestört. Obwohl dadurch gleichzeitig auch die Produktivität und die Wettbewerbsfähigkeit nach außen gesteigert wurde, wirkt sich der Lohnrückgang mittlerweile kontraproduktiv aus, vor allem, da obendrein die Inflation nahe null Prozent liegt, kommentiert Stefano Scarpetta, Direktor für Beschäftigung, Arbeitsmarkt und Soziales bei der OECD, die Situation. Er warnt davor, dass jede weitere Lohnsenkung zu einem Teufelskreis aus Deflation, sinkender Nachfrage und geringeren Investitionen führen werde.

Der Bericht zeigt weiterhin die exzessive Ausbreitung von zeitlich befristeten Arbeitsverträgen in Spanien als Problem auf. Dies wirke sich verheerend sowohl für die Menschen als auch für die Wirtschaft aus. Die Gleichbehandlung der Arbeitnehmer leide darunter und die Motivation zur Aus- und Weiterbildung gehe verloren, da diese vornehmlich auf Festanstellungen ausgerichtet sei.

Von Einkommensrückgängen sind im Übrigen alle Länder der Eurozone betroffen. Wo vor der Krise ein jährliches Wachstum von 2,1% zu verzeichnen war, gibt es seit 2009 gesamteuropäisch eine durchschnittliche Reduzierung der Löhne um 0,1% jährlich.

Positiv bewertet der OECD-Bericht die Schaffung von Arbeitsplätzen in Spanien. Durch die Reduzierung der Entschädigung der Arbeitnehmer bei Entlassung von 45 auf 33 Arbeitstage pro Anstellungsjahr im Rahmen der Gesetzesreform im Jahr 2012 sei die Entstehung von 25.000 festen Arbeitsplätzen ermöglicht worden.

Insgesamt ist Spanien das Land mit der größten Absenkung der Arbeitslosenrate (2,2%). Diese bleibt aber dennoch mit 23,9% nach Griechenland die zweithöchste in der EU und mehr als doppelt so hoch wie der europäische Durchschnitt, der 11,6% beträgt. Insgesamt sind in den 34 OECD-Ländern 45 Millionen Menschen ohne Arbeit, 11,9 Millionen mehr als vor der Krise. Davon sind 16,3 Millionen Langzeitarbeitslose, 85% mehr als noch im Jahr 2007. Für diese Personengruppe sind die persönlichen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Krise besonders hart, weil sie einer stetigen Abwertung ihrer beruflichen Qualifikation ausgesetzt sind und ein hohes Risiko haben, vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen zu werden.

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