Von den Spaniern selbst umstritten
Nach einer heftigen Diskussion in den Medien und im katalanischen Parlament ist nun die Entscheidung mit 68 gegen 55 Stimmen (bei 9 Enthaltungen) gefallen: Vom 1.1.2012 wird es in Katalonien keine Stierkämpfe mehr geben.
Barcelona – Die Auseinandersetzung war von Beginn an sehr emotional geführt worden. Während die Verbotsbefürworter im Parlament in lauten Sprechchören „Schluss mit der Quälerei“, riefen anworteten die Gegner des Verbotes „Freiheit, Freiheit!“ und schwenkten katalanische Fahnen mit einer Stiersilhouette. Die Debatte stieß auf großes Medienecho: 300 Journalisten aus aller Welt – bis hin zu Al Jazeera – waren anwesend, und da der Presseraum voll war, mussten weitere Räume zur Verfügung gestellt werden.
Vorangegangen war eine Sammlung von 180.000 Unterschriften der Stierkampfgegner, allen voran der Argentinier Leonardo Anselmi mit der „Iniciativa Legislativa Popular (ILP)“. Die großen Parteien CiU (katalanische Nationalisten) und PSC (Sozialisten) hatten nach einigen Debatten den Fraktionszwang für die Abstimmung aufgehoben und es den Abgeordneten überlassen, wie sie stimmen.
Tolerante Gegner
Selbstverständlich wurden Umfragen zum Thema in der spanischen Bevölkerung gemacht, die folgendes Bild ergaben: Als Stierkampffreunde gaben sich 37% der Befragten zu erkennen, die natürlich gegen das Verbot sind. 60% aller Spanier sind zwar gegen Stierkämpfe, aber dennoch missbilligen 57% das Verbot der Kämpfe. Mehr als die Hälfte, 52%, aller Spanier sprachen sich für eine Beibehaltung der Stierkämpfe aus. Der Parlamentsbeschluss spiegelt also nicht die Meinung der Wähler wider. Interessant ist auch die Meinung der Befragten, warum das so ist: 58% glauben, dass das Verbot weniger mit den hehren Motiven des Tierschutzes zu tun hat als vielmehr damit, dass der Stierkampf eine „typisch spanische Institution“ ist, die von den auf Unabhängigkeit hoffenden Katalanen aus politischen Motiven damit desavouiert werden soll.
Aber vorbei ist der Streit um den Stierkampf noch lange nicht. Die Entscheidung wird nämlich vor dem spanischen Verfassungsgericht verhandelt werden müssen. Sollte sie dort bestätigt werden, dann bleibt den Freunden der Tradition nur noch ein Umlernen: Im Süden Kataloniens, wie auch in Portugal, gibt es Varianten des Stierkampfes, bei denen die Tiere nicht verletzt oder getötet werden. Die Toreros sind unbewaffnet, und der mutigste springt dem Stier auf den Kopf und hält sich an den Hörnern fest, während jener versucht, ihn abzuschütteln. Das ist spannender und fairer als ihn „nach spanischer Art“ einfach mit dem Degen abzustechen.
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