Stillstand auf dem Inselring


© Moisés Pérez

Aus Geldmangel wurden alle Bauarbeiten an dem fast vollendeten Straßenabschnitt gestoppt

Die Stilllegung der Bauarbeiten an dem Teilstück des Schnellstraßenringes zwischen Adeje und Santiago del Teide hat allenthalben Ratlosigkeit hinterlassen. Bisher ist kein Plan in Sicht, wie sich die vergleichsweise geringfügigen Abschlussarbeiten an dem Komplex aus Schnellstraße, Tunnel, Brücken und dreispuriger Landstraße, welche die Fahrtzeit zwischen Adeje und Santiago von 35 auf 10 bis 12 Minuten reduzieren wird, doch noch finanzieren lassen. Es erscheint wie Hohn, dass alles nun auf unbestimmte Zeit umsonst gewesen sein soll: die 140 Millionen Euro, die schon in diesem Streckenabschnitt verbaut wurden; die Enteignungen, die nötig wurden, um das Projekt zu realisieren, und die Beeinträchtigungen der Umwelt, die dafür in Kauf genommen wurden und in Teilen der Bevölkerung heftigen Widerstand hervorgerufen haben.

Hinzu kommt, dass das teure Bauwerk in seinem unvollendeten Zustand Gefahr läuft, durch Verwahrlosung sogar Schäden zu erleiden, die die Kosten der Fertigstellung, wann auch immer sie ansteht, noch weiter in die Höhe treiben könnten.  

Das nahezu fertiggestellte Teilstück des Inselringes zwischen Adeje und Santiago del Teide liegt nun brach, seit die Bauarbeiten im März aus Geldmangel eingestellt wurden. Fahrradfahrer nutzen die leeren Schnellstraßen gern für ihr Training und auch Spaziergänger lustwandeln über die breiten Asphaltbänder, die sich durch die reizvolle Landschaft von Chio ziehen. Seit die Bagger nicht mehr arbeiten, liegt eine idyllische Ruhe über den Baustellen, auf denen vor Kurzem noch rege gearbeitet wurde. Währenddessen kriechen die Autofahrer weiter auf den alten Landstraßen dahin.

25 Millionen Euro fehlen

Nur 25 Millionen Euro fehlen, um das Straßenstück für den Verkehr freigeben zu können, für das bisher insgesamt 140 Millionen Euro ausgegeben wurden. Die größten Herausforderungen der Strecke sind schon gemeistert. Brücken und Tunnel stehen schon, wie beispielsweise die beiden enormen Röhren des Tunnels von Bicho, die es den Autofahrern ermöglichen werden, in wenigen Minuten von Adeje ins Tal von Santiago del Teide zu gelangen, statt den Weg den Berg hinauf über Arguayo nehmen zu müssen. Der größte Teil der Straße ist ebenfalls gebaut. Es fehlen nur noch etwas Asphalt, die Straßenbeleuchtung und einige andere Abschlussarbeiten.

Eröffnung mehrfach verschoben

Die Eröffnung der Schnellstraße von Adeje nach Santiago del Teide wurde aus Geldmangel schon mehrfach verschoben. Erst sollte es im Dezember 2012 so weit sein, dann Anfang 2013 und nun ist sie gar auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.

Finanzierung über Maut?

Der Bau des Tunnels von Erjos zwischen Santiago del Teide und El Tanque wird das letzte Bauwerk sein, das zu realisieren ist, um den Autobahnring zu vollenden, denn das nördliche und das südliche Teilstück werden, einmal fertiggestellt, dort zusammenwachsen. Dies war bisher für das Jahr 2014 geplant. Durch den sechseinhalb Kilometer langen Tunnel wird die Fahrzeit zwischen den beiden Ortschaften auf vier Minuten reduziert werden. Bisher dauert die Fahrt über die Bergstraße mindestens 35 Minuten und dies auch nur dann, wenn gerade kein Lastwagen auf der Strecke unterwegs ist, der den Verkehr noch mehr verlangsamt.

Der Tunnel von Erjos wäre nach seiner Fertigstellung der längste Spaniens und mit Baukosten von voraussichtlich 460 Millionen Euro das teuerste Straßenbauwerk der gesamten Kanaren.

Die Inselregierung verfügt nicht über die Mittel, den Tunnel, der unverzichtbar für die Schließung des Inselrings ist, zu finanzieren. Deshalb zieht sie in Erwägung, eine private Finanzierung für das Projekt zu suchen.

Dies würde bedeuten, dass die Autofahrer nach der Fertigstellung des Tunnels mindestens zwanzig Jahre lang Maut-Gebühren für die Nutzung zahlen oder weiterhin die alte Strecke fahren müssten. Es werden jedoch auch Alternativen zu diesem Modell in Betracht gezogen, die darin bestehen, die vorhandene Straße auszubauen.

Würde die Fertigstellung des Tunnels in der angedachten  Weise privat finanziert, wäre dies die erste Mautstation auf den Kanarischen Inseln.

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