Stillstand im Bildungssystem


Bildungsministerin Isabel Celaá führte die Aussetzung der Reformen auf die Blockadepolitik gegen ihre Regierung zurück. Foto: EFE

Brüssel bemängelt die Verzögerung wichtiger Schulreformprojekte durch die mangelnde politische Stabilität

Madrid – Die Unfähigkeit, eine stabile Regierung zu bilden, lähmt Spanien in vielen Bereichen. Kürzlich erst wurde aus Brüssel moniert, dass der Mangel an politischer Stabilität und die in kurzer Folge wiederholten Zentralwahlen acht große Reformprojekte des Schul- und Bildungssystems blockieren würden.
Die geschäftsführende Bildungsministerin Isabel Celaá musste dies einräumen und erklärte, die Blockadepolitik, der ihre Regierung ausgesetzt sei, habe zu dieser Situation geführt. Die beiden Hauptkritikpunkte sind der hohe Anteil an Jugendlichen, die keine Berufs- bzw. Universitätsausbildung absolvieren (17,9%) und die Instabilität des Lehrkörpers mit 25% zeitlich befristet angestellten Vertretungslehrern.
Laut dem Bericht „Monitor für die allgemeine und berufliche Bildung 2019“ der EU-Kommission verhindert die politische Instabilität außerdem eine Erhöhung der Bildungsausgaben, die mit 4% des Bruttoinlandsproduktes unter dem europäischen Mittel von 4,6% liegen. Spanien befindet sich diesbezüglich gegenüber den anderen EU-Mitgliedsstaaten im Hintertreffen. Nur Griechenland, die Slowakei, Italien, Bulgarien und Rumänien geben noch weniger für Bildung aus.
Wie schon in den vorangegangenen Jahren mahnt die EU-Kommission in ihrem Bericht an, den frühen Bildungsabbruch zu bekämpfen. Diejenigen Jugendlichen zwischen 18 und 24 Jahren, die nur die Sekundarstufe I bis zur 10. Klasse abgeschlossen haben, machen in Spanien 17,9% aus. Der europäische Durchschnittswert liegt bei 10,6%. Es wird jedoch anerkannt, dass in Spanien diesbezüglich große Anstrengungen unternommen wurden, denn im Jahr 2009 lag dieser Wert noch bei 30,9%.
Ein weiteres Hindernis für die Modernisierung des Schulsystems sieht der Bericht in den vorgezogenen Neuwahlen vom vergangenen Februar, welche das Gesetzgebungsverfahren für die Bildungsreform der PSOE, kurz LOMLOE genannt, zum Erliegen brachten. Spanien sei bei der Einführung eines neuen Ausbildungsförderungsmodells und des allgemeinen Zugangs zu Kindergarten und Vorschule nicht vorangekommen, ebenso wenig wie bei der Neugestaltung des Zugangs zum Lehrerberuf und der Reduzierung des Anteils der befristet beschäftigten Lehrer.
Ein Viertel der Lehrer an spanischen Schulen unterrichtet, ohne fest angestellt zu sein. In einigen autonomen Regionen liegt der Anteil sogar noch höher, wie auf den Balearen, wo er 43% erreicht. Dies erschwert die Bildung stabiler Lehrerkollegien und den Zusammenhalt in den Schulen, kritisiert der Bericht. Zudem liegt die Anzahl der Lehrer noch immer unterhalb des Vorkrisenniveaus: Im laufenden Jahr 2019 sind in Spanien 511.250 Lehrer fest angestellt oder zeitlich befristet beschäftigt – 2.214 weniger als noch vor neun Jahren. Auch in anderen Mitgliedsstaaten werden zahlreiche Lehrer durch prekäre Beschäftigungssituationen belastet. In Italien sind fast 20% befristet angestellt, in Portugal sind es 21,7% in der Oberstufe, in Luxemburg 25% und in Schweden 28% in der Berufsbildung.

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