Streifzüge – ein Museum erzählt: Makaronesien


Standort: Área 1 – Origen y Naturaleza del Archipiélago Canario, Eingangsbereich

Im östlichen Zentralatlantik und nördlich des Äquators befinden sich mehrere Inselgruppen vulkanischen Ursprungs. Gemeinsam bilden sie einen großen Lebensraum, dessen Pflanzen- und Tierwelt sich deutlich vom Rest der Erde unterscheiden. Nur ein kleiner, schmaler marokkanischer Küs­tenstreifen weist einige deutliche Übereinstimmungen auf, weil die Verbreitungsgebiete einiger typischer Pflanzen, wie z.B. des Kanarischen Drachenbaums (Dracaena draco) bis dorthin reichen. Die botanischen Gemeinsamkeiten fielen zu Beginn des 19. Jahrhunderts dem englischen Botaniker und Forschungsreisenden Philip Barker Webb auf, der damals für die Region den Namen Makaronesien prägte. Er wird in den Biowissenschaften bis heute gern benutzt und leitet sich vom altgriechischen makáron nísoi ab. Das bedeutet nichts anderes als das lateinische insulae fortunatae und bezieht sich darauf, dass antike Schriftsteller die Inseln im Atlantik häufig als Glückliche Inseln bezeichneten. Abgesehen von dem marokkanischen Küs­tenstreifen ist hier alles Land vulkanischen Ursprungs, eine weitere Übereinstimmung, durch die sie sich von den Kontinenten unterscheiden – zumindest bei oberflächlicher Betrachtung. 

Im ersten Ausstellungsraum im Erdgeschoss empfängt uns dämmeriges Licht, das überwiegend von einem erleuchteten Satellitenfoto kommt, das sich in Breite und Höhe über nahezu eine ganze Wand erstreckt. Es zeigt einen Blick auf den gesamten, von Europa, Afrika, Nord- und Südamerika eingerahmten Atlantischen Ozean, immerhin der zweitgrößte unseres Planeten. Man muss schon etwas genauer hinschauen, um die Kanarischen Inseln zu erkennen. Das liegt weniger an ihrer vergleichsweise geringen Größe, als vielmehr an den zahlreichen Wolkenwirbeln und Wettergebilden, unter denen sie fast vollständig verschwinden. So wird augenfällig, dass sie sich einerseits im Bereich des über lange Zeiträume stabilen Azorenhochs befinden, was das gute Klima ermöglicht, sich aber andererseits nicht dem afrikanischen Einfluss entziehen können. Immerhin befinden sie sich auf der geografischen Breite der Sahara, und ab und zu geraten sie unter deren klimatisches Regiment. An solchen Tagen wird die Luft auf den Inseln heiß, trocken und vom herangewehten Saharastaub trüb. Calima nennt man diese Großwetterlage. Auf dem Bild ist gut erkennbar, dass die Staubwolke gelegentlich sogar die Küsten Südamerikas erreicht. Auf unserem Planeten gibt es nur fließende Grenzen.

Die meisten vulkanischen Zonen der Erde befinden sich in Gegenden, in denen kontinentale Platten gegeneinander oder gegen ozeanische Platten stoßen. In den Bruchspalten kann flüssiges Magma sehr leicht zur Oberfläche steigen und dort vulkanische Gebirge auftürmen. In unserem Gebiet gibt es solch eine Situation nur bei den Azoren, die sich deswegen in vulkanologischer Hinsicht von den anderen Inselgruppen unterscheiden. Diese entstanden nämlich nicht an den Rändern, sondern innerhalb der Platten. Das ist nur möglich, wenn sich dort unter der Erdkruste ein magmatischer Hotspot befindet. Da die Platten über die Hotspots hinweg driften, entsteht im Laufe von Jahrmillionen eine Insel nach der anderen. Nur bei den Azoren ist das anders. Sie sind stationär.

Biologisch gesehen gehören alle jedoch zusammen, nicht nur wegen des nur noch dort erhaltenen Lorbeerwaldes aus dem Erdzeitalter des Tertiär. Aeonien, Euphorbien und andere weit verzweigte Pflanzenfamilien lockten seit Jahrhunderten Wissenschaftler aus aller Welt an, bis heute.

(Fortsetzung folgt. Nächstes Thema: Leuchtende Säulen)

Michael von Levetzow

Tenerife on Top

Das Museo de la Naturaleza y del Hombre befindet sich in Santa Cruz in der Calle Fuente Morales gegenüber der Kirche Nuestra Señora de la Concepción, unterhalb des TEA.

Öffnungszeiten: Di.-Sa. 9.00 – 20.00 Uhr; So., Mo. und Feiertage 10.00 – 17.00 Uhr.

Eintrittspreise: 5 € (Residenten 3 €); Senioren ab 65 Jahre 3,50 € (Residenten 2,50 €); Kinder unter 8 Jahren frei.

Freier Eintritt jeden Fr. u. Sa. 16.00 – 20.00 Uhr (falls Feiertag 13.00 – 17.00 Uhr)

Audioguides in deutscher Sprache gibt es an der Kasse.

museosdetenerife.org

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