Streik bei Iberia


Am 14., 17., 18., 19., 20. und 21. Dezember

Nachdem Iberia Anfang November einen harten Umstrukturierungsplan zur Rettung der Fluggesellschaft präsentiert hatte, legten die Gewerkschaften des besonders betroffenen Bodenpersonals und der Besatzungsmitglieder aus Protest gegen die Massenentlassungen und die erheblichen Gehaltskürzungen sechs Streiktage im Dezember fest. An den entsprechenden Tagen kann mit Flugstreichungen auf dem Festland und mit Verspätungen bei den Kanarenflügen gerechnet werden.

Madrid –

Aus Protest gegen die Massenentlassungen

Aufgrund tiefgreifender Strukturprobleme macht Iberia derzeit 1,7 Millionen Euro Verluste – pro Tag. Anfang November zog man die Notbremse und stellte einen Sanierungsplan vor, der u.a. einen massiven Stellenabbau, Gehaltskürzungen und die Streichung defizitärer Routen vorsieht (das Wochenblatt berichtete). Von den 4.500 Stellen, die abgebaut werden sollen, entfallen 3.000 auf das Bodenpersonal und 930 auf Besatzungsmitglieder. Die Gehälter aller im Unternehmen verbleibenden Beschäftigten sollen zwischen 25% und 35% gekürzt werden.

Am 29. November verkündeten die Gewerkschaften, die obige Berufsgruppen vertreten, am 14., 17., 18. 19., 20. und 21. Dezember jeweils 24 Stunden lang die Arbeit niederzulegen. Die Arbeitnehmervertretungen der Piloten hielten sich zurück, um den Ausgang des wegen der Gründung der Billigfluglinie Iberia Express gegen die Muttergesellschaft angestrengten Rechtsverfahrens abzuwarten. Die Gewerkschaften wollen mit den Streiks „die Demontage von Iberia und die sinnlose Entlassung von 4.500 Angestellten verhindern“ und verlangen vom Unternehmen, gemeinsam eine neue Umstrukturierung im Sinne Aller auszuarbeiten.

In einer ersten Stellungnahme erklärte Vorstandsmitglied Rafael Sánchez-Lozano, Iberia sei sehr wohl zu Verhandlungen über einzelne Punkte des Sanierungsplanes bereit, doch gäbe es eine nicht verhandelbare „rote Linie“: die Verbesserung des Ertrages aus Geschäftstätigkeit um 600 Millionen Euro bis 2015. „Wenn die Gewerkschaften wissen, wie man das ohne Entlassungen bewerkstelligen kann, hören wir ihnen gerne zu,“ so Sánchez-Lozano auf einer Pressekonferenz.

Auswirkungen

Gegenüber dem Radiosender RNE bezeichnete das Iberia-Vorstandsmitglied den Streik als „unangebracht“ angesichts der derzeitigen Wirtschaftskrise und der Nähe zu den Weihnachtsfeiertagen.

Im Gespräch mit dem Wirtschaftsportal el Economista stellte Sánchez-Lozano darüberhinaus die Frage, welchen Vorteil es haben könne, wenn Marke, Produkt und Kunden geschädigt würden.

Allerdings gestand er ein, dass hinter jeder gestrichenen Arbeitsstelle ein Schicksal stünde, „eine Person mit einer Hypothek und einer zu zahlenden Schulgebühr“, doch trage Iberia die Verantwortung für die Rettung des Unternehmens und weiterer 15.000 Arbeitsplätze.

Der von den Kanarischen Inseln stammende Tourismusminister José Manuel Soria appellierte an Iberia und die Gewerkschaften: „Ich bitte beide Seiten, bis zum letzten Moment nach einer Einigung zu suchen, denn der von einem solchen Streik angerichtete Schaden wird viel größer sein als die Einbußen des Unternehmens und der Arbeitnehmer.“  Derartige Protestaktionen richteten in einem vom Tourismus abhängigen Land wie Spanien einen enormen Image- und Wirtschaftsschaden an, insbesondere in vom Flugverkehr abhängigen Regionen wie den Kanarischen Inseln.

Soria führte an, dass beim letzten Iberia-Streik der Mindestservice auf den Inseln bei 100% gelegen habe, es jedoch trotzdem zu Problemen bei Verbindungsflügen und durch Verspätungen gekommen sei.

Bei Redaktionsschluss hatte das Transportministerium den an den Streiktagen geltenden Mindestservice noch nicht festgelegt. Iberia dagegen hat bereits eine Hotline eingerichtet, bei der man sich, wie auch auf der Website, über die neuesten Entwicklungen informieren kann (900 100 480).

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