Streitkräfte werden zur Mini-Einsatztruppe


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92% des Personals soll abgebaut werden

Auch die Spanischen Streitkräfte sind vom jahrelangen Sparzwang nicht verschont geblieben. Das hat nun zur Folge, dass ihre Einsatzfähigkeit gefährdet ist. Um die äußere Sicherheit zu gewährleisten, haben das Oberkommando und das Verteidigungsministerium einen radikalen Abbau des Militärs beschlossen.

Madrid – In den vergangenen Jahren ist der Etat der Streitkräfte stetig beschnitten worden. Doch Spanien nahm an diversen internationalen Missionen – beispielsweise in Afghanistan, im Libanon oder im Indischen Ozean – teil, sodass ein spezieller Posten für diese Einsätze die Finanzlöcher ein wenig ausgleichen konnte. Die Teilnahme Spaniens an derartigen Einsätzen verbesserte nicht nur das Image des Militärs und des Landes an sich, sondern sorgte auch für eine intensive Ausbildung der teilnehmenden Einheiten und den Kauf modernster Ausrüstung. Doch die spanische Präsenz im Ausland wird immer geringer – und damit auch die Summe der Extra-Posten.

Der den Streitkräften zur Verfügung stehende Etat – der seit 2008 um 32% herabgesetzt wurde – reicht nicht mehr aus, um die derzeitige Struktur aufrechterhalten zu können. Und so haben das Oberkommando und das Verteidigungsministerium beschlossen, die Streitkräfte bedeutend zu reduzieren. Verteidigungsminister Pedro Morenés gab als Motto vor, es sei besser, dass 10% der Streitkräfte zu 100% einsatzfähig seien als 100% nur zu 10%.

Konkret ist geplant, die gesamte Truppenstärke von 123.000 Mann um 92% auf 10.000 Soldaten zu verringern und so eine, laut Admiral Fernando García Sánchez „hoch qualitative, vielseitig einsetzbare und wirksame“ Streitkraft zu schaffen, die „zur Lösung jedweden Problems in der Lage“ sei und „schnell und effektiv“ handeln könne.

So soll das gesamte Militär in maximal einem Monat mobil gemacht werden können, die schnellen Einsatztruppen sogar in 5, 15 bzw. 20 Tagen. Nach Angabe der Verantwortlichen wird die zukünftige Mini-Truppe alle Bedürfnisse des Landes in Sachen äußere Sicherheit abdecken können. Was jedoch mit den über 100.000 zu entlassenden Berufssoldaten geschehen wird, wurde von den Entscheidungsträgern bisher nicht beantwortet.

Senkrechtstarter und Luftbetankung in Gefahr

Die Etatkürzungen haben die Streitkräfte nicht nur dazu veranlasst, den Flugzeugträger „Príncipe de Asturias“ frühzeitig in den Ruhestand zu schicken, denn das Mehrzweckkriegsschiff „Juan Carlos I“ soll die Aufgabe des bisher einzigen Flugzeugträgers der Spanischen Marine übernehmen. Das Verteidigungs-Ministerium will sich auch von einem Viertel der Harrier-Flugzeugflotte trennen. So werden die vier ältesten der 16 im Eigentum der Streitkräfte stehenden McDonnell Douglas Harrier AV-8B aus dem Dienst genommen. Die restlichen zwölf dieser senkrechtstartenden Kampfflugzeuge sind spätestens im Jahr 2020 zu ersetzen, doch der einzige, infrage kommende Ersatzkandidat – die US-amerikanische Lockheed Martin F-35 – kostet eine astronomische Summe und steht daher nicht zur Diskussion. Auch die Luftbetankung der spanischen Militärflugzeuge ist in Gefahr, weil das einzige Tankflugzeug bereits ausgemustert wurde, und eine neue Maschine erst in zwei Jahren folgen soll. Nur der Kauf von zwei Tank-Airbus 330 würde den Engpass beenden, doch bei einem Preis von 200 Millionen Euro pro Exemplar ist auch eine derartige Anschaffung infrage gestellt.

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