„Sunset 290“ droht die Schließung


© Moisés Pérez

Das Chill-out-Lokal und Restaurant soll illegal sein

An wenigen Orten im Norden der Insel kann man einen Sundowner so genießen wie im „Sunset 290“. Das Chill-out-Lokal mit angeschlossenem Restaurant direkt unterhalb der Nordautobahn bei La Cuesta de la Villa, nahe der bekannten Urbanisation Vista Paraíso, legt den Schwerpunkt auf Cocktails in entspannter Atmosphäre.

Zugegeben: Die Zufahrt ist wahrlich kriminell; die Straße führt im Zickzack so steil hinunter zu der Finca, auf der das Restaurant liegt, dass es empfehlenswert ist, den Wagen oben zu parken. Nicht umsonst gibt es einen kostenlosen Shuttledienst, der die Gäste hinunter- und wieder hinaufbringt. Einmal unten angekommen, taucht der Gast in eine im indonesischen Stil gestaltete Anlage ein, von der aus sich ein herrlicher Blick über die Nordküste bietet. Von balinesischen Betten auf einer Terrasse mit künstlichem Sand schaut man über Puerto de la Cruz auf den Ozean und kann beim Sonnenuntergang die Seele baumeln lassen. Kein Wunder, dass die Beliebtheit des „Sunset 290“ seit der Eröffnung im Jahr 2012 stetig angestiegen ist. Einen vergleichbaren Ort gibt es im Norden wohl kaum. 

Doch nun soll die äußerst beliebte Lokalität geschlossen werden. Der Grund ist durchaus nachvollziehbar: Angeblich fehlte dem Betrieb von Anfang an die Lizenz. Hinzu kommt, dass die Finca zu dem Landschaftsschutzgebiet El Rincón gehört, weshalb auch die durchgeführten Bauarbeiten illegal sind. Dies teilte das Rathaus von La Orotava in einer offiziellen Stellungnahme vom 1. April mit und ordnete die umgehende Schließung des Restaurants an. In einer Ratssitzung stimmten alle im Rathaus vertretenen Fraktionen für die sofortige Schließung, teilte der Stadtrat für Raumordnung, Narciso Pérez, mit. 

Daraufhin beeilten sich die Eigentümer, über ihre Facebook-Seite ihren Fans mitzuteilen, dass eine einstweilige Verfügung gegen die Schließung bestehe und es nicht dazu kommen werde. „Wir teilen den Freunden von Sunset 290 mit, dass sie weiterhin den Sonnenuntergang von unserem Lokal aus genießen können“, war auf Facebook zu lesen. 

Von Gemeindeseite wurde daraufhin allerdings erwidert, dass diese einstweilige Verfügung nichts mit der angeordneten Schließung zu tun habe, die weiter bestehen bleibt. Sämtliche technischen und juristischen Untersuchungen des Falls hätten ergeben, dass „Sunset 290“ gegen Gesetze verstoßen hat, indem ein Restaurant in einem Landschaftsschutzgebiet betrieben wurde und dort auch nicht genehmigte Bauarbeiten durchgeführt wurden.

„Wir alle bedauern es, diese einschneidende Entscheidung treffen zu müssen, doch wir dürfen nicht vergessen, dass El Rincón das einzige Gebiet auf den Kanarischen Inseln ist, das durch ein eigenes Gesetz geschützt ist und über einen Spezialplan verfügt, der Eingriffe wie diese nicht genehmigt“, erklärte Narciso Pérez.

Das Gebiet von El Rincón im Orotavatal ist durch den „Plan Especial de El Rincón“ geschützt. Dieser wurde auf die Initiative von Grundbesitzern und Naturschützern hin im Jahr 1997 von der kanarischen Regierung verabschiedet, um dieses letzte noch landwirtschaftlich genutzte und von der Bebauung verschonte Gebiet an der Küste des Orotavatals zu bewahren. 

Die Reaktionen auf die angekündigte Schließung des „Sunset 290“ sind vielfältig. Fans trauern schon jetzt um ihr Lieblingslokal zum Chillen. Unterdessen wundern andere sich, warum ein offensichtlich von Anfang an illegaler Betrieb von denselben Leuten in Schutz genommen wird, die sich über die Korruption im Lande wundern.

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