Technologischer Meilenstein


Die erste Offshore-Windkraftanlage Spaniens ist fertig montiert

Der Turm des Prototypen kann teleskopisch ausgefahren werden. Foto: efe

Gran Canaria – Die beiden spanischen Unternehmen Esteyco und Gamesa haben dieser Tage die Montage der ersten Offshore-Windkraftanlage Spaniens vollendet. Die imposante Anlage hat einen teleskopisch bis 90 Meter Höhe ausfahrbaren Turm und ragt, wenn man die Länge der Rotorblätter miteinbezieht, 150 Meter aus dem Wasser. Der Standort an der Südostküste der Insel bei Arinaga wurde wegen der günstigen Windverhältnisse gewählt. Die WKA wurde anderthalb Kilometer von der Küste entfernt in der Nähe der Forschungsstation Plataforma Oceánica de Canarias (Plocan), mit einem Schwerkraftfundament im Meer versenkt. Diese Art von Gewichtsfundamenten aus Beton sind für geringe Wassertiefen geeignet; in diesem Fall ruht das Fundament in 28 Metern Tiefe.

Die Besonderheit dieser Anlage liegt ebenso in ihrem schwimmenden Betonfundament wie auch in ihrem Teleskopturm, der mit einer Geschwindigkeit von 10 Metern pro Stunde per Fernsteuerung ausgefahren werden kann. Der von den Ingenieuren von Esteyco entwickelte Prototyp ist die erste Offshore-Windkraftanlage, für deren Installation kein sogenanntes Errichterschiff notwendig ist, da das schwimmende Fundament von Schleppschiffen an seine Position gezogen wurde und der Turm nicht aufgebaut, sondern ausgefahren wird. Die Vollendung und Funktionsfähigkeit dieses Prototyps markiere einen technologischen Meilenstein, freuten sich Esteyco-Generaldirektor Carlos García und der Leiter von Plocan, Octavio Linares, einstimmig unmittelbar vor der Inbetriebnahme der 5-Megawatt-Offshore-Anlage, mit der bis zu 5.000 Haushalte mit Strom versorgt werden können. In wenigen Wochen soll sie ans Netz angeschlossen werden. Das Netzkabel wurde von Plocan bereits gelegt.

Das von der EU finanzierte, 20 Millionen Euro teure Projekt „Elisa“ soll zeigen, dass Windkraftanlagen im Offshorebereich wirtschaftlicher sein können als auf dem Festland. Bislang war dies vor allem wegen des hohen Installationsaufwandes bzw. der Kosten der Installationsschiffe (200.000 bis 400.000 Euro pro Tag) nicht der Fall. Damit verursacht die Installation der Windkraftanlagen im Meer etwa die Hälfte der Gesamtkosten.

Am 29. Juni unternahm der kanarische Regierungspräsident Fernando Clavijo einen Ausflug, um die WKA zu begutachten. Foto: Gobierno de Canarias

Die Lösung von Esteyco, die an dem vor Arinaga installierten Prototyp präsentiert wird, besteht aus einem selbstinstallierenden Teleskopturm und einem schwimmenden Fundament, das an seiner endgültigen Position versenkt wird. Die Montage erfolgte komplett im Hafen. Die ausziehbare Bauform des Turms senkt den Schwerpunkt während des geschleppten, selbstschwimmenden Transports, sodass die untere Fundamentplattform als Lastschiff fungieren kann. Das kreisrunde Fundament mit einem Durchmesser von 32 Metern und 7 Metern Höhe füllt sich beim Absenken mit Wasser. „Dieses System ist hervorragend für die nächste Generation von Offshore-Windkraftanlagen geeignet“, erklärt José Serna, Technikvorstand von Esteyco und „Elisa“-Koordinator.

Esteyco schätzt, dass mit diesem Prototyp die Gesamtkosten für Bau und Montage von Offshore-WKA um mehr als 30% gesenkt werden können.

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