Wissenschaftler der Fakultät für Tiermedizin der Uni Las Palmas wurden nach London gerufen
Ihr Ruf eilt ihnen voraus. Die Wissenschaftler der Universität Las Palmas haben eben auch jahrelange Erfahrung. Immer wieder stranden Wale an den kanarischen Küsten, und diese traurigen Ereignisse liefern wiederum interessantes Forschungsmaterial, um mehr über die Meeressäuger zu erfahren.
London – Vor wenigen Wochen wurden Professor Antonio Fernández und Manuel Arbelo von der Uni Las Palmas nach London gerufen, um dort an der Nekropsie des Themse-Wals mitzuwirken. Das traurige Schicksal des Entenwalweibchens, das sich Ende Januar in die Themse verirrte, hatte den Wissenschaftlern wieder einmal tonnenweise Material geliefert, um ihr Wissen über diese Walart zu vertiefen. Im Zoo von London beteiligten sich die beiden kanarischen Experten an der Sektion des Walkopfes, der allein 250 kg wog. Gewebeproben nahmen sie zur weiteren Untersuchung nach Las Palmas mit. Bei dem in der Themse gestorbenen Entenwal handelte es sich um ein etwa 7,5 t schweres und 9 m langes Weibchen.
Ersten Auskünften der Tierschützer zufolge galten Stress und äußerliche Verletzungen durch das Schwimmen im seichten Wasser als wahrscheinlichste Todesursache. Auch bei der Obduktion wurden angeblich keine inneren Verletzungen festgestellt, obwohl diese in vielen Fällen für das Sterben von Meeressäugern verantwortlich sind.
Die Forscher der Uni Las Palmas stellten schon vor Jahren fest, dass Wale eine so genannte Fettembolie erleiden können, die mit den Symptomen eines Tauchers, der ohne Druckausgleich an die Wasseroberfläche zurückkehrt beschrieben werden kann. Davon sind besonders Schnabelwale betroffen, da sie sehr lange und sehr tief tauchen. Eine übermäßige Lärmbeschallung während des Auftauchens führt zu einer Fettembolie. Im September 2002 starben bei Fuerteventura 14 Wale (alles Schnabelwale). Zur gleichen Zeit und im gleichen Gebiet fand ein Marinemanöver mit NATO-Beteiligung statt, das anschließend für den Tod der Wale verantwortlich gemacht wurde. Die Sonar-Systeme der Schiffe hatten die Wale orientierungslos gemacht und zu einem zu raschen Auftauchen verleitet, was sich tödlich auf ihren Organismus auswirkte.
Auch im Falle des toten Themse-Wals wird darüber spekuliert, ob sich das Tier nur in die Themse verirrte, weil es – bedingt durch die Einflüsse der Sonars der britischen Marine – die Orientierung verloren hatte.
Von London nach Almería
Kaum war die Nekropsie in London beendet, wurden die Experten der Universität Las Palmas auch schon mit einer neuen Mission betraut. In Almería hatten bei den zuständigen Behörden die Alarmglocken geschrillt, als vier Cuvier-Schnabelwale strandeten. Zur gleichen Zeit fand an der Mittelmeerküste anscheinend ein Militärmanöver statt. Nun soll festgestellt werden, ob ein Zusammenhang besteht. Pascual Calabuig, vom Zentrum für Wildtiere des Cabildos von Gran Canaria, der von Almería aus benachrichtigt wurde und die Anrufer an die Universität Las Palmas weiterleitete, sagt jedoch: „… wenn Tiere der gleichen Spezies an einer bestimmten Stelle und zur gleichen Zeit stranden, kann fast mit Sicherheit behauptet werden, dass ein Militärmanöver dazu geführt hat“.
In diesem Fall handelte es sich scheinbar um ein Manöver der britischen Marine, das im Mittelmeerraum stattfand. „Die Engländer gehen sehr behutsam in ihrem eigenen Land vor, und als sie einen Wal in der Themse fanden, versuchten sie eine Rettungsaktion, doch andererseits sind sie in der Lage, eine solche Sache mitten im Meer anzurichten“, ereiferte sich Calabuig, für den es keinen Zweifel an der Schuldzuweisung gibt.
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