Thomas Cook führt Buchungsminus auf den Kanaren auf hohe Preise zurück


Die in finanziellen Schwierigkeiten steckende Thomas Cook Group plant, ihre Airlines zu veräußern. Für die Charterfluggesellschaft Condor will Lufthansa ein Angebot abgeben, wie Konzernchef Carsten Spohr bestätigte. Foto: condor

Auch die TUI Group spricht in ihrer Halbjahresbilanz von „Überkapazitäten nach Spanien, insbesondere den Kanaren“

Kanarische Inseln – Am 16. Mai stellte Peter Fankhauser, Konzernchef der Thomas Cook-Group das Ergebnis des ersten Halbjahres des Geschäftsjahres 2019, das am 31. März endete, vor, wie Europa Press aus London berichtete. Demnach verzeichnete die Gruppe einen Nettoverlust von rund 1,5 Milliarden Britischen Pfund – fast siebenmal so viel wie ein Jahr zuvor. Die Fusion mit dem Reiseveranstalter My Travel hat die Gruppe mit 1,259 Milliarden Euro in die roten Zahlen gebracht. Die restlichen Verluste führte Fankhauser auf die Auswirkungen des bevorstehenden Brexit, den milden Winter in Mitteleuropa, und, im Fall der Kanarischen Inseln, auch auf die hohen Preise zurück. Demnach seien die Reservierungen aufgrund der allgemeinen Verunsicherung über die Folgen des Brexit, die hohen Temperaturen des letzten Sommers, die viele potenzielle Touristen zu einem Urlaub in der Heimat veranlasst hätten, und die hohen Preise der Kanarischen Inseln erheblich zurückgegangen.

Doch der Reservierungsrückgang bei Thomas Cook Airlines ist kein neues Phänomen. Seit Jahren hat die Marktquote der Fluggesellschaft von Thomas Cook kontinuierlich abgenommen, laut Promotur von 15% im Jahr 2011 auf 12% im vergangenen Jahr. Allein 2018 ging die Passagierzahl um 143.000 zurück. Trotzdem beförderte Thomas Cook, zu deren Airlines auch die Condor gehört, immer noch 2,1 Millionen Touristen auf die Kanaren. Doch die Gruppe will die Fluggesellschaft veräußern und sich nur noch auf die eigenen Hotels konzentrieren. Auf den Kanaren betreibt Thomas Cook 24 Hotels, davon acht auf Lanzarote, sieben auf Fuerteventura, fünf auf Teneriffa und vier auf Gran Canaria.

Bereits im Februar hatte Peter Fankhauser die hohen Zimmerpreise der kanarischen Hotels angesprochen, die ihm zufolge dazu geführt hätten, dass zunehmend Urlauber auf Konkurrenzziele wie die Türkei, Tunesien oder Ägypten ausweichen würden.

Doch weder die Reisebüros noch die Hoteliers teilen die Ansicht, dass die Preise gestiegen seien. Tom Smulders, Vizepräsident des Hotelverbands von Las Palmas de Gran Canaria (FEHT), erklärte, Fankhauser habe den Kanaren den Schwarzen Peter zugeschoben. Smulders gestand ein, dass es einige wenige Ausnahmen gäbe, doch insgesamt gehe die Preisentwicklung nach unten. Einige Hoteliers seien der Marktentwicklung sogar zuvorgekommen und hätten schon frühzeitig die Preise gesenkt. Laut Rafael Gallego, Präsident der Spanischen Vereinigung der Reisebüros (CEAV), handele es sich bei den Kanaren im Vergleich zu Tunesien, Ägypten und der Türkei um ein teures Urlaubsziel, vor allem, weil auf dem Archipel nicht die geringen Gehälter dieser Konkurrenzziele gezahlt würden. Gallego wies darauf hin, dass es im Gegenzug auf den Kanaren auch mehr Sicherheit, bessere Infrastrukturen und medizinische Versorgung gäbe.

Auch die TUI Group hat in ihrem Bericht zum ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2019 ein nicht sehr erfreuliches Ergebnis eingeräumt. Zwar habe der Start mit einem Umsatzwachstum in den ersten sechs Monaten von 1,7% auf 6,68 Milliarden Euro den Erwartungen entsprochen, doch das branchenübliche Minus in den ersten Quartalen beim bereinigten Ebit belief sich unter Berücksichtigung verschiedener Sondereffekte auf -300,6 Millionen Euro (Vorjahr -169,7 Millionen Euro). Dieses größere Minus führt TUI unter anderem auf Überkapazitäten nach Spanien, insbesondere auf die Kanaren, zurück. In einer Pressemitteilung aus der Zentrale des TUI Konzerns in Hannover heißt es: „Die Zahlen der ersten sechs Monate sind einseitig belastet durch deutliche Verschiebungen bei Reisetrends und Reisezielen für das Gesamtjahr 2019: Überkapazitäten nach Spanien, insbesondere den Kanaren, und dadurch niedrigere Margen wirken sich auf Umsatz und Ergebnis im ersten Halbjahr aus, während die sehr positive Buchungslage für die Türkei und das östliche Mittelmeer erst im zweiten Halbjahr zu sehen sein wird, da die Länder dieser Region im Wesentlichen Sommerziele sind.“

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