Tod in der Schwangerschaft… vor 750 Jahren


Die Knochen einer Frau und ihres ungeborenen Kindes wurden im Grab 4 der Fundstätte Juan Primo in Gáldar entdeckt. Foto: efe

Die Knochen der Ureinwohnerin und ihres ungeborenen Kindes geben
Hinweise auf ihr Leben

Gran Canaria – Die junge kanarische Ureinwohnerin war noch keine 25 Jahre alt, als sie im achten Monat ihrer Schwangerschaft verstarb. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts ruhen ihre sterblichen Überreste und die ihres Kindes, das sie nie zu Gesicht bekam, an der Küste von Gáldar auf Gran Canaria.
Es ist sehr selten, dass in den Grabstätten alter Kulturen die Knochen einer Schwangeren und ihres ungeborenen Kindes gefunden werden. Wissenschaftler der Universität Las Palmas, das Kanarische Museum und das Unternehmen Tibicena haben in der Zeitschrift HOMO: Journal of Comparative Human Biology, die Ergebnisse ihrer Studien zu diesem Fund veröffentlicht. Er stammt aus dem Grab Nummer 4 einer vorspanischen Nekropole, die im Jahr 2007 in Juan Primo in Gáldar entdeckt wurde und Grabstätten aus dem 12. bis 15. Jahrhundert enthält.
Die Archäologen wissen zwar nicht, wer diese junge Frau war, doch ihre Knochen lassen einige Rückschlüsse auf ihr Leben zu – was sie aß, dass sie viel arbeitete, dass sie etwa fünf Monate vor der Geburt stand und woran sie möglicherweise gestorben ist.
Anatomische Untersuchungen ergaben ein Alter von 20 bis 25 Jahren, Arthrose an den Lendenwirbeln und eine Gehörgangsexostose (Surfer’s ear), die meist bei Menschen auftritt, die viel Kontakt mit dem Wasser haben.
In der Zeit vor der spanischen Eroberung litt schätzungsweise ein Fünftel der Bevölkerung Gran Canarias wegen Eiweißmangels schon in jungen Jahren an Osteoporose (Knochenschwund), was die Arthrose erklärt. Das „Surfer Ohr“ deutet darauf hin, dass die junge Frau an der Küste Muscheln, Schnecken und andere Meeresfrüchte sammelte und danach tauchte.
Was die Todesursache angeht, so deutet die Position der Knochen des Fötus im Becken der Mutter auf eine mögliche Fehllage, eine Schulterdystokie, hin. Der Zeitpunkt der Schwangerschaft um die 34. Woche legt als eine weitere mögliche Ursache eine Eklampsie nahe, die in der Spätschwangerschaft auftreten kann, sich durch Ödeme und Krampfanfälle äußert und zum Tod von Mutter und Kind führen kann.

Die Knochen einer Frau und ihres ungeborenen Kindes wurden im Grab 4 der Fundstätte Juan Primo in Gáldar entdeckt. Foto: efe

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