Todesfaktor Luftverschmutzung


Für die Luftverschmutzung in Städten wie Madrid wird insbesondere der Verkehr verantwortlich gemacht. Foto: EFE

38.600 Todesfälle werden mit Feinstaub- und Schadstoffbelastung der Luft in Verbindung gebracht

Madrid – Die Europäische Umweltagentur (EUA) hat in ihrem neuesten Jahresbericht über die Luftqualität ermittelt, dass im Jahr 2015 in 41 Ländern Europas 518.700 Personen verfrüht und infolge der Luftverschmutzung gestorben sind. Die Zahl liegt leicht, um 1.770 Personen, unter der des Vorjahres. 483.400 dieser Todesfälle ereigneten sich in den 28 EU-Mitgliedsländern. Ganz im Gegensatz zum allgemeinen Trend stieg in Spanien die Zahl der Personen, deren Tod mit der Luftverschmutzung in Verbindung gebracht wird, um 23% auf 38.600.

Xavier Querol, Professor und Wissenschaftler am Nationalen Forschungs- und Wissenschaftsrat CSIC, erklärte, dass die Zahl der verfrühten Todesfälle nach mathematischen Formeln berechnet werden. Laut Querol bedeute ein Anstieg der Schadstoffbelastung damit automatisch auch einen Anstieg der Todesfälle.

Tatsächlich war im Jahr 2015 in Spanien die Belastung besonders hoch, die klimatischen Bedingungen waren extrem. Seit Beginn der Aufzeichnungen hatte es nur drei wärmere Jahre gegeben. Bis zum 30. November wurde eine Durchschnittstemperatur von 16,5 Grad ermittelt – 0,8 Grad über dem Durchschnitt des Zeitraums 1981-2010, gemäß den Daten des Spanischen Wetterdienstes Aemet. Der Sommer war der zweitheißeste seit 1961. Unter diesen Umständen nehmen Feinstaub und die Schadstoffe in der Luft zu.

Europaweit ist die Feinstaubbelastung erheblich höher als die Schadstoffbelastung. PM2,5-Teilchen, die in die Lungenalveolen eindringen, sind am häufigsten vorhanden und laut dem Bericht der EUA für 81% der Todesfälle, also rund 422.000, verantwortlich. Die restlichen Fälle werden mit hohen Konzentrationen von Stickstoffdioxid bzw. Ozon in Verbindung gebracht.

Der Feinstaub kann sowohl natürlichen als auch künstlichen Ursprungs sein, wie beispielsweise feiner Sahara-Sand auf der einen oder Diesel-Rußpartikel auf der anderen Seite. Eine der Hauptursachen für die Luftverschmutzung ist und bleibt der motorisierte Verkehr, wenn auch die Landwirtschaft, die Stromproduktion, die Industrie und die Haushalte ebenfalls ihren Teil dazu beitragen.

Die Umweltschutzorganisation Ecologistas en Acción schreibt dem Feinstaub PM2,5 eine besonders hohe gesundheitsschädigende Wirkung zu. Er würde tief in die Lunge eindringen, Krankheiten der Atemwege und des Kreislaufes hervorrufen und zu einem verfrühten Tod führen. Aufgrund der erwiesenen gesundheitsschädlichen Auswirkung, die zum Tod führen kann, plädieren die Umweltschützer für eine Ausweitung der städtischen Pläne zur Reduzierung der Luftverschmutzung wie beispielsweise die Sperrung der Innenstädte für den Verkehr.

Kinder sind besonders betroffen

Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht davon aus, dass im Jahr 2016 weltweit 600.000 Kinder an schweren Atemwegserkrankungen gestorben sind, die durch Luftverschmutzung verursacht wurden. Besonders hoch sind die Zahlen in den Ländern mit geringen oder mittleren Einkommen.

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