Tourismus auf den Balearen: Qualität statt Quantität

Das Moratorium gilt für alle: Das Luxushotel „Castillo Hotel Son Vida“ auf Mallorca wird dieses Jahr zwar renoviert, darf aber nicht vergrößert werden, wenn es seine Kapazität nicht um 5% verringert. Foto: EFE

Das Moratorium gilt für alle: Das Luxushotel „Castillo Hotel Son Vida“ auf Mallorca wird dieses Jahr zwar renoviert, darf aber nicht vergrößert werden, wenn es seine Kapazität nicht um 5% verringert. Foto: EFE

Hotelwachstum in den nächsten vier Jahren untersagt

Mallorca – In den 70er-Jahren erlebten die Balearen einen Hotelboom: überall wurde gebaut, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden. Doch seit den 90er-Jahren versucht die Regierung, das Wachsen der Hotels zu bremsen. Im Jahr 2017 hat ein damals verabschiedetes Gesetz die Obergrenze für die Zahl der Hotelbetten auf den Balearen auf 623.624 festgelegt. Jetzt geht die Regierung einen Schritt weiter und führt eine neue Maßnahme ein: die Schaffung von Hotelbetten ist ab sofort und in den nächsten vier Jahren durch ein Moratorium untersagt.

Bettenkapazitätsbörsen

In den 90er-Jahren wurden auf den Inseln die sogenannten „Bettenkapazitätsbörsen“ eingeführt, um das Wachstum der Hotels und Ferienunterkünfte zu kontrollieren. Diese Börsen sind nach Inseln aufgeteilt und werden durch die Betten von geschlossenen Unterkünften erhöht. Um ein neues Hotel zu eröffnen, musste der Unternehmer auf sie zurückgreifen, indem er die „freien Betten“ kaufte. Nun hat die Regierung, die von der sozialistischen PSOE, der linksgerichteten Más und Podemos gebildet wird, beschlossen, ein vierjähriges Veto gegen den Kauf von neuen Betten auf Mallorca, Ibiza und Formentera festzulegen. Menorca hat keine Börse, weil das Hotelwachstum durch seinen Raumordungsplan gesteuert wird. Dennoch ist das Veto auch dort gültig. Dieses Moratorium betrifft alle Arten von touristischen Unterkünften, die im Falle von Mallorca, Ibiza und Formentera insgesamt 18.718 freie Zimmer anbieten: 8.486 auf Mallorca, 7.000 auf Ibiza und 3.232 auf Formentera. Weiterhin wird die Erweiterung der Fläche der touristischen Einrichtungen eingeschränkt. Hotels und Ferienunterkünfte können zwar um 15% ihrer Fläche vergrößert werden, aber nur, wenn sie die Anzahl ihrer Hotelbetten um 5% reduzieren.

Schutz der Arbeitnehmer und der Umwelt

Eine weitere wichtige Maßnahme, die eingeführt wird, ist die Verbesserung des Schutzes für die Zimmermädchen bei ihrer Arbeit. Ab 2023 müssen alle Hotels höhenverstellbare Betten anschaffen, um diesen Mitarbeiterinnen die Arbeit zu erleichtern. Diese Maßnahme erfordert den Austausch von 300.000 Betten innerhalb von maximal sechs Jahren. Die Kosten für den Umstieg von einem herkömmlichen Bett auf eines dieser Betten belaufen sich im Durchschnitt auf ca. 300 Euro. Eine andere Verordnung verpflichtet alle Hotelbetriebe, einen Kreislaufwirtschaftsplan zu erstellen und eine jährliche Bewertung der Bewirtschaftung der Ressourcen und der erzeugten Abfälle vorzunehmen.

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