Traurige Rekordzahl


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Zwangsräumungen nehmen weiter zu

Die Wirtschaftskrise hat bei vielen spanischen Familien für Not und Kummer gesorgt. Wegen Verlust des Arbeitsplatzes, Arbeitslosigkeit aller Familienmitglieder, Finanzengpässen und Aussetzen der Hypothek werden immer mehr zum Verlassen des eigenen Zuhauses gezwungen.

Madrid/Kanarische Inseln – Seit 2007 steigt die Zahl der Zwangsräumungsverfahren und im zweiten Vierteljahr dieses Jahres wurde wieder ein trauriger Rekord erreicht, denn laut der neuesten Daten des Obersten Rates der richterlichen Gewalt (CGPJ) wurden spanienweit 16.464 Zwangsräumungsverfahren von den Gerichten bearbeitet – 21% mehr als im Vorjahreszeitraum. Auf den Kanarischen Inseln waren es 370 und somit 2,5% mehr.

Im ersten Vierteljahr dieses Jahres wurde bereits eine Rekordmarke erreicht, als bei den spanischen Gerichten insgesamt 15.546 Zwangsräumungsverfahren anhängig waren – 36% mehr als im Vorjahreszeitraum. Auf den Kanaren waren es 375.

Die ständig anwachsenden Zahlen erschrecken: 2009 betrug die Anzahl der Zwangsräumungsverfahren 33.918, 2010 bereits 47.809 und allein im ersten Halbjahr dieses Jahres lag die Zahl mit 32.010 schon fast so hoch wie im ganzen Jahr 2009.

Heim tilgt nicht Schuld

Bleiben die Hypotheken- oder Mietzahlungen aus, beantragt die Bank bzw. Sparkasse die Zwangsvollstreckung. Geben die Gerichte den Anträgen statt, wird eine Zwangsversteigerung anberaumt. Gibt es keinen Zuschlag, wird die Immobilie Eigentum des Geldinstituts. Doch damit ist die Schuld des Hypothekennehmers nicht ausgeglichen – nach spanischem Recht werden nur 60% des Schätzungswertes der Immobilie angerechnet und der Schuldner muss nun neben der Miete für eine neue Unterkunft auch weiterhin die Hypothekenschuld abzahlen.

Hohe Dunkelziffer

Nach Auskunft der Betroffenenplattform PAH sieht die Zukunft düster aus. Demnach werde die Zahl der Zwangsräumungen in diesem und dem kommenden Jahr weiter ansteigen. Tatsächlich sei die Not noch viel größer als es die offiziellen Zahlen erahnen ließen, denn viele Familien würden schon vor Abschluss des rechtlichen Prozesses aus Angst oder Scham ihr Heim verlassen.

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