Trockenheit gefährdet die Landwirtschaft


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Gemeinden und Bauern plädieren für eine Stärkung des Wasserkreislaufes und eine Förderung der Quellwassernutzung, während die Regionalregierung insbesondere auf die Meerwasserentsalzung und die Abwasserwiederaufbereitung setzt

Teneriffa – Trotz der Regenfälle am ersten Januar-Wochenende ist die Lage der Landwirtschaft äußerst kritisch. Nach dem wärmsten Herbst seit Beginn der Aufzeichnungen mit der zweitniedrigsten Niederschlagsmenge der letzten 37 Jahre geben die Prognosen der Wetterbehörde Aemet nur wenig Grund zur Hoffnung, denn der Winter soll ebenfalls wärmer und niederschlagsärmer ausfallen als gewöhnlich. Angesichts der niedrigen Wasserstände in den Wasserbecken, die teils sogar komplett leer sind, fordern die Bauern, die um ihre Ernte bangen, den Wasser-Notstand auszurufen, um Notfallmaßnahmen beschleunigen zu können.

Víctor Quintero, Direktor der Wetterbehörde Aemet für Santa Cruz, erklärte, die anhaltenden Hochdruckgebiete über den Azoren und der Westsahara hätten wie „Mauern“ die dahinterliegenden Tiefdruckgebiete nicht bis auf die Kanaren vordringen lassen. Hinzu käme der seit 15 Jahren anhaltende, konstante Anstieg der Durchschnittstemperatur. Zwei Phänomene, die wahrscheinlich auf den Klimawandel zurückzuführen seien, meinte Quintero. Der vergangene Herbst sei der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen, und selten habe es dermaßen wenig geregnet.

Dementsprechend leer sind die Wasserbecken, die nur noch zu 23% gefüllt sind. Das Becken von Llanos de Mesa (San Juan de la Rambla) und das – allerdings für Reparaturzwecke geleerte – Becken von Aguamansa (La Orotava) enthalten überhaupt kein Wasser.

Die Wasserbecken, wie das von Cruz Santa, sind durchschnittlich nur zu 23% gefüllt. Foto: Moisés Pérez

Die anhaltende Trockenheit und der Wassermangel in den Auffangbecken gefährden den Anbau und die Ernten. Angesichts der Bedrängnis, in der sich die Bauern befinden, schalten sich nun vermehrt die Gemeinden ein. So hat beispielsweise La Orotava mit den Bauern den rotierenden Anbau vereinbart, sodass diese nun nicht nur Kartoffeln sondern abwechselnd Kartoffeln und Getreide anbauen werden. Auf diese Weise sollen Verluste bei der Kartoffelernte von bis zu 80% im vergangenen Jahr verhindert werden. Auch will man die Ausbreitung des Kartoffel-Schädlings eindämmen, dessen Eiablage durch die Trockenheit begünstigt wird. In einigen Bezirken wird zudem das Wasser rationiert, wie Stadtrat Alexis Pacheco im Gespräch mit einer Tageszeitung bekannt gab.

Die landwirtschaftlichen Vereinigungen Asaga, COAG-Canarias und UPA haben beim Inselwasserrat beantragt, den Notstand auszurufen, um verschiedene Maßnahmen beschleunigen zu können, die die Wasser­versorgung der Bevölkerung und der Felder sichern sollen. Dazu gehört die Anhebung der von den Meerwasserentsalzungsanlagen La Monja und Buenavista Golf gewonnenen Mengen an Trinkwasser. Auch könnte die weitere Anlage von Montaña de Taco früher in Betrieb genommen werden als sonst erst im April üblich.

Fidela Velázquez, Bürgermeisterin von San Juan de la Rambla, einer stark von der Landwirtschaft abhängigen Gemeinde, forderte ihre Amtskollegen der übrigen landwirtschaftlich geprägten Gemeinden und das Cabildo zu einem Treffen auf, um nach weiteren Lösungen zu suchen. Velázquez plädiert insbesondere für die Wiederherstellung der Wasserstollen und -kanäle, um die Abhängigkeit von den Wasserbecken zu reduzieren, deren Wartung und Instandhaltung sehr aufwendig sei. Diese Forderung wird von vielen Bauern geteilt, die auf die gute Qualität des Quellwassers hinweisen.

In einem Radio-Interview mit Cadena Ser schloss Manuel Martínez, Leiter von Teneriffas Wasserbehörde, Einschränkungen beim Wasserverbrauch nicht aus. Die Lage sei angesichts der bevorstehenden Ernten und der zum Sommer anwachsenden Urlauberzahl besorgniserregend. Der Inselrat gestand ein, der Wasserkreislauf der Insel sei nicht hinreichend untersucht worden. Als einen Schwachpunkt nannte Martínez die zu geringe Nutzung wiederaufbereiteten Abwassers in der Landwirtschaft. Weniger als 20% des wiederaufbereiteten Wassers aus den Kläranlagen würde zu den Feldern geleitet, so der Inselrat.

Im Gespräch mit der Zeitung La Opinión erklärte Narvay Quintero, Leiter des Landwirtschaftsressorts der Kanarenregierung, zwar hätten die Kanaren im vergangenen Jahr 17% weniger Regenfälle verzeichnet als im Vorjahr, doch seien bestimmte Regionen auf dem Festland mit bis zu 40% weniger Niederschlag noch weitaus schlimmer von der Trockenheit betroffen worden. Quintero erklärte, der Klimawandel sei real, die Trockenheit werde anhalten. Das Landwirtschaftsressort sei bemüht, die Wasserversorgung von den Niederschlägen unabhängig zu machen und anderweitig zu garantieren. Der Ressortleiter versicherte, die Regionalregierung habe 30 Millionen Euro in die Bewässerungs­systeme auf allen Inseln und 17 Millionen Euro in die Verbesserung des Wasserkreislaufes investiert. So seien auf Teneriffa kürzlich die zwei Meerwasserentsalzungsanlagen von Granadilla und Fonsalía sowie die neue Kläranlage von Valle Guerra eingeweiht worden.

Am ersten Januar-Wochenende kam endlich der langersehnte Regen, allerdings reichten die Niederschläge bei Weitem nicht aus, um das enorme Problem zu lösen.

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