Übersättigter Immobilienmarkt


© GRUPO FRANCISCO HERNANDO

Über eine halbe Million neue Häuser und Wohnungen sind unverkäuflich

Auch acht Jahre nach dem Platzen der Immobilienblase gibt es in Spanien noch rund 700.000 neue Häuser und Wohnungen, die nicht verkauft werden konnten. Rund 170.000 sind nach Expertenmeinung notwendig, um den Immobilienmarkt funktionsfähig zu halten, ohne dass der Druck auf die Preise zu hoch wird.

Madrid – Demzufolge liegt das Überangebot an Wohnraum weit über einer halben Million Einheiten. Von diesen sind über die Hälfte im Eigentum der Banken und der „Bad Bank“ Sareb. Die meisten stehen schon seit über fünf Jahren leer. Zwei Drittel dieses Überangebots sind noch nicht vollständig fertiggestellt.

Geht man von durchschnittlich 70.000 Euro Baukosten pro Einheit aus, liegen die Investitionen, welche in diesen brachliegenden Projekten eingefroren sind, bei 35 Milliarden Euro. Nach anderen Berechnungen liegen 44 Milliarden Euro in Häusern und 24 Milliarden Euro in Grundstücken fest.

Ein Teil dieses Überangebots könnte mit der Zeit verkauft werden, vor allem, wenn die Banken eines Tages den heutigen realen Marktwert des leerstehenden Wohnraums zugrunde legen. Schon 2012 hatte die Santander-Gruppe hierfür ein Beispiel gegeben, als sie Wohnungen in Seseña/Toledo, mit einem attraktiven Finanzierungsangebot ausgestattet, für 65.000 statt 180.000 Euro anbot und innerhalb weniger Wochen alle verkaufte.

Anders verhält es sich mit jenen Wohnungen, die in Satellitenstädten erbaut wurden, die sich ohne sonstige Infrastruktur weitab der Gebiete mit der größten Nachfrage befinden. Diese machen gut 40% des Überangebots aus und werden wahrscheinlich niemals Käufer finden.

Was tun mit diesem Überschuss? Die Antwort darauf hängt vor allem von den Banken und der „Bad Bank“ ab. Es wäre naheliegend, den leerstehenden, unverkäuflichen Wohnraum zu einer günstigen Sozialmiete an die vielen Bürger zu vermieten, die in der Krise ihr Haus verloren haben und praktisch auf der Straße stehen. Eines der größten Probleme Spaniens in der Krise sind die Tausende von Zwangsräumungen, die in den letzten Jahren einen beträchtlichen Anteil der spanischen Bevölkerung in eine prekäre Lage gebracht haben, und immer noch täglich zahlreiche Menschen obdachlos machen. Der Wohnungsüberschuss bietet eine ideale Chance, in diesem Bereich eine sinnvolle Sozialpolitik zu praktizieren. Vor allem im Hinblick darauf, dass die Banken von den Steuerzahlern gerettet wurden. Doch bisher bevorzugen es die Geldinstitute, Wohnungen zu Schleuderpreisen von 30.000 bis 40.000 Euro an Hedgefonds zu veräußern.

Zumindest eine Neuausrichtung des spanischen Immobilienmarktes, der bisher fast ausschließlich auf Eigentumswohnungen setzte, hin zu mehr Vermietungsobjekten scheint unausweichlich.

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