Umstrittener Hotelbau vorerst eingestellt

Etwa 1.000 Personen demonstrierten am 20. Juni gegen das Projekt. Foto: EFE

Etwa 1.000 Personen demonstrierten am 20. Juni gegen das Projekt. Foto: EFE

Umweltaktivisten haben am Strand La Tejita einen Baukran besetzt

Teneriffa – Von Anbeginn war das Projekt umstritten. In La Tejita, direkt an einem der wohl letzten großen Strände im Süden Teneriffas, die noch nahezu unberührt sind, planten Investoren aus Galicien mit ihrem Unternehmen Grupo Viqueira ein neues Luxushotel. Grupo Viqueira hat bereits mehrere Apartmentanlagen und das Einkaufszentrum von La Tejita gebaut. Die Pläne des neuen Hotels sehen dreistöckige Bauten mit einer maximalen Höhe von 10,4 Metern vor, die in 342 Zimmer mit insgesamt 883 Betten aufgeteilt werden sollen. Das Grundstück, das knapp 27.000 Quadratmeter groß ist, liegt unmittelbar am Strand La Tejita.

Etwa 1.000 Personen demonstrierten am 20. Juni gegen das Projekt. Foto: EFE
Etwa 1.000 Personen demonstrierten am 20. Juni gegen das Projekt. Foto: EFE

Die Bürgerplattform „Salvar La Tejita“ hatte mit ihrer Petition beim Europaparlament, um den Hotelbau zu stoppen, keinen Erfolg. „Salvar La Tejita“ hatte auf negative Auswirkungen auf das Vogelschutzgebiet und das von der EU anerkannte Naturreservat „Montaña Roja“ in La Tejita befürchtet. 2017 wurde ihr Antrag abgewiesen. So stand, nachdem die kanarische Regierung bereits im Juni 2016 die Genehmigung erteilt hatte, nur noch die Baugenehmigung durch die Stadtverwaltung Granadilla de Abona aus, die dann auch prompt, allen Protesten von Umweltschützern zum Trotz, im Dezember 2018 erfolgte, genau zwei Wochen bevor das spanische Küstenamt mitteilte, dass die Grenzabmarkung an der Küste neu definiert würde, ein Verfahren, das bis heute nicht abgeschlossen ist.
Seit im Juni 2019 der Bau begonnen hat, haben Umweltschützer immer wieder moniert, dass dieses Bauvorhaben ein Attentat auf die Natur und darüber hinaus nach dem Küstengesetz nicht zulässig sei, weil der Abstand von 100 Metern zum Meer nicht eingehalten wird.

Von der Feuerwehr wurden die Aktivisten mit Essen, Trinken und sogar Handyakkus versorgt.
Von der Feuerwehr wurden die Aktivisten mit Essen, Trinken und sogar Handyakkus versorgt.

Nachdem der Bau allerdings weiter ungehindert vorangeschritten ist, haben Mitte Juni zwei Aktivisten einen der Baukräne besetzt, die auf der Baustelle eingesetzt werden. Dies sorgte für großes Aufsehen und rückte den Hotelbau in La Tejita erneut in den Fokus. Die Aktivisten spannten Transparente auf dem Baukran und forderten die Einstellung der Bauarbeiten. Nach mehr als fünf Tagen auf dem Kran bekamen sie Beistand von rund 1.000 Demonstranten (1.500 laut Angaben der Veranstalter), die sich am Strand und rund um die Baustelle versammelten, um ihnen Mut zuzusprechen und ihren Kampf zu unterstützen. Allen voran demonstrierten die Mitglieder der Plattform „Salvar La Tejita“, die nun neue Hoffnung schöpfen.

Demonstration am Strand. Im Hintergrund sind die Baukräne zu sehen. Fotos: EFE
Demonstration am Strand. Im Hintergrund sind die Baukräne zu sehen. Fotos: EFE

Der Leiter des kanarischen Umweltressorts, José Antonio Valbuena, teilte indessen mit, dass vonseiten der Regionalregierung zum derzeitigen Zeitpunkt kein Baustopp angeordnet werden könne. Lediglich die Gemeinde Granadilla de Abona sei befugt, die Bauarbeiten einzustellen. Bei der Gemeinde ist man dem Projekt allerdings offenbar zugetan, und es besteht nicht die Absicht, dieses zu stoppen. Baustadtrat José Luis Vera erklärte, dass für die Bauarbeiten alle Genehmigungen vorlägen.
Mit seiner Meinung hielt José Antonio Valbuena in einem Interview mit dem Radiosender Onda Tenerife nicht hinterm Berg. „Das Hotel in La Tejita ist ein Unsinn“, erklärte er und fügte hinzu, dass die Bauarbeiten ohne eine klare Vorgabe des Küstenamtes, wo die neue Grenze des öffentlichen Eigentums verlaufen werde, nicht weitergeführt werden sollten.
Am 22. Juni, nachdem die Aktivsten mehrere Tage auf dem Kran auf sich und die Situation in La Tejita aufmerksam gemacht hatten, ordnete das spanische Umweltministerium schließlich per einstweiliger Verfügung doch die Einstellung der Bauarbeiten an. Begründet wurde dieser Schritt damit, dass die Bauarbeiten teilweise auf einem Gebiet stattfinden, das nach der neuen Grenzabmarkung durch das Küstenamt öffentlicher Grund und Boden sein könnte. Das Unternehmen stellte die Bauarbeiten daraufhin ein, ließ aber verlauten, dass es felsenfest von diesem Projekt überzeugt sei und für das Recht kämpfen werde, es umzusetzen, da das Grundstück eindeutig als Bauland für touristische Zwecke ausgewiesen sei.
Die Aktivisten, die ganze zwölf Tage auf dem Baukran ausharrten, wurden übrigens immer wieder mit Lebensmitteln, Wasser und sogar Handyakkus versorgt. Feuerwehrleute brachten ihnen den „Proviant“ über eine lange Leiter – mit Einwilligung der Guardia Civil.

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