Umweltministerium plante Nationalpark in Granadilla


© Moisés Pérez

Die Argumente, mit denen die Regionalregierung den umstrittenen Hafenbau rechtfertigt, geraten immer mehr ins Wanken

Dem umstrittenen Hafenprojekt von Granadilla steht ein erneutes Hindernis bevor. Denn wie jetzt bekannt wurde, wollten die Vorgänger der sozialistischen Regierung den Meeresstreifen, der vom Industriegelände von Granadilla bis zur Punta de Teno reicht, zum Nationalpark erklären. Das jedenfalls ist aus einem Bericht ersichtlich, der der Umweltschutzorganisation Ben Magec vorliegt.

Der Bericht wurde im Juni 2002 von Fachleuten und Wissenschaftlern des Umweltministeriums verfasst. Damals wurde das Ministerium von Jaume Matas (PP) geleitet. Kurioserweise war es ausgerechnet er, der zwei Tage vor seiner Ablösung am 28. Februar 2003 dem Umweltverträglichkeitsbericht zum Hafenbau noch schnell seinen Segen erteilte. Ungeachtet der Tatsache, dass der geplante Hafen nicht nur innerhalb des Gebietes liegt, dessen Meeresstreifen zum Nationalpark erklärt werden sollte, sondern auch noch eine 11 Kilometer lange Seegraswiese gefährdet. Ganz zu schweigen davon, dass diese mit dem Namen Sebadales del Sur als Ort von allgemeinem Interesse erklärt wurde und somit geschützt ist.

In dem jetzt bekannt gewordenen Bericht werden alle Naturgebiete aufgeführt, die durch die Bezeichnung Naturpark geschützt werden sollten. Darunter befinden sich auch das Seegebiet an der Küste von Teno-Rasca und die Sebadales del Sur. Beide werden als die „drittbesten Zonen für die Erklärung zum Meeres-Nationalpark“ bezeichnet.

Dieser Bericht war bei der Erstellung der Umweltverträglichkeits-Erklärung für den Granadilla-Hafen nicht mit einbezogen worden. Ben Magec hat Umweltministerin Cristina Narbona jetzt schriftlich dazu aufgefordert, sich öffentlich über das Hafenprojekt unter Einbeziehung des Berichts zu äußern. Eine Kopie wurde außerdem an den EU-Umweltkommissar weitergeleitet, der ohnehin schon misstrauisch geworden ist, was die Pläne der kanarischen und Teneriffas Verwaltung den Hafen betreffend anbelangt.

Bislang hat die EU eine endgültige Entscheidung darüber, ob sie dem Projekt ihren Segen erteilt, damit auch die entsprechenden Gelder fließen können, immer wieder verschoben. Am 21. März findet nun eine erneute Anhörung der Interessenten vor dem Petitionsausschuss des EU-Parlaments statt.

Kanarische Unternehmer kündigen derweil an, dass sie den Hafen auf jeden Fall bauen werden, egal ob mit oder ohne europäische Unterstützung. Ähnlich haben sich auch die kanarischen Konservativen ausgedrückt. Doch die kanarische Vizeressortleiterin für Umwelt, Milagros Luis Brito, erklärte in diesem Zusammenhang, dass ein Nein der EU-Kommission auch das Aus des Hafens bedeuten könnte.

Was sind Seegraswiesen?

Seegraswiesen bestehen aus Meeresblütenpflanzen (im Fall Teneriffa handelt es sich unter anderem um das geschützte Tanggras der Art Cymodocea nodosa) und siedeln sich auf meist sandigem, gut belichtetem Untergrund in zwischen fünf und dreißig Metern Tiefe an. Sie sind für viele der für die Fischerei wichtigen Fischarten Ruhe-, Reproduktions- und Nahrungszone. Außerdem spielen sie eine wichtige Rolle in der Stabilisierung der Küstensedimente, in der Konservierung der chemisch-physikalischen Charakteristiken der Wassersäule und beherbergen einen großen Anteil an Epiphyten.

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