Unlautere Parteipropaganda im Netz


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Digitale Nachrichtenportale spielten Politskandale herunter

Alejandro de Pedro Lorca betrieb mit Hilfe zahlreicher Praktikanten zwei Internetfirmen, die daran arbeiteten, großen Unternehmen zu einem besseren Image im Netz zu verhelfen. Zu seinen Kunden gehörten große, börsennotierte Konzerne wie Telefónica, Mediaset und Bankia sowie auch der Fußballverein Real Madrid, dem die Dienstleistung 300.000 Euro wert waren.

Dieses vielversprechende Geschäftsmodell brach in sich zusammen, als de Pedro Lorca im Oktober vergangenen Jahres zusammen mit fünfzig weiteren Verdächtigen im Zuge eines Polizeischlages gegen Korruption, der Operation Punica, festgenommen wurde. Dabei ging es um eine Gruppe von Unternehmern, die von verschiedenen öffentlichen Verwaltungen Verträge über insgesamt 250 Millionen Euro erhalten hatten. Dabei kam auch ein zweiter Geschäftszweig Alejandro de Pedro Lorcas ans Licht, denn zu seinen Kunden zählten auch ein halbes Dutzend Gemeindeverwaltungen der Provinzen Madrid und Valencia, die Stadt León und die Regionalregierungen von Madrid und Murcia. Bei seinem Sturz riss der umtriebige Geschäftsmann verschiedene Amtsträger der Stadtverwaltung von Madrid mit, die seine Firmen mit öffentlichen Geldern angeheuert hatten, um im Internet Propaganda für führende Regionalpolitiker der PP (Partido Popular) zu machen. Wie die Anklageschrift enthüllt, war der Mann, der sich den Top-Managern und 

-Politikern erfolgreich als Internet-Koryphäe verkauft hatte, jedoch weit davon entfernt, die Wunder bewirken zu können, die er seinen Kunden versprach. 

Seine Vorgehensweise wirkte jedoch überzeugend. Über eine seiner Firmen, Madiba, rief er mit einem Stab von journalistischen Berufsanfängern mehrere Nachrichten-Webseiten ins Leben, auf denen Pressemitteilungen seiner Kunden veröffentlicht wurden. In seiner zweiten Firma, namens Eico, analysierten Internetspezialisten, gegen Bezahlung aus öffentlichen Mitteln, das Image der Politiker in den Internet-Medien. 

Wenn die Nachrichtenlage nicht gefiel oder gar ein Skandal ein schlechtes Licht auf einen seiner Kunden warf, überschwemmten Madiba und Eico das Netz mit Propaganda, um so die Skandalnachrichten aus den oberen Positionen der Suchmaschinen zu verdrängen. 

In Verhandlungen vor dem Nationalen Gerichtshof, bei denen es um die Veruntreuung öffentlicher Gelder geht, sagten Mitarbeiterinnen der Unternehmen aus, dass sie von öffentlichen Verwaltungen mit der Verdrängung von Nachrichten über korruptes Verhalten verschiedener Lokalpolitiker beauftragt worden seien, um online einen guten Ruf für diese Personen zu erzeugen. 

Diese Praxis war für Eico nicht neu. Schon Jahre zuvor hatte man vonseiten der Stadtverwaltung von León versucht, das Image der damaligen Präsidentin Isabel Carrasco, die 2014 ermordet wurde, reinzuwaschen. Sie war mehrfach angeklagt, und die Strategie bestand darin, über diese Fälle ebenfalls zu berichten, jedoch nicht so negativ, wie viele andere Medien. 

Die Dienste, welche für den Regionalpräsidenten von Madrid ausgeführt wurden, tarnte man stets als Aufträge zum Sammeln und Auswerten von Pressenachrichten, wie sie auch viele andere Institutionen vergeben. Doch dann hörte man auf, de Lorcas Rechnungen zu bezahlen, und als dieser seinen Kontakt in der Regionalregierung deshalb immer wieder anrief, flogen die Machenschaften und die Versuche, de Lorca auf Umwegen doch zu bezahlen, durch eine Telefonabhöraktion der Anti-Korruptionspolizei auf.

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