Unterirdische Zigarettenfabrik

Sechs urkainische Helfer lebten und arbeiteten in der unterirdischen Fabrik. Foto: EFE

Unter einem Pferdestall nahe dem Dorf Monda in der Provinz Málaga wurden rund um die Uhr 3.500 Zigaretten pro Stunde produziert

Madrid – Polizeikräfte haben in Zusammenarbeit mit Europol in der Provinz Málaga eine illegale Zigarettenfabrik enttarnt. Es handelt sich um die erste dieser Art in Europa, die in einer unter der Erde gelegenen Produktionshalle betrieben wurde.
Die Fabrik war unter einem Pferdestall verborgen, der sich in der Umgebung des 2.600 Einwohner zählenden Dorfes Monda befindet. Die Mitarbeiter stellten dort unter U-Boot-Bedingungen rund um die Uhr in 12-Stunden-Schichten Zigaretten her. Der Zugang zu der 200 Quadratmeter großen Anlage, in der sich eine komplette Fertigungsstraße für die Produktion und Verpackung der Zigaretten befand, war unter einem Container versteckt, der nur von außen mit schwerem Gerät entfernt werden konnte. Die darin befindlichen ukrainischen Arbeiter konnten dieses Verlies nicht aus eigener Kraft verlassen. Frischluft wurde über eine Klimaanlage zugeführt, von deren Funktionieren das Überleben der Männer abhing. Unter diesen klaustrophobischen Bedingungen lebten, schliefen und arbeiteten offenbar jeweils sechs Männer wochenlang, ohne hinausgehen zu können. Die spartanische Einrichtung bestand aus einem Schlafsaal mit vier Stockbetten, einer kleinen Küche mit zwei Kühlschränken, einem Duschbad mit Waschmaschine und Satellitenfernsehen. In den drei Produktionsräumen wurden dort 3.500 Zigaretten pro Stunde hergestellt, im Wert von 1,5 Millionen Euro pro Woche.

Sechs urkainische Helfer lebten und arbeiteten in der unterirdischen Fabrik. Foto: EFE
Sechs urkainische Helfer lebten und arbeiteten in der unterirdischen Fabrik. Foto: EFE

Im Rahmen der Operation „Hannibal“ nahm die Guardia Civil insgesamt 20 Personen britischer, litauischer und ukrainischer Herkunft fest. Ausgangspunkt war ein Hinweis von Europol, dass zwei Straftäter, die mit der illegalen Herstellung von Zigaretten in Verbindung gebracht werden, an der Costa del Sol leben. Dies brachte die Ermittler auf die Spur der unterirdischen Fabrik auf dem Pferdehof.
Da die Verhafteten jede Aussage verweigerten, gestaltete sich die Suche nach dem Zugang zu der in vier Metern Tiefe gelegenen Anlage äußerst schwierig. Mittlerweile war dem Generator, der unter anderem die Belüftungsanlage mit Strom versorgte, der Treibstoff ausgegangen. Dies brachte die sechs ukrainischen Arbeiter, die dadurch, dass ihre Kontaktpersonen von der Polizei festgesetzt waren, nicht hinausgelangen konnten, in eine lebensgefährliche Lage. Sie versuchten, die Außenwelt durch Klopfen an die Unterseite des Containers auf sich aufmerksam zu machen, doch die Schallisolierung, die zur Dämmung des Maschinenlärms eingebaut war, verhinderte, dass sie von der Polizei gehört wurden. Die Verhafteten ihrerseits gaben trotz der Lebensgefahr für die Arbeiter keine Informationen preis. So dauerte es 18 Stunden, bis der Container weggeschoben wur­de. Die Luft in den unterirdischen Räumen war sehr schlecht und der Geruch nach Tabak fast unerträglich, als die Guardia Civil-Beamten hinunterstiegen und die sechs Ukrainer herausholten.
Insgesamt wurden im Zuge der Operation Hannibal 17,6 Tonnen Tabak und 153.000 fertiggestellte Zigarettenpackungen mit über drei Millionen Zigaretten sichergestellt. Hinzu kommen 144 Kilogramm Marihuana und 20 Kilogramm Haschisch.
Bei dem gefälschten Fabrikat handelt es sich um die bulgarische Zigarettenmarke Cartel. Bestimmt waren sie für den westeuropäischen Markt, für Frankreich, Deutschland und Großbritannien, wo sie für zwei Euro pro Schachtel verkauft wurden.

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