Valentinstag – trotz Karneval ein Fest


Gedanken für mich – Augenblicke für Gott

Am kommenden Mittwoch ist wieder Valentinstag. Und obwohl auf Teneriffa derzeit der Karneval ganz mächtig in Gang gekommen ist, wird dieser Gedenktag mit Sicherheit nicht unter dem närrischen Trubel zu leiden haben. Denn Valentinstag ohne Blumen oder ein anderes Geschenk für die Dame des männlichen Herzens, das ist wie Weihnachten ohne Kerzen oder Silvester ohne Raketen bzw. Sektumtrunk um Mitternacht.

Mit dem Motto „Lasst Blumen sprechen“, wird der 14. Februar wieder für kräftige Umsätze in den Floristikbetrieben sorgen. Nur: Der Valentinstag ist mehr als nur eine gute Geschäftsidee von pfiffigen Blumenhändlern, die dem Fest Mitte des letzten Jahrhunderts ein bisschen auf die Sprünge halfen. Angefangen hatte alles eigentlich schon viel früher und außerdem: Völlig Gratis!!

Seit Mitte des 14. Jahrhunderts feiert man den Gedenktag des Hl. Valentin am 14. Februar. Allerdings muss man der Ehrlichkeit halber sagen, dass es mehrere Heilige mit diesem Namen gibt. Der Wichtigste starb bereits um 270 als Märtyrer in Rom. Er gilt noch heute als Patron der Bienenzüchter und der Verlobten. Von einem anderen berichtet eine Legende, dass er Mönch gewesen sein soll, der im klostereigenen Garten gearbeitet hat und allen, die vorbeigingen eine Freude machen wollte, indem er ihnen Blumen mit auf den Weg gab. Gratis – einfach so, weil er sich freute, wenn er in den Augen der Menschen ihre Freude entdecken konnte – und: Weil er wahrscheinlich selber ein überaus netter und liebenswerter Zeitgenosse war.

Seit dem Mittelalter nun ist der Valentinstag das eigentliche Fest der Jugend und der Liebe. Das wiederum entnahm man der Natur, denn man war der Ansicht, dass die wilden Vögel sich ab dem 14. Februar zu paaren beginnen. Und daraus hat man nun die entsprechenden Schlüsse gezogen. Viele Mädchen glaubten – vielleicht auch, weil man es ihnen lang genug eingeredet hatte – sie würden den Mann heiraten, den sie an diesem besagten Valentinstag als ersten vor dem Haus erblicken würden. Und eine andere Überlieferung besagt, dass die Mäd-chen an diesem Tag die Namen ihrer Verehrer auf kleine Zettel aufgeschrieben, diese dann in Lehm eingewickelt und sie anschließend ins Wasser geworfen haben. Der Zettel, der sich als erster von dem lästigen Lehm befreit hat und noch leserlich war, der zeigte dem Mädchen dann, welcher Verehrer sie tatsächlich heiraten würde.

Man kann sicherlich geteilter Meinung über all diese Überlieferungen und Legenden sein. Aber der Valentinstag, daran besteht für mich kein Zweifel, hat seinen eigenen Reiz behalten. Es ist der Tag der Freundschaft, an dem man nicht nur der Liebsten, sondern, wie es in angelsächsischen Ländern der Brauch ist, auch anderen Leuten, die man gern hat, einfach kleine Geschenke zusteckt und so seine Verbundenheit und seine Zuneigung deutlich macht. Das können nun Blumen sein, müssen es aber nicht. Es könnten auch gute Gedanken sein – sowohl für den liebsten Menschen, als auch für alle, die einem notwendig sind wie die Luft zum Atmen. Am Valentinstag möchte ich auch an all jene denken, die sich in diesem noch recht frischen Jahr ganz bestimmt verlieben werden. Oder auch an die, die sich in diesen Monaten fest binden wollen. Dankbar denke ich auch an alle, die Verantwortung übernehmen – sowohl füreinander, als auch für andere, z.B. für Kinder, denn das gibt unserer Gesellschaft den notwendigen Halt und das Rückgrat, welches sie dringend braucht. Ich denke aber auch an alle, die an diesem Mittwoch eben keine Geschenke kaufen, weil sie vor einem Scherbenhaufen stehen; die wortlos mit einem Menschen an der Seite leben und sich nichts mehr zu sagen haben. Und ich denke an alle Töchter und Söhne, die ihre Mutter, ihren Vater nicht kennen und ohne die entsprechenden Beziehungen aufwachsen mussten und heute noch müssen. An all diese Menschen will ich am diesjährigen Valentinstag ganz bewusst denken – auch an jene, die sich in ihrer Liebe zu den Nächsten tagtäglich aufopfern, um ihnen beizustehen und sie zu pflegen, sie zu trösten, sie der Einsamkeit zu entziehen. Ich denke an die, deren Liebe in den Augen anderer unmöglich ist und die damit leben müssen, dass man auch heute noch mit dem Finger auf sie zeigt. Ich denke an Männer, die Männer lieben und Frauen, die Frauen lieben. Auch an alle Altgewordenen denke ich, die sich ja auch noch im Herbst ihres Lebens verlieben können oder deren Augen hell leuchten, wenn sie von früher und ihrer großen Liebe erzählen.

Valentinstag feiern heißt nach all diesen Gedanken für mich: Innezuhalten und mal wieder ganz bewusst zu merken, nicht was mir wichtig ist, sondern wer! 

Bertram Bolz, Diakon

Kath. Touristen- und

Residentenseelsorger

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