Spanien wurde in den letzten Wochen von zwei schweren Waldbränden heimgesucht
Madrid – 2021 scheint sich zu einem im wahrsten Sinne des Wortes schwarzen Jahr in Sachen Waldbrände zu entwickeln. Jüngsten Meldungen zufolge sind in weniger als neun Monaten dieses Jahres bereits insgesamt 85.000 Hektar Wälder und Buschland den Flammen zum Opfer gefallen. Das sind fast 50.000 mehr als im gesamten Vorjahr und etwa 32.000 mehr als 2019. Mitverantwortlich für die hohe Anzahl verbrannter Flächen ist der heftige Waldbrand, der im August in Ávila in der autonomen Region Kastilien-León wütete. 21.000 Hektar Vegetation wurden dabei vernichtet. Wie ein Sprecher des Nationalen Koordinationszentrums für Waldbrände mitteilte, handelt es sich bei diesem jüngsten Brand in Ávila um eines der schwersten Ereignisse dieser Art, das je in Spanien verzeichnet wurde, bis es am 8. September zu der Brandkatastrophe in der Region Málaga kam.
2018 war dank eines besonders regenreichen Frühlings mit landesweit nur 18.500 Hektar verbrannter Fläche das diesbezüglich beste Jahr, seit es Aufzeichnungen gibt. Allerdings, so heißt es seitens des Zentrums, müsse man sich in diesem Zusammenhang längere Zeiträume ansehen, um aussagekräftige Vergleiche ziehen zu können. In diesem Sinne überschreite die diesjährige Anzahl an verbrannter Fläche den Durchschnitt der letzten zehn Jahre – etwa 68.500 Hektar, doch schon erheblich.
Im Großen und Ganzen könne man sogar sagen, dass die Tendenz in Sachen Waldbrände seit 1980 in Spanien eher rückläufig ist und zwar sowohl, was die Anzahl der Brände als auch die betroffene Fläche betrifft. Das liege unter anderem daran, dass sich seit damals die Feuerbekämpfung professionalisiert hat, erheblich mehr Vorbeugungsarbeit geleistet wurde und deutlich mehr Investitionen in die Bekämpfung von Waldbränden geflossen sind. Dennoch gebe es weiter Jahre, die in Sachen Brände besonders verheerend waren, so auch das Rekordjahr 2012, wo aufgrund einer extremen Hitzewelle spanienweit 190.000 Hektar Wälder, Busch- und Weideland den Flammen zum Opfer gefallen sind. Auch das laufende Jahr bewegt sich mit seinen außergewöhnlichen Klimakapriolen in diese Richtung. Das scheint der große Brand in der Sierra Bermejo zu beweisen, der erst am 14. September unter Kontrolle gebracht werden konnte.
Waldbrand in Südspanien nach einer Woche unter Kontrolle
Seit dem 8. September hatten Feuerwehrleute in der Provinz Málaga einen riesigen Waldbrand bekämpft, der dank einsetzenden Regens am 14. September unter Kontrolle gebracht werden konnte. Rund 10.000 Hektar Waldfläche sind dem Brand zum Opfer gefallen, der auch ein Menschenleben forderte.
Am Sonntag, dem 12. September hatte das Feuer in den Bergen der Sierra Bermeja noch einmal an Intensität zugenommen, sodass sogar das Militär zur Hilfe gerufen wurde. „Einen solchen Brand hat es in Andalusien und wohl auch in ganz Spanien seit Jahren nicht mehr gegeben“, erklärte der andalusische Regionalpräsident Juanma Moreno. „Wir sprechen von einem Feuer von ungewöhnlicher Kraft und Stärke im Vergleich zu den Bränden, die wir gewohnt sind”, hatte ein Feuerwehrsprecher bei einer Pressekonferenz erklärt. Das bergige Gelände, Hitze, Trockenheit und ständig drehender Wind haben die Löscharbeiten erheblich erschwert, bei denen auch ein 44-jähriger Feuerwehrmann ums Leben kam. Ein Professor für Forsttechnik der Universität Lleida erklärte, dass die Feuerwolke wie ein Sturm sei und durch elektrische Entladungen neue Brandfronten bilden könne. Ein solcher Waldbrand sei praktisch unmöglich zu bekämpfen. Spanien hatte schließlich auch Soldaten in den Kampf gegen den Waldbrand geschickt und zwar eine Einheit aus Morón, die militärische Nothilfeeinheit UME, die sich den 300 Feuerwehrleuten und 41 Löschflugzeugen anschloss. Insgesamt waren 6.000 Einsatzkräfte an den Löscharbeiten beteiligt. Mehr als Tausend Menschen mussten ihre Häuser verlassen, insgesamt wurden zweieinhalb Tausend Personen in Sicherheit gebracht.
Brand der sechsten Generation
Experten sind der Meinung, dass ein sogenannter Brand der sechsten Generation nun Spanien erreicht hat. Brände, die schon in Australien, den USA und im Mittelmeer beobachtet wurden. Die durch die Hitze des Feuers eine Kondensationswolke erzeugen, einen sogenannten Pyrocumulus, eine große Wolke voller Glut.
Die Behörden Andalusiens sind davon überzeugt, dass es sich um Brandstiftung handelt. Sie suchen nun nach den Pyromanen, die einen Brand verursacht haben, den zu löschen sie zeitweise außerstande waren. „Sie sollen nicht ruhig schlafen, denn wenn sie es am wenigsten erwarten, wird die Guardia Civil kommen und sie verhaften“, warnte der andalusische Präsident Juanma Moreno.
Ein Faktor führe heutzutage häufig dazu, dass sich Brände besonders schnell ausbreiten können, nämlich die Tatsache, dass es immer mehr Flächen mit durchgehender Vegetation gebe, Flächen, die vor wenigen Jahrzehnten noch durch kleine Ortschaften, Weideflächen und Anbaugebiete unterteilt wurden. „Eine durchgehende Waldfläche erhöht das Risiko bei einem Brand ungemein, da viel mehr Brennstoff zur Verfügung steht, und dieses Risiko besteht heute weit mehr als früher“, erklärte ein Sprecher des Nationalen Koordinationszentrums für Waldbrände wörtlich.
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